Demenzkranker ohne Angehörige?

11 Antworten

Plötzlich starke Demenz gibt es eigentlich nicht. Demenz ist eine schleichende Veränderung. Was der Mensch tun kann:

  1. Diagnose sichern - neurologische Untersuchung.
  2. Pflegegrad beantragen.
  3. Wenn man nicht mehr allein zu Hause leben kann, ohne eine Gefahr für sich oder andere zu sein, kann der Patient in ein Pflegeheim gehen oder eine betreute Demenz WG.

Caritas, Die Diakonie oder der VdK (alles in Wohnortnähe) beraten und helfen bei dem Papierkrieg.

Seine Nachbarn bemerken es vielleicht. Oder sein Arzt, falls er zu einem geht. Vielleicht merkt es auch keiner und der alte Mensch verwahrlost (Müll und Ratten in der Wohnung) und stirbt eines Tages unbemerkt.

Möglicherweise interessiert sein Zustand auch niemanden.

Als Nachbar wendet man sich in so einem Fall an das Amts(Vormundschafts)gericht. Dort regt man eine Betreuung an. Dann schickt der Richter einen Facharzt (z. B. Neurologen) zu dem alten Menschen, der soll feststellen ob er tatsächlich dement ist. Dieser Facharzt schreibt einen Bericht an das Gericht (und gibt eventuell auch an welche Art von Betreuung der alte Mensch seiner Meinung nach benötigt: Sorge für die Gesundheit, Sorge für den Aufenthalt, Sorge für die Post usw.

Der Richter bestimmt dann einen Betreuer. Der Nachbar hätte auch einen Vorschlag machen dürfen.

Da der alte Mensch stark an Demenz erkrankt ist, wird ihn der Betreuer in eine Demenzeinrichtung bzw. Alten- und Pflegeheim bringen. Falls der sich weigert, rücken Krankenwagen und Polizei an. Der Betreuer kümmert sich jetzt um alles (je nachdem was der Richter bestimmt hat: Könnte sein, er darf seine Post öffnen, in allen Belangen seiner Gesundheit entscheiden (eventuell in gewissen Fällen nach Rücksprache mit dem Gericht), darf seinen Aufenthaltsort bestimmen, über seine Finanzen verfügen usw. (Er muss dem Gericht aber regelmäßig Rechenschaft ablegen.) [Vor Gericht und auf hoher See ist man in Gottes Hand. So ähnlich geht es jetzt auch dem demenzkranken Menschen. Nicht empfehlenswert so zu werden.]

Falls die Rente des alten Menschen nicht ausreicht springt das Sozialamt ein. Er wird sich dann wohl mit einer billigen Einrichtung zufriedengeben müssen. (Die kann natürlich besser sein als eine teure.)

Er kann Glück haben und an einen anständigen, bemühten Betreuer geraten und in ein gutes Heim kommen. Er kann aber auch Pech haben. Dann kümmert sich der Betreuer kaum um ihn (manche verjubeln auch Haus und Vermögen der Kranken) und er liegt den ganzen Tag im Heim im Bett und wird künstlich ernährt. (Bei dem knappen Personal!?) Könnte gut sein, er wird mit Neuroleptika ruhig gestellt. (Was nicht so ganz prickelnd ist, haben heftigste Nebenwirkungen.)

Das ist eine sehr gute Frage.Der Staat verlässt sich darauf ,daß immer Angehörige da sind.Diese Menschen sind oft allein gelassen.Hier gibt es kein System.Es wird immer von Mobilität ausgegangen.

Erlebe das tagtäglich im meiner Umgebung.

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Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Es kann durchaus passieren, dass es unter den Obdachlosen Demente gibt.

Im Regelfall fällt es z. B. dem Postboten oder den Nachbarn auf. Meistens nach einem Vorfall kommt die Person ins System. Z. B. bei einem Krankenhausaufenthalt oder weil die Feuerwehr ausrücken musste. Sie wird gemeldet und jemand vom Amt schaut sich die Sache mal an. Ein Betreuer wird bestellt, der entscheidet, was passieren muss. Meistens bedeutet das Sozialhilfe, Pflegegeld und ab in ein Pflegeheim. Derweil wird die Familie gesucht, weil sie ja auch jemanden suchen, der "die Party" bezahlt. Gleichzeitig wird nach Vermögen gesucht und Wertgegenstände ggf. verkauft. Das könnte Schmuck, ein Auto oder Eigentum sein. Alles was in den letzten 10 Jahren verschenkt wurde und von Wert ist, wird zurück gefordert. Das fließt alles in die Kosten von Betreuung und Pflege.

Landet er dann auf der Straße?

Noch ist das eher unwahrscheinlich, kann aber passieren.

In den nächsten Jahren wird es viele dieser Fälle geben, wo viele Senioren die Letzten ihrer Generation sind und niemanden mehr haben. Mir graut es jetzt schon davor, da mir keine gute Idee einfällt wie man dieser Masse an Alten gerecht werden kann.