Gibt es beim Billingualismus wirklich „gute“ und „schlechte“ Sprachen oder sind das nur die schlechten Vorurteile?

7 Antworten

Woher kommt das? Ist es denn für das Kind ein geringerer Vorteil mit russisch oder türkisch aufzuwachsen? Gibt es wirklich "gute" und "schlechte" Sprachen?

Nein, es liegt - in mir bekannten Fällen - daran, dass das Kind dort entweder nur die "fremde" Sprache beigebracht bekommt oder fehlerhaftes Deutsch, weil die Eltern es selbst nicht oder nicht besonders gut sprechen.

Ansonsten ist mir keine Kritik bekannt, die nicht aus besonderen Ecken kommt. Und eine solche wäre auch nicht angebracht.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – staatl. gepr. Übers. und absoluter Sprach(en)nerd

Es gibt keine guten und schlechten Sprachen und speziell Russisch und Türkisch stehen bei mir persönlich ganz hoch im Kurs und kommen direkt hinter Englisch und noch vor Französisch, Spanisch oder Chinesisch.

Ich muss allerdings zugeben, dass ich den "Wert" kleiner Sprachen wie z.B. Isländisch oder Estnisch als nicht sehr hoch einschätze. Aber Russisch und Türkisch sind ja Giganten dagegen.

Ich habe bemerkt, dass es sogar türkische Muttersprachler gibt, die in eine Bewerbung nur Deutsch als Muttersprache und Englisch als Fremdsprache anführen, obwohl sie Türkisch können und das auch in die Bewerbung gehört. Wenn ich da Personalchef wäre, dann gäbe das gewaltige Minuspunkte, wenn jemand auf diese Weise seine eigene Muttersprache verleugnet.

Ray9han 
Fragesteller
 03.11.2021, 18:47

Aber was denkst du warum solche Leute Ihre Muttersprache verleugnen ?

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tanztrainer1  04.11.2021, 23:27
@Ray9han

Es gibt eben Leute, die gerade Türken nicht besonders mögen.

Man verleugnet also die Muttersprache, weil man Angst hat, dass man deswegen nicht akzeptiert wird.

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Sprachen von Drittweltländern werden ebenso verachtet wie die Menschen aus den Ländern und alles andere mit ihnen zusammenhängende. Reichtum wird hoch bewertet, Armut gering, so einfach ist das.

"ch glaube wenn Deutsche ins Ausland ziehen. Beispielsweise nach China, Japan , usw. dann sprechen die ja auch nicht direkt 100% Chinesisch oder Japanisch mit ihren Kindern."

Da glaubst du zwar, weisst aber nicht. Genau das tun so manche deutsche Eltern tatsächlich.

Dein Sprachenmodell kenne ich übrigens, da ich "zweisprachig" aufwachsende Kinder unterrichte. Und ich kann dir sagen: ss gibt unter ihnen keines, das wirklich zweisprachig ist. Es gibt immer die eine Hauptsprache und die andere sehr fehlerhaft "gesprochene" Sprache. Eigentlich verstehen alle Kinder mehr oder weniger die zweite Sprache, können sie aber nicht sicher und verständlich sprechen.

Von manchen Kindern glauben die Eltern sogar, es gebe zwischen ihnen gegenseitiges Verstädnis, wohingegen das Kind in Wirklichkeit nur simuliert, zu verstehen. Und in Wirklichkeit kein Wort versteht oder gar spricht.

Diese "Fördereltern" richten bei den Kindern ziemliches Chaos an.

Ray9han 
Fragesteller
 03.11.2021, 15:36

Ich bin nicht zweisprachig aufgewachsen. Bin erst mit 13 Jahren aus den Philippinen nach Deutschland gekommen. Meine Muttersprachen sind Tagalog und Englisch.

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Aus dem, was ich in meinem Bekanntenkreis so erlebt habe, gibt es keine guten und schlechten Sprachen. Das sind wirklich nur dumme Vorurteile.

Das Problem wäre nur, wenn Eltern nur gut Türkisch sprächen und dann versuchen würden, mit ihren Kindern Deutsch zu sprechen. Dann lernen die Kinder fehlerhaftes Deutsch.

Bei Bekannten ist es so, dass der Mann mit seinen Kindern serbisch redet und seine Frau spricht mit ihnen Deutsch. Es meinten dann welche, dass ja serbisch nicht unbedingt eine wichtige Sprache wäre. Aber meiner Meinung nach macht das gar nichts aus.

Was ich so mitbekommen habe, tun sich Kinder, die schon mehrsprachig aufwuchsen, später mit weiteren Sprachen sehr viel leichter, als andere. Es gibt ja solche Sprachgenies, die eine ganze Reihe von Sprachen fließend beherrschen. Einer meiner früheren Kollegen beherrsche fünf oder sechs Sprachen fließend.

Eine Freundin meiner Mutter war von Beruf Dolmetscherin für Französisch und Englisch, ihr Ehemann war Italiener. Mit der Tochter wurde zu Anfang Deutsch und Italienisch gesprochen, später kam nach und nach auch noch Englisch und Französisch dazu. Das klappte jedenfalls wunderbar und seit langem arbeitet die Tochter auch wieder als Dolmetscherin. Die ist mittlerweile fast 60 Jahre alt.

In meiner Familie hätte es auch die Möglichkeit gegeben zur Mehrsprachigkeit.

Die Oma meines Großvaters war Griechin, sein Opa Italiener. Leider ist man zu der Zeit noch nicht auf so eine Idee gekommen. Das bisschen, was ich auf Griechisch kann, kommt daher, weil wir relativ oft in Griechenland Urlaub machten. Mit Italienisch war es ähnlich, nur machte ich noch zusätzlich Kurse an der Volkshochschule. In den 70ern lerne ich auch noch Portugiesisch an der Volkshochschule und teilweise als Gasthörer an der Uni. Aber mir fiel es eben nicht so leicht wie jemand, der einige Sprachen von ganz klein auf lernen konnte.

Die Antwort, die du haben möchtest, ist in der Frage ja schon vorgegeben.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Sprachdienstleister