Findet ihr, dass die Berufsreifeprüfung gleichwertig zur "normalen" Matura ist?

1 Antwort

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ja, finde ich durchaus. Zumal die Maturaprüfungen in D, E u. M. ja wohl nicht weniger schwierig sein dürfen, als die aus der Zentralmatura (dann wäre diese Matura tatsächlich "weniger" wert. Dazu kommt eben noch die Lehrabschluss-Fachprüfung, die vermutlich der Gesellenprüfung gleichkommt (möchte mich diesbezüglich nicht festlegen, da ich nicht wirklich Einblick in die Materie habe...).

Und zusätzlich zu D, E und M noch Prüfungen über fachspezifische Gegenstände + Praxis (!) abzulegen, ist meines Erachtens sogar mehr Wert, als bspw. in irgendeinem "Nebengegenstand" zu maturieren...

Überlege einmal für dich: welche Matura zählt mehr: Gym, HAK, HTL, BAKIP, ...?

DoctorInge 
Fragesteller
 21.02.2022, 00:05

Die zählen für mich ehrlich gesagt alle gleich viel.

Ich besuchte die Oberstufe eines Gymnasiums und die eine BHS (hatte einmal einen Wechsel), da fand ich es ehrlich gesagt viel einfacher in der BHS eine gute Note zu bekommen als im Gym. Im Gymnasium ist der Anspruch für eine sehr gute Note höher als in der HAK und man geht bei vielem mehr in die Tiefe. Dafür hat man in der BHS eine oder mehrere Berufsausbildungen, was das wieder ausgleicht. Somit würde ich sagen, AHS und BHS gleich viel "wert".

Was ich meinte mit 'leichter eine gute Note zu bekommen': In vielen BHS wird mit dem Notenschlüssen gearbeitet, dass man ab 50% positiv ist, in den AHS ist man das jedoch erst ab 60%. (Trifft nicht auf alle BHS zu, aber auf einige.) Was mir auch auffiel, im Gym waren mehr eigene Gedanken bei einer Aufgabe gefragt, in der HAK machteste halt genau nach Schema und hast vieles abgeschrieben. Zumindest da wo ich war.

Ich hatte deswegen bei der Berufsreifeprüfung Bedenken, da ich mir dachte: Wie soll man denn den ganzen Oberstufenstoff schaffen in einem Fach, in den Samstagsblöcken, die man hat? Ich meine, man muss ja Vollzeit arbeiten nebenbei. Das ist nicht ohne. Ich dachte mir vielleicht, dass da vielleicht vom Stoff etwas ebgespeckt wurde (wäre dann nicht mehr gleich viel wie bei der Zentralmatura), damit das alles Platz hat. Ich meine, Freizeit brauchen die Jugendlichen doch auch noch irgendwie.

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oetschai  21.02.2022, 01:06
@DoctorInge

Ich gratuliere dir erstmal zu deiner sehr reflektierten Haltung!

Meine Meinung: Wer es schafft, neben der Lehre noch D, E u. M auf Maturaniveau zu "lernen", bekundet auf alle Fälle "Reife"...

Ein Bekannter von mir hat in den 80ern Abendmatura (in Linz) gemacht - und musste schließlich seinen Posten bei der Post kündigen, um das Lernpensum zu schaffen... er hat es - mit größten Anstrengungen letztlich geschafft. Nebenbei: er hatte damals einen Hauptschul B-Zug Abschluss (also keinen Englischunterricht)... ich ziehe heute noch den Hut vor ihm... ;-)

Aber du fürchtest offenbar, dass die Qualität bezüglich D, E und M etwas leiden könnte, was der praktischen Arbeit von Lehrlingen geschuldet sein könnte...

Was sagt "Matura" schon über einen jungen Menschen aus?...dass er/sie befähigt ist, ein Studium zu absolvieren...?

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DoctorInge 
Fragesteller
 21.02.2022, 02:46
@oetschai

Ich weiß nicht, was die Matura aussagt, ganz ehrlich. Ich habe nur das Gefühl, dass sehr viele Menschen ohne Matura als weniger intelligent ansehen.

Noten werden generell schnell mit Intelligenz gleichgesetzt, kommt mir vor. Ich schrieb in Physik mal eine 5, da ich aus Stress nicht gelernt habe (also auf den Test gekackt 😬) und seit dem hält mich die Lehrerin für stockdumm und redet auch so mit mir. "HaSt Du DaS vErStAnDeN?" Echt ärgerlich.

Ich hoffe, ich werde dieses Image wieder los, es ist verletzend. Zumal sie kein einzigel Mal gefragt hat, weshalb ich denn den Test verschissen habe. Erster Schluss war: Dumm.

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oetschai  21.02.2022, 10:56
@DoctorInge

Ich würd da gerne ausführlicher darauf antworten, hab aber jetzt bis zum Abend leider keine Zeitressourcen und den Kopf nicht frei, und ich will nicht irgendwas schwafeln, dafür ist mir "dein" Thema (und das vieler LeidensgenossInnen, die ähnliche Erfahrungen machen mussten...) zu ernst und wichtig... Bitte um Geduld.

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DoctorInge 
Fragesteller
 21.02.2022, 12:04
@oetschai

Ok, schreib einfach dann. Wenn du die Zeit fandest. :-)

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oetschai  22.02.2022, 19:09
@DoctorInge

"Noten werden generell schnell mit Intelligenz gleichgesetzt,..."

Verena Birkenbihl, ein Koryphäe auf dem Gebiet des "gehirngerechten Lernens" (leider schon verstorben, aber ihre hoch interessanten Vorträge sind alle auf YT nachzusehen...) meinte zum Thema "Matura" (bzw. Abitur) und "Noten" lediglich sinngemäß: "Noten sagen nur etwas darüber aus, wie gut jemand mit dem Schulsystem (Lehrern) zurechtgekommen ist, aber nicht direkt, wie intelligent jemand ist..." (bzw. was jemand wirklich weiß oder kann - würde ich ergänzen).

Und leider gibt es immer noch LehrerInnen,

die 1.) meinen, ihr Fach sei das Allerwichtigste auf der Welt, und SchülerInnen, die das nicht anerkennen, sind entweder faul oder dumm oder wahrscheinlich beides...

die 2.) es als Angriff auf ihre Person ansehen, wenn SchülerInnen sich nicht "schulkonform" verhalten - ohne Rücksicht auf die Befindlichkeit ihrer Schutzbefohlenen...

die 3.) die Nase so hoch in ihren "geistigen Sphären" haben, dass sie die jungen Mitmenschen (genannt SchülerInnen...) gar nicht wirklich wahrnehmen (wollen...?) - schließlich ist ja ein Lehrplan zu erfüllen, alles und jeder Andere hat sich dem gefälligst unterzuordnen.

die 4.) selber meinen, alles, was unter Matura-Niveau ist, ist beklagenswert und halt weniger wert... Naja, schließlich haben die meisten LehrerInnen kaum einmal etwas Anderes "gesehen", als Schule, Schule und wieder Schule (...und da zähle ich "unsere" Hochschulen, früher PädAK und Unis auch dazu) - abgesehen von Bundesheer bzw. Zivildienst bei männlichen Berufskollegen.

Jetzt bitte nicht falsch verstehen - ich habe jetzt bewusst etwas überzeichnet; die weitaus meisten Lehrer sind sicherlich bemüht in ihrer Arbeit, aber das gängige Schulsystem bringt halt leider solche "Blüten" wie deine Ph-Lehrerin (Gym?) hervor, die - vermutlich nicht einmal willentlich (solche Bosheit möchte ich nicht unterstellen...) - gar nicht merken, wie verletzend ihr Verhalten eben dir und vielen anderen SchülerInnen gegenüber ist: auch wenn deine Leistung (bei dem einen Test...) noch so "negativ" - halt "Nicht Genügend" - war, hat sie nicht das Recht, a) daraus zu schließen, du wärst dumm und b) dich dann auch noch "so" zu behandeln, als wärst du dumm - dieses Verhalten ist schlicht beleidigend ... (selbst, wenn ihr das vielleicht nicht einmal bewusst ist...).

Fragen: kann "man" (du als Schülerin) mit dieser Lehrperson "reden" (im Sinne von "vernünftig" und auf Augenhöhe)? Wenn das nicht möglich ist...:

Gibt es in deiner Schule so was wie "VertrauenslehrerIn", mit denen man auch so ein Thema besprechen könnte? Klassenvorstand? ...eventuell Religionslehrer? Schülervertreter? Wem vertraust du?

Es wäre halt wichtig dabei, dass sowohl du als auch die betreffende Lehrerin dabei ohne "Gesichtsverlust" aussteigt - dass das geschieht, das wünsch ich dir von Herzen.

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DoctorInge 
Fragesteller
 22.02.2022, 23:54
@oetschai

Vielen Dank für den durchdachten und lieben Kommentar!

Das hat jetzt echt gut getan, das zu lesen.

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