Buddhismus: Wo finde ich die Legende von den vier Ausfahrten?

4 Antworten

Auf 4 Ausfahrten begegnet Siddharta - der Legende zufolge - der Reihe nach folgenden Gestalten: einem abgezehrten Geist, einem Kranken und einem Leichnam. Auf die Frage Siddhartas, ob nur diese Personen alt, krank, tot seien, antwortete sein lebenserfahrener Wagenlenker, daß es für niemand einen Ausweg gäbe. Während der letzten Ausfahrt begegnete er schließlich einem Bettelmönch; wundervoll sah er aus, in edler Haltung trug er sein Gewand. Siddharta begriff, dieser Bettelmönch führt in der Heimatlosigkeit ein selbstbeherrschtes Leben, frei von Leidenschaften, Haß, zugleich sorgt er sich, um das Wohl der Anderen. Nach altindischer Tradition rasierte sich Siddharta Bart und Haupthaar ab, legte das Gelbe Gewand an, verließ seine Familie und begann ein stetes Wanderdasein. Er begab sich in die Schule mehrerer Gurus (Weisheitsmeister). Auf seiner geistigen Suche, konnte aber dieser Guru ihm nicht weiterhelfen. Sechs Jahre lang widmet er sich härtester Askese. Während dieser Zeit schloßen sich 5 Asketen an. Als Siddharta allmählich merkte, daß ihm der entsagungsvolle Weg nicht zum Ziel führt, beschritt er für den Buddhisten so typisch "Mittleren Weg". Nahm wieder Nahrung zu sich, was seine Gefährten jedoch scharf mißbilligten.

http://www.8-pfad.de/buddhism/bud_ein.htm

Enzylexikon  21.06.2013, 14:37

Wenn ich die Frage richtig verstanden habe, sucht er einen Quellentext in deutscher Sprache im Wortlaut - etwa eine Übersetzung des "Buddhacharita" von Ashvaghosha.

0
unhipster  21.06.2013, 14:48
@Enzylexikon

. Die 4 edlen Wahrheiten Im Buddhismus steht die Befreiung aller Lebewesen aus dem Leid im Mittelpunkt. Die Buddhisten sprechen von Dukkha, mit Leiden wird dieses Wort meistens übersetzt; es steht stellvertretend für die Probleme des Menschen.

Die erste Wahrheit sagt, was Leiden ist. Sie nennt zunächst körperliche und seelische Zustände. Wesentlicher sind aber die 5 Gruppen. Was uns als individuelle Person erscheint mit diesem oder jenen Namen in dieser oder jener Gestalt ist genaugenommen nur eine lockere Ansammlung von 5 Gruppen; körperliche, seelische und geistige. Gruppen heißen sie, weil sie selbst in einzelne Elemente zerfallen, etwa in freudige, leidige oder neutrale Gefühle. Und leidvoll sind sie, weil sie drei Hauptmerkmale besitzen: 1. Sie sind leidvoll, 2. Sie sind vergänglich und 3. Sie sind ohne Selbst (Atma, Sanskrit), ohne einen beständig den Körper überdauernden Kern. Die generelle und existentielle Leidsituation, besteht darin, daß alle Wesen im Zustand des Samsâra (Geburtenkreislauf) sich befinden. Die Götter sind nach buddhistischem Lehre, selbst unerlöst und demselben Kreislauf unterworfen.

Die zweite edle Wahrheit gibt die Ursache des Leidens an. Die triebhafte Gier des Menschen ist es, die das Rad in Schwung hält. Hinzu kommen üble Eigenschaften wie Haß und Verblendung. Die Identifikation des Menschen einmal mit diesem oder jenen Gedanken, Idee, wird als hinderlich aufgefaßt. Es ist das Nicht-Ich oder Nichtselbst.

Die dritte edle Wahrheit gibt das Ziel an: Nirwana. " Es ist, ihr Mönche, jenes Reich, wo nicht Erde, nicht Wasser, noch Feuer noch Luft, nicht diese Welt noch eine andere Welt, nicht Beide, Sonne und Mond. Dies, ihr Mönche, nenne ich weder Kommen noch Gehen, weder Entstehen noch Vergehen. Ohne Stützpunkt, ohne Anfang, ohne Ende, ohne Grundlage ist das, eben dies ist das Ende des Leidens". Völlig falsch ist also, Nirwana, als das Nichts anzusehen. Wörtlich heißt Nirwana, "nicht mehr wehen", dahinter steht das Bild einer Kerze, die ausgelöscht wird, wenn ihr Brennstoff, die Gier, versiegt. Erlöscht die Flamme, erkaltet somit die Leidenschaft, dann wird die Flamme nicht einfach zu einem Nichts, sondern sie ist in einen anderen Daseinszustand hinübergegangen. Nirwana ist also sehr positiv. Nirwana ist das Ende des Leidens.

Die vierte edle Wahrheit schließlich nennt den Weg, der zur Aufhebung des Leidens führt: Rechte Erkenntnis, Rechte Gesinnung, Rechte Rede, Rechte Tat, Rechte Lebensführung, Rechtes Bemühen, Rechte Selbstüberwachung, Rechte Versenkung (oder Betrachtung).

http://www.8-pfad.de/buddhism/bud_ein.htm

1
gerdr108  23.06.2013, 10:54

Um Verwirrung zu vermeiden, es muss in der zweiten Zeile heißen Greis und nicht Geist.

1

Vielleicht ist ja das gemeint:

Digha Nikāya - Die Längere Sammlung Mahā Vagga - Großes Buch Zweiter Teil - Erste Rede 14. Mahāpadāna Sutta, Offenbarung

[Fortsetzung von 14.1]

„Da ist nun, ihr Mönche, König Bandhuma auf dem Richterstuhle gesessen, hatte Vipassi den Prinzen an der Seite sitzen, und erkannte zu Recht. Alsbald aber, ihr Mönche, hat Vipassi der Prinz, an der Seite des Vaters da sitzend, untersucht und untersucht und die Sachen wie recht und billig entschieden. 'Er untersucht und untersucht, der Prinz, und entscheidet die Sachen wie recht und billig', sagte man: und so wurde denn, ihr Mönche, Vipassi del Prinz immer noch weiter eben 'Vipassi', 'Klaräugig' mit Namen genannt.

„Da hat nun, ihr Mönche, König Bandhuma dem Prinzen Vipassi drei Paläste erbauen lassen, einen für den Herbst, einen für den Winter, einen für den Sommer, und versah sie mit den fünf Wunschgenüssen. So hat da, ihr Mönche, Vipassi der Prinz im Herbstpalaste die vier herbstlichen Monate zugebracht, von unsichtbarer Musik bedient, und stieg nicht vom Söller herab.

„Nun aber, ihr Mönche, mochte sich Vipassi der Prinz, als viele Jahre, viele Jahrhunderte, viele Jahrtausende vergangen waren, an seinen Wagenlenker wenden:

„Lasse mir, bester Wagenlenker, prächtige Wagen bespannen: wir wollen eine Ausfahrt machen, in die schöne Umgebung hinaus.'

'Sehr wohl, Hoheit', sagte da, ihr Mönche, gehorsam der Wagenlenker zu Vipassi dem Prinzen. Und er ließ prächtige Wagen bespannen und dann melden: 'Bereit stehn, Hoheit, die prächtigen Wagen: wie es dir nun belieben mag.'

„Da bestieg denn, ihr Mönche, Vipassi der Prinz einen prächtigen Wagen und fuhr, gefolgt von manchen anderen, in die Gegend hinaus, nach einem Garten hin. Da sah, ihr Mönche, Vipassi der Prinz, auf seiner Fahrt nach dem Garten hin, einen alten Mann, giebelförmig geknickt, verkrümmt, auf Krücken gestützt schlotternd dahin schleichen, siech und welk. Als er ihn gesehn, wandte er sich an den Wagenlenker:

'Was hat nur, bester Wagenlenker, dieser Mann getan? Seine Haare sind doch nicht wie bei anderen, sein Leib ist doch nicht wie bei anderen!'

'Das ist, Hoheit, ein Alter, wie man sagt.'
'Was ist das nur, bester Wagenlenker, ein Alter, wie man sagt?'
'Das ist, Hoheit, ein Alter, wie man sagt: der hat nun nicht mehr lange zu leben.'

'Wie aber, bester Wagenlenker: bin auch ich dem Alter unterworfen, kann dem Alter nicht entgehn?'

'Auch du, Hoheit, und wir alle sind dem Alter unterworfen, können dem Alter nicht entgehn.'

'Wohlan denn, bester Wagenlenker, es ist genug für heute mit der Gartenfahrt, und laß, uns gleich zum Schlosse zurückkehren.'

usw. ...

Ich gehe aufgrund deiner Fragestellung davon aus, dann willst du einen Quellentext aus dem Pali-Kanon, oder anderen Schriften in deutscher Übersetzung.

Meiner Meinung nach wäre die "Buddhacharita" von Ashvaghosha für dich am interessantesten - allerdings habe ich beim schnellen Googeln nur eine englische Übertragung gefunden.

Vielleicht gibt es zumindest irgendwo eine Übertragung der Einleitung (avidure-nidana) zu den märchenartigen Jataka-Lehrgeschichten in deutscher Sprache - dort dürfte sich die Legende vermutlich auch noch einmal finden.

Anmerkung: Ich bin kein Experte für Theravada-Buddhismus, daher erfolgen alle Angaben ohne Gewähr - und wie ich feststellen muss, war mein Gedächtnis für Pali-Begriffe auch schon mal besser.

Hoffe, die Antwort war trotzdem ein wenig hilfreich. :-)

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit etwa 40 Jahren praktizierender Buddhist
Sovak 
Fragesteller
 21.06.2013, 15:41

Hi Enzylexikon,

danke für die ausführliche Antwort! :) Ich werde noch ein wenig warten, ob jemand etwas Deutsches findet, aber sonst habe ich mit Englisch auch keine Probleme, sodass ich auf die Buddhacharita zugreifen könnte. Vor ca. zwei Jahren habe ich nämlich mal einen deutschen Auszug gelesen, allerdings auf einem Informationsblatt. Und den Namen des Autors kenne ich leider nicht mehr. Ich könnte ja mal in meiner Stadtbücherei nachfragen, ob sie eine deutsche Version des Pali-Kanons haben.

0