Erfahrungen zum gebrochenen Unterkiefer beim Pferd?

5 Antworten

Ja, ich leider. Mein Wallach hatte sich mal einen Trümmerbruch des Unterkiefers zugezogen. Allerdings war er da erst 7. DAs Schlimme war, dass ich ihn erst vier Wochen vorher in einen 50 km entfernten Stall - nahe meines Arbeitsplatzes - gestellt hatte, das Pferd also aus dem Bereich meines Tierarztes rausgestellt hatte.

Ich hatte ihn nur mal kurz in eine Außenbox gestellt - vom Offenstall - da ich ihn reiten wollte. Mit Halfter. Ich holte mein Sattelzeug, dauerte vielleicht 2 Minuten und als ich wieder kam, hatte er sich am Halfterring und Riegel aufgehängt. Ich machte ihn los und er schien auch weiter nichts zu haben. Ich bin sogar ausgeritten, nur merkte ich unterwegs, wie mein Pferd immer weiter abbaute. Die Sache mit dem Halfter hatte ich bis dahin längst vergessen. Als wir zu Hause fahren, lehnte er aber das Fressen ab. Und da fiel es mir wieder ein. Der Ortstierarzt konnte aber nicht, da er über Land fuhr und die SB schworen Stein und Bein, dass es keinen anderen geben würde.
Ich rief dann meinen alten TA, dem ich 100% vertraute, an und er sagte, ich solle dem Pferd Weizenkleie zu fressen geben. Und dem Kollegen sagen, dass er unbedingt das Pferd auf Kiefernbruch untersuchen solle.

Am nächsten Tag kam der Ortstierarzt und untersuchte mein Pferd, das mittlweile einen Kopf wie ein Fisch hatte. Das Pferd tobte und warf immerzu den Kopf in die Höhe, aber schließlich meinte der TA, das mein Pferd nur eine schwere Prellung hätte. Gott sei Dank. Nach drei TAgen aber bekam das Pferd über 40 Grad Fieber. Der Ortstierarzt untersuchte es wieder, tobend, und meinte, nein, nur eine Prellung. Er spritzte ihm ein fiebersenkendes Mittel. Am nächsten Tag sah mein Pferd völlig fertig aus, ich orderte einen Hänger und fuhr mit dem Tier nach Hause in die Klinik meines TA. Röntgenaufnahmen...
Tja, Trümmerbruch des Unterkiefers. Aber dann sagte mein TA: "Das ist ja nicht das Schlimmste. DAs Pferd hat das Genick angebrochen. Eine falsche Bewegung mit dem KOpf und es ist querschnittgelähmt." Ich war völlig fertig und dachte an die Untersuchungen des anderen Tierarztes. "Und woher wissen Sie das" fragte ich meinen TA. Der guckte mich nur böse an und fauchte: "Das sieht man doch. " Tja, er sah das, der andere Depp hatte nichts gesehen." Leider war die Diagnose Kiefernbruch zu spät gestellt worden. Mein Ta war sauer, weil er sachte, dass man beim geringsten Verdacht röntgen müsse. Was ja nicht passiert war. Jedenfalls konnte mein Tirfi nicht mehr operiert werden, da die Callusbildung schon eingesetzt hatte. Der Bruch musste also von alleine heilen. Und wegen des Beinah Genickbruches durfte mein Tirfimann nicht auf die Weiden der KLinik, da er keine unkontrollierte Bewegung machen durfte. Er musste im schönsten Sommerwetter in der Klinikbox stehen. Tirfi bekam rel. viele Schmerzmittel, damit er einigermaßen Heu fressen konnte. Er brauchte aber für ca die halbe Ration, die er sonst bekam, einen ganzen Tag. Aber der TA sagte, dass Tirfi Heu fressen müsse, da er sonst an Kolik eingehen könnte. Wie gesagt, er stand ständig unter Schmerzmittel.

Nach sechs Wochen durfte ich ihn, als die Gefahr des Genicksbruches gebannt war, mit nach Hause nehmen. Er durfte dort auch wieder normal auf die Weide. Vier Monate später musste er noch mal einrücken, weil der TA sehen wollte, ob er ihm vielleicht einen Zahn ziehen müsse. Das war aber nicht nötig. Ungefähr drei Monate nach dem Vorfall habe ich Tirfi auch wieder geritten. Erst gebisslos, aber später auch normal mit Gebiss. Er war auch nicht entstellt, als die Schwellung weg war. Nur unter einem Unterkieferast hatte er ein leichtes Überbein zurückbehalten, ungefähr so groß wie eine halbe Walnusschale. Wer es nicht wusste, sah nichts. Sein hübsches Arabergesicht war also nicht entstellt. Tirfimann ist damit 28 geworden und hatte nie Probleme beim Fressen bekommen. Allerdings hatte er eine massive Anbindepanik behalten und die habe ich auch nie versucht, ihm abzugewöhnen. Er war halt traumatisiert. Aber er lernte es, an seinem Platz zustehen wie eine 1.

Aus der REichweite meines Tierarztes habe ich ihn nie wieder weggestellt. Leider hat sich der geniale Mann aber vor drei Jahren mit 81 selbst in Pension begeben. Wie konnte er mir das antun. Schluchz..... Seitdem habe ich notgedrungen eine andere TÄ, die ihm aber das Wasser leider nicht reichen kann.

Seufz... Fazit: ja so ein Bruch heilt auch von alleine. Erst recht bei deinem Pferd, das zwar alt ist, aber im Gegensatz zu Tirfi keine sonstigen Komplikationen aufweist.

Jedenfalls wird mir beim Tippen dieser Geschichte immer noch ganz anders. Sie ist allerdings auch schon gut 30 Jahre her. Heute gibt es viel mehr Pferdekliniken und heute würde ich das Pferd kurzerhand verladen und direkt in die Klinik fahren. Aber damals ging das halt nicht so ohneweiteres.

Ich lasse übrigens seitdem meinem Pferd, jetzt seiner Nachfolgerin, niemals, wirklich niemals das Halfter an, wenn ich nicht daneben stehe. Und wenn ich nur mal eben für eine Minute weggehe, bekommt sie das Halfter ausgezogen.


Dahika  04.08.2018, 16:51

Mein Tirfi hatte sein ganzes Leben lang die Neigung gehabt, seinen Kopf in die Schlinge zu stecken und jedesmal bevor sie sich zuzog, zu sagen: "Ach nein ,doch nicht." und den Kopf wieder rauzuziehen. Vier Jahre nach Unfall mit dem Kiefer hatte er sich das Strahlbein gebrochen. 99% aller Pferde sind danach nie wieder reitbar. Aber Tirfi war nach 7 monaten - davon vier in der Box - wieder fit und hat bis zu seinem Lebensende mit 28 keinen lahmen Schritt mehr gemacht. Und ist Distanzritte gelaufen.

Und mit 19 hat er mal einen Salto über ein Auto gemacht. totalschaden des Autos. er selbst war vorne aufgeschlitzt und musste von drei Assistenzärzten - mein TA, der Chef, stand daneben und brüllte - drei Stunden lang genäht werden. Der Schnitt war nur 1 cm von der Speiseröhre entfernt geblieben... 30000 DM Haftpflichtschaden... 2000 DM Tierarzt.

DAs war Hamasa Tirf.... Aber trotzdem das unendlich viel bessere Pferd als mein Dahel. Bis S hätte er es bringen können, unter einer anderen Reiterin .

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mara95309 
Fragesteller
 04.08.2018, 17:08
@Dahika

Das klingt natürlich um einiges dramatischer als es bei meinem Pferd ist.. bin jedoch auch als ich es noch nicht wusste einige male geritten .. Wie viel er frisst ist aber wirklich erstaunlich. Er bekommt von mir 4 Eimer am Tag mit heucobs, rübenschnitzel, mash usw. hoffe das er so weiter frisst

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Baroque  06.08.2018, 13:15

Ich hatte seinerzeit, als ich zu reiten angefangen hatte, gelernt, dass Halfter nur zum Führen sind und wirklich eng sitzen müssen, damit man möglichst auch beim Führen nirgendwo einfädeln kann.

Angebunden hatten wir nur an Halsringen - mache ich heute noch so. Halsringe waren früher in der Anbinde-Ständerhaltung ganz üblich. Heute hält man die Pferde viel sinnvoller (zum Glück), aber man hat leider den Halsring vergessen und nutzt dafür nun das Halfter.

Als Grund wurde mir seinerzeit das Verletzungsrisiko genannt. Heute glauben viele Pferdebesitzer, Reiter und Ausbilder, die Pferde seien durch Zucht stabiler geworden oder so. Wenn ich mich in den Ställen umsehe, wer nutzt da Halsringe? Dabei gibt's auch solche in zur aktuellen Modekollektion passenden Farben, man muss nur suchen, weil die großen Reitsportshops sie nicht im Sortiment haben - ich vermute, mangels Käuferinteresse.

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Dahika  06.08.2018, 15:36
@Baroque

Ich besitze einen Halsring. Einfach aus einem alten Steigbügelriemen gemacht. In den ich einen Ring eingeschoben hatte, den man für Schaukeln benutzt. Kostete nicht mal 5 Euro - für den Ring. Ich gebe allerdings zu, dass ich den aus Faulheitsgründen oft nicht benutze. Ich habe ihn auch zur Zeit vermasselt. Wenn ich mit meinem Pferd spazieren gehe, benutze ich das Halfter. Wenn ich das Pferd dann anbinden muss, schnalle ich das Halfter vom Kopf ab und schnalle es wie einen Halsriemen um den Hals. Ich muss mir noch mal einen alten Steigbügelriemen besorgen. Die Dinger sind nämlich sehr hilfreich, wenn man mal wohin reiten will und unter der Trense nicht das Halfter anlassen will. l

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Baroque  06.08.2018, 16:07
@Dahika

Ja, so gehört es sich, wobei ich das um den Hals verschnallte Halfter persönlich nicht mag, weil sie da doch mal einfädeln können, wenn sie sich mit dem Vorderbein kratzen. Da ist mir ein gut passender Halsriemen ohne weitere Schlinge lieber und der geht bei mir auch nicht in der Pferdeausrüstung unter, weil der das einzige ist, was ich täglich verwende ;-)

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Erfahrungen habe ich nicht damit gemacht, aber ich denke, solange er offensichtlich keine Schmerzen hat und problemlos fressen kann, sollte man diesen konservativen Weg versuchen.


mara95309 
Fragesteller
 04.08.2018, 17:11

Das einzige was er nicht fressen kann ist heu und sonst frisst er zwar ein bisschen langsamer jedoch immer noch wirklich gut und viel .. wundert mich trotzdem da ich denke dass ein Kieferbruch doch höllisch weh tun muss. Er bekommt noch nicht mal Schmerzmittel bzw soll ich ihm nur etwas geben wenn er sich eben auffällig verhält. Hoffe das wird wieder 😞

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A) mit Geduld und einweichfutter wird es langsam heilen, wenn die Lage stimmt

B) man kann in örtlicher Betäubung(stehend operiert) bei relativ glattem Bruch Drähte einziehen und später wieder lösen

Viel Glück

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

mara95309 
Fragesteller
 04.08.2018, 23:27

das wurde mir in der klinik auch gesagt jedoch haben sich die wurzel an dem Zahn an dem der Draht befestigt werden soll schon größten teils aufgelöst

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Damit habe ich keine Erfahrungen. Aber gut und wichtig ist, das er sich unauffällig verhält und vor allen Dingen gut frisst. Das ist das A und O!

Einfach beobachten und bei Veränderungen mit dem TA reden.

Dein Pferd scheint das gut weg zu stecken. Am wichtigsten ist, dass er gut fressen kann. Dem könnte man mit Schmerzmittel nachhelfen, aber das braucht es bei dem Tier ja anscheinend gar nicht. Somit ist die Prognose ziemlich günstig, auch, wenn es kein junger Hüpfer mehr ist.

Im übrigen wird ein Kieferbruch auch bei jüngeren Pferden nicht zwingend operiert. Kommt natürlich auf verschieden Faktoren an, wie zB die Art des Bruchs, etc.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Pferdewirtschaftsmeisterin