Gab es in DDR Antisemitismus?

6 Antworten

Seitens rechter Leute, in der Bevölkerung, ja, aber nicht laut und öffentlich, sondern wenn dann nur im engeren Familien- oder Freundeskreis.

Eventuell antisemitisch wirkende Maßnahmen und Aussagen des Staates DDR auf den Israel/Palestina Konflikt, bezogen sich nicht auf ein negativ formuliertes "jüdisch oder israelisch sein" sondern es wurde den Palistinänsern eine sozialistische Orientierung abgekauft und/oder zugesprochen, und deshalb unterstützt, bzw. wie snowdrop andeutet, Israel ist amerikanah, Amerika war der "Feind" und der Freund des Feindes war also auch Feind.

Diese Entscheidung war wahrscheinlich ebenso fragwürdig, weil man die näheren Umstände schlecht kannte, wie die der Amis, mal die Afghanen unterstützt zu haben.

Es wurde in der DDR auch verdammt wenig thematisiert, dass in den KZs im größten Umfang, Juden ermordet wurden. Dafür gab es um so mehr Berichte, über Kommunisten die dort umkamen. Als Kind hat man da ein echt schiefes Bild bekommen. Solch eine große Unterschlagung kann man auch gut als staatlichen Antisemitismus bezeichnen.

Der Schwerpunkt der Geschichte des 3. Reichs lag auf dem Widerstand der Kommunisten (Ernst Thälmann, Rote Kappelle, usw.). Der Holocaust wurde gelehrt, trat aber dahinter zurück. Selbst in den Gedenkstätten wie Sachsenhausen wurde das Hauptaugenmerk auf die Kommunisten gelegt. Das Thema (jüdische) Religion und Antisemitismus wurde durch den unausweichlichen Sieg der atheistischen sozialistischen Gesellschaft halt irgendwie als ein rein geschichtliches betrachtet.

Es wurde sehr deutlich gemacht, daß die SU den Hauptfeind, die Nazis, vertrieben hatte, und nun den zweiten Hauptfeind, die USA, in Schach hält. Bei einigen schwingt bei Antiamerikanismus immer etwas Antisemitismus mit, wobei das auch nur das halbe Bild darstellt. Israel als Staat wurde auch nicht großartig thematisiert, man war wohl eher pro-palästinensisch eingestellt. Entscheidend war, was der Kreml diktierte, und das war eben die marxistische Ideologie.


derdeidas 
Beitragsersteller
 31.08.2024, 21:21

Und Marxlehre kam nach DE aus Russland?

snowdrop41  31.08.2024, 21:26
@derdeidas

Die Idee des Sozialismus, bei dem der Marxismus auch eine Rolle spielt, gab es auch schon vor den Nazis in Deutschland. In der DDR erhielten treue Anhänger dieses Prinzips bessere Stellen, auch Ärzte.

Ja.

Judenfeindschaft in der DDR hatte verschiedene Facetten: Erstens gab es Antisemitismus in den Staatsorganen; zweitens die Verdrängung jüdischer NS-Opfer aus der öffentlichen Erinnerung; drittens die Unterstützung antisemitischer palästinensischer Terroristen durch die Staatssicherheit; viertens den Antisemitismus „von unten". Für alle vier Facetten gibt es zahlreiche Beispiele.

Antisemitismus in der DDR | Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur (bundesstiftung-aufarbeitung.de)

siehe auch hier.

Antisemitismus in der DDR | Antisemitismus | bpb.de

Somit

Ja, in der DDR gab es Antisemitismus.

Ja schon.. In der Praxis existierte weiterhin Antisemitismus auf verschiedenen Ebenen, auch nach dem zweiten Weltkrieg und der Gründung der DDR. Obwohl die offizielle Ideologie des Staates behauptete, Antisemitismus sei überwunden worden, da dieser als Teil des „faschistischen Erbes“ der Nationalsozialisten betrachtet wurde, blieb er in Wirklichkeit leider bestehen.

Die DDR-Führung präsentierte den Sozialismus als Lösung für alle Formen von Diskriminierung, einschließlich Antisemitismus. Leider funktionierte dies nicht in der Praxis, wie ich schon erwähnte.

LG