Bin ich asozial, nur dumm oder ist es gar verständlich, dass ich mich bemühe, ohne Impfung auf die pandemische Situation zu reagieren?

11 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Selten so eine selbstreflektierte Meinung und Ausführungen zum Thema Nichtimpfen gelesen.

Für mich als impfbeführworter auch nachvollziehbar, da es absolut von den üblichen "Argumenten" abweicht. Eben nicht dieses pauschal dagegen, Unversehrtheit des Körpers, schwurbelei etc.

Du hast - im Gegensatz zu den "üblichen" verweigerern alle Richtungen und vor allem Auswirkungen im Blick. Sowohl deine Vorerkrankungen und Erfahrungen mit Ärzten als auch die Konsequenzen, wenn du dich nicht impfen lässt.

Obendrauf dein alter und auch dein Wunsch, wenn du erkrankst.

Über dein Yoga und Meditation naja.... Beides schützt nicht vor Corona. Schon gar nicht, wenn man Kurse besucht. Dennoch weißt es auf eine gewisse Selbstachtung und Bewusstsein zum eigenen Körper und Gesundheit hin.

Du bist 76. Was hast du zu verlieren (außer die Annehmlichkeiten wie Kultur und Reisen) ob dich nun - überspitzt gesagt - die Impfung wegpfeift oder irgendwann Corona ist relativ.

Du hast den Weg gewählt, der für dich der erträglicher ist: keine Impfung und kein Risiko von massiven Nebenwirkungen bezüglich deiner Epilepsie aber eben mit Einschränkungen mit denen du gut leben kannst.

Andererseits: ich kenne Menschen um die 80 die absolut fit im Leben standen und an Corona verstarben. Aber ich bin mir sicher, dessen Risikos bist du dir ebenso bewusst (hoffe ich)

Konsequenterweise solltest du aber auf die Yogakurse vor Ort verzichten (wird über kurz oder lang für ungeimpfte/genesene eh nicht mehr möglich sein) und dich nur noch auf online konzentrieren. Deiner Gesundheit wegen.

Pescatori 
Fragesteller
 08.11.2021, 14:28

Vielen Dank, kugel, für deine verständnisvolle und hilfreiche Antwort!

Zu meiner Freude und Überraschung habe ich ja einige Antworten bekommen, die sich entschieden von den moralinsauren bis offen aggressiven Bemerkungen unterscheiden, die mir schon recht vertraut sind. Besonders freue ich mich natürlich, wenn Impfbefürworterinnen sich verständnisvoll äußern.

Ich danke dir auch, dass du mit so klaren Worten auf meine Lage als alter Mensch eingegangen bist:

Was hast du zu verlieren (außer die Annehmlichkeiten wie Kultur und Reisen) ob dich nun - überspitzt gesagt - die Impfung wegpfeift oder irgendwann Corona ist relativ.

Dazu hätte ich ja noch viel zu sagen. Der Lebensabschnitt „Alter“ hat ja seine ganz eigene Sinndimension, die durch eine vielfältig gestaltete Anti-Aging-Ideologie überformt wird, was zu einer bedauerlichen Entwertung dieses Lebensabschnitts führt. Aber genug dazu an dieser Stelle!

Noch zu deiner Anmerkung zu meiner Yogapraxis:

Über dein Yoga und Meditation naja.... Beides schützt nicht vor Corona. Schon gar nicht, wenn man Kurse besucht.

Meine langjährige gemeinschaftliche Yogapraxis schützt nicht vor Corona, aber sie erhöht das Vermögen des Körpers, Belastungen besser zu verarbeiten. So habe ich – seitdem ich meine tägliche Yogapraxis fest in meinen Tagesablauf eingebaut habe - keine epileptischen Anfälle mehr gehabt.

Es geht bei der Pandemie aus meiner Sicht darum, dass Hygienemaßnahmen und Abstandsregeln sorgfältig beachtet werden sollten und außerdem die „1G-Regel“ gilt. Dann sind – so vermute ich - Yogaveranstaltungen kaum gefährlicher, als das Einkaufen in der Stadt.

Aber natürlich kann ich mich irren – denn das ist ja bekanntlich menschlich ;-)

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kugel  08.11.2021, 15:11
@Pescatori

Oh. Ich hoffe ich bin Dir mit meiner Meinung zu Deinem Alter nicht auf die Füße getreten. Es war nun wirklich NICHT so gemeint, dass ein 76jähriger keine Perspektive mehr hätte bzw dass es bei einem "alten" Menschen eh wurscht wäre wenn er verstirbt (an was auch immer) Genau diese leidige Diskussion fand ich bei den ersten Wellen schon sehr befremdlich und ich möchte echt nicht, dass ich zudenen gehöre, die ebenso denken.

Wollte nur damit ausdrücken, dass in Deinem Alter die Zeit einfach "endlicher" ist als die eines 45jährigen.

Ich kenne mich mit Epilpsie nicht aus. Da aber Yoga sehr viel mit Körperbeherrschung und auch Kondition zu tun hat glaube ich Dir gerne, dass dies positive Auswirkungen auf deine derzeitige Erkrankung hat.

Mit Körperbeherrschung kommst Du allerdings gegen eine Viruserkrankung nicht an. Eine gute Kondition mag hilfreich sein, manches besser zu verarbeiten, aber es ist eben KEINE Garantie und auch kein Standbein zu sagen: Mir passiert schon nix schlimmes.

Gleiches denken oder dachten nämlich viele mittvierziger auch, die in vollem Saft und Kraft im Leben standen und dann an Corona verstarben oder eben einen Verlauf auf der Intensivstation (ob mit oder Koma) auskurieren mussten und danach wirklich gebrochene kaputte Menschen sind.

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Pescatori 
Fragesteller
 09.11.2021, 14:01

Du hast, liebe kugel, deine Antwort mit einem natürlich sehr wohltuenden Kompliment begonnen. Aber bitte glaube mir, deshalb ist sie nicht die hilfreichste ;-)

Du hast mir mit deiner Meinung zu meinem Alter nicht auf die Füße getreten, aber sie ist mir zu Kopfe gestiegen. Ja, du hast sogar mein Interesse an William Butler Yeats geweckt…

Aber nacheinander:

Sicher hast du Recht, dass der Gedanke, ich sei durch Yoga und Meditation gut gegen den Virus gefeit, sich auf recht schmerzvolle Weise als Irrtum erweisen kann. Und auch mein Entschluss, gegebenenfalls eine Hospitalisierung abzulehnen, kann möglicherweise nicht verhindern, dass genau das mir das geschieht.

Im November 2018 bin ich zum ersten Mal im Krankenhaus gelandet, nachdem ich blutüberströmt nach einer Ohnmacht den Weg vom Hof zu unserer Wohnung hinter mich gebracht hatte -. Ich hätte natürlich auch die 112 gewählt, wenn ich meine Frau in einem so bedrohlichen Zustand vorgefunden hätte - in der Gewissheit, dass ich in dieser Situation einfach wüsste, was für sie gut wäre.-

Aber was gibt uns das Recht so sicher zu wissen, was für den anderen gut ist?

Und damit komme ich zu der Frage:

Was ist altersgemäße Intuition und was Altersstarrsinn?

Du hast über vermutlich Ungeimpften geschrieben:

Ich kenne Menschen um die 80 die absolut fit im Leben standen und an Corona verstarben.

Genau das kann auch mir schon vor meinem 80. geschehen. Ja und sicher, ich sollte die statistischen Daten und die Vorschriften und Empfehlungen zur Pandemie nicht unbeachtet lassen.

Doch all die Stimmen, die da von außen mit dem Anspruch totaler Gewissheit mich beeinflussen, stehen in Konkurrenz mit einer inneren Stimme, die eine eigene Gewissheit entstehen lässt.

Und wenn alte Menschen sich von der inneren Stimme leiten lassen, wird ihnen rasch Altersstarrsinn zugeschrieben - den es ja wohl gelegentlich auch geben mag ;-)

Ich meine also, dass im Alter die innere Stimme an Bedeutung gewinnt oder doch an Bedeutung gewinnen sollte, da sie sich mit einer Gewissheit verbünden kann, die die empirische Evidenz übersteigt.

Aber das ist natürlich die Meinung eines alten Menschen.

Allerdings finde ich, dass William Butler Yeats auf seine Weise der „inneren Stimme“ Ausdruck gegeben hat.

Beloved, gaze in thine own heart
The holy tree is growing there, …

Loreena McKennitt hat das Gedicht vertont:

 https://www.google.com/search?client=firefox-b-d&q=Loreena+McKennitt+two+trees

Natürlich eine ziemlich eigenwillige Interpretation des Gedichts.

Aber meiner innerer Stimme entspricht sie ;-))

Liebe Grüße!

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Pescatori 
Fragesteller
 31.01.2023, 16:53
@Pescatori

Hallo, liebe Kugel,

zufällig bin ich mal wieder an meine 14 Monate alte Frage und deine verständnisvolle Reaktion geraten.

Nun möchte ich Dir kurz mitteilen, dass meine Frau und ich im vergangenen Dezember beide an Corona erkrankt sind und meine Frau, die sich auf Grund ihrer Vorerkrankung dreimal hat impfen lassen, mit mildem Verlauf etwa neun Tage positiv war. Und ich als Ungeimpfter war auch nur eine gute Woche positiv und hatte ebenfalls einen milden Verlauf.

Ich habe mich von meinem Hausarzt, der mit seiner ganzen ungeimpften Familie Corona auch rasch überwunden hatte, mit der "Placebomedizin" versorgen lassen.

Inzwischen findet das "Post Vac Syndrom" ja mehr Beachtung.

Und ich hoffe, dass in Zukunft genauer untersucht wird, wann Impfungen hilfreich und wann schädlich sind.

Ich finde, meine Frau und ich haben uns schon richtig verhalten.

Liebe Grüße aus Freiburg

Pescatori

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kugel  31.01.2023, 17:49
@Pescatori

Das freut mich für euch zwei.

Auch wenn die Variante die Ende des Jahres kursierte nun wirklich nicht mehr als ein Schnupfen war. Im Gegensatz zu der Variante die noch grassierte, als die impferei los ging.

Wie dem auch sei. In Anbetracht einer solch absolut neuen Situation wie Corona wusste man eben nicht, wie sich die Sache entwickelt.

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Mit Epilepsie hast Du ja sogar einen guten Grund, zumindest vorerst auf die Impfung zu verzichten. Dein Verhalten ist angemessen und daher legitim.

Impfen alleine hilft sowieso nicht viel, man muss trotzdem weiterhin die Abstandsregeln einhalten (was Du ja tust), und wenn überall konsequent 3 G gälte, wären alle gleich gestellt.

Ich bin 2 mal geimpft (weil es einiges erleichtert) und geh trotzdem nirgendwo hin, wo ich nicht Abstand halten kann. Denn ich weiß, dass ich trotzdem Überträger sein kann.

Pescatori 
Fragesteller
 07.11.2021, 11:27

Vielen Dank für deine Stellungnahme!

Auf so eine Antwort hatte ich gehofft! Übrigens hat sich meine Frau vor dem Hintergrund ihrer gesundheitlichen Situation auch impfen lassen.

Was die Epilepsie betrifft, habe ich mich schon bei meiner Hausärztin erkundigt. Sie hat darauf hingewiesen, dass diese Erkrankung nicht von der "Impfpflicht" befreit.

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Stellwerk  07.11.2021, 11:29
@Pescatori

"Sie hat darauf hingewiesen, dass diese Erkrankung nicht von der "Impfpflicht" befreit. "

Es gibt keine Impfpflicht, auch wenn du das hier in Anführungszeichen setzt.

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DreiGegengifts  07.11.2021, 11:30
@Stellwerk

Selbstverständlich gibt es eine versteckte, nie ehrlich kommunizierte Impfpflicht.

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Stellwerk  07.11.2021, 11:44
@DreiGegengifts

Nein, gibt es nicht. Eine Impfpflicht heißt, dass Du außer medizinischen Gründen keine Chance hast, dich nicht impfen zu lassen. Das ist de facto nicht der Fall.

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Pescatori 
Fragesteller
 07.11.2021, 12:07
@Stellwerk

Es war der Sinn der Anführungszeichen darauf hinzuweisen, dass zwar keine Impfpflicht besteht, aber die administrative Maßnahmen Auswirkungen haben, die einer gesetzlich angeordneten Impfpflicht recht nahe kommen.

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DreiGegengifts  07.11.2021, 12:53
@Stellwerk
Eine Impfpflicht heißt, dass Du außer medizinischen Gründen keine Chance hast, dich nicht impfen zu lassen. Das ist de facto nicht der Fall.

Falsch. Von einer Impfpflicht wird gesprochen, wenn man einer Impfung nicht auskommt, ohne große Nachteile in Kauf nehmen zu müssen. Siehe Masern-Impfpflicht.

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DreiGegengifts  07.11.2021, 21:46
Mit Epilepsie hast Du ja sogar einen guten Grund, zumindest vorerst auf die Impfung zu verzichten.

Nicht laut unseres medizinischen Betriebs

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Hallo Pescatori,

ich finde, dass jede/r für sich selbst entscheiden sollte, ob er/sie sich impfen lässt oder nicht. Ich halte auch nichts von einer Impfpflicht, weder direkt noch indirekt durch soziale Ausgrenzung und "Lockdowns für Ungeimpfte".

Die Festlegung in meiner Patientenverfügung, dass ich bei einer Coronainfektion nicht hospitalisiert werde.

Warum das? Das musst du doch überhaupt nicht... Du wirst auch behandelt, wenn du ungeimpft bist. Wenn ich mir selber ins Bein schieße, dann behandelt mich doch auch ein Arzt und lässt mich nicht sterben..

Wären wir bei der Bekämpfung der Pandemie nicht gar erfolgreicher, wenn nicht durch die G2-Regel unter den Geimpften ein ungerechtfertigtes Sicherheitsgefühl erzeugt wird, das die  „Pandemie der Ungeimpften“ erst so recht in Schwung bringt? Denn auch die Geimpften können ja Überträger sein. Ist es wirklich sinnvoll, unabhängig von medizinischer Notwendigkeit - Ungeimpfte zu nötigen und ins soziale Abseits zu befördern?

Natürlich ist es ein Fehler die Gesellschaft in Geimpfte und Ungeimpfte zu spalten. Wer einen negativen Test nachweist, der ist faktisch gesund und nicht infektiös. Du bist 76 und gehörst damit zur Risikogruppe. Du gehst dementsprechend ein gewisses Risiko ein, weil du keinen Impfschutz besitzt. Das ist deine Sache, ich und alle anderen haben dir nicht einzureden, was du zu tun oder zu lassen hast.

Ich werde jedenfalls niemanden als "Sozialschädling" oder "Asozialen" betiteln, der sich aus persönlichen und oder medizinischen Gründen nicht impfen lässt.

Bleib Gesund!

Karmele  07.11.2021, 19:47

Schön zu lesen deine Antwort ist sehr menschlich, was ich im Moment bei vielen Menschen vermisse, die Toleranz gegenüber Menschen die sich aus verschiedenen Gründen nicht impfen lassen. 😊

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Pescatori 
Fragesteller
 08.11.2021, 14:50

Wohltuende Worte, lieber Absolvo und vielen Dank!

Karmele hat schon schön ins Wort gebracht, was auch mir in den Sinn kam!

Ergänzend möchte ich noch auf deine Empfehlung eingehen, mich im Fall einer Infektion notfalls eben doch in einem Krankenhaus versorgen zu lassen.

Dass ich davon absehen möchte, hat wenigstens zwei Gründe:

  • Als "Impfverweigerer" belaste ich im Fall meiner Erkrankung das Gesundheitssystem, was ich durch eine Impfung wahrscheinlich hätte verhindern können.
  • Ich bin in dem Alter, in dem wir Menschen uns u.a. auf den Übergang ins Undenkbare, auf den Tod vorbereiten und die Kraft des "Loslassens" entfalten sollten. Ich weiß, das ist leichter gesagt als getan! Aber ich möchte mein Leben in diesem Sinn gestalten. Der Aufenthalt auf einer Intensivstation paßt nicht dazu!

Nochmals vielen Dank für deine Antwort.

Und bleib auch du gesund!

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JackySmith  08.11.2021, 15:28
@Pescatori

Bitte bestraf dich nicht selbst für deine Entscheidung. Weder bist du Sünder, noch musst du Buße tun. Ich halte das für einen falschen und und kontraproduktiven Gedankengang.

Dein Leben ist es in jedem Fall wert, gerettet zu werden.

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Pescatori 
Fragesteller
 08.11.2021, 16:18
@JackySmith

Oh, vielen Dank für deine mitfühlenden Worte!

Aber lass mich noch folgendes anfügen:

Ich bin in dem Alter, in dem allmählich das zur Neige geht, was mit der Geburt begann. Das ist ein natürlicher Prozess, der bei uns alten Menschen oft künstlich und leidvoll verlängert wird. Ich habe alte Menschen betreut, die täglich fünfzehn Tabletten schluckten und in einen Prozess fortschreitender Unmündigkeit gerieten. Wenigstens will ich versuchen, mich auch im Sterben dem Leben und nicht der Pharmaindustrie anzuvertrauen. Und außerdem ist gehört das Wort "Sünde" für mich zur "dunklen Seite" der Religion.-

Naja, und dass ich mit meiner Entscheidung meinen möglicherweise klitzekleinen Beitrag zur Entstehung der Herdenimmunität verweigere, nehme ich durchaus ernst.

Zwar vermute ich, dass die Überlastung der Intensivstationen auch viel mit einem profitorientierten Gesundheitssystem zu tun hat. Aber trotzdem möchte ich, wenn ich mich infiziert habe, nicht zur weiteren Überlastung beitragen.

Aber natürlich freue ich mich, wenn du mir sagst, dass mein Leben es wert ist gerettet zu werden!

Danke!

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JackySmith  08.11.2021, 16:53
@Pescatori
Und außerdem ist gehört das Wort "Sünde" für mich zur " dunklen Seite" der Religion.-

Das ist es worauf ich hinaus will: Dass sowas wie Sünde Quatsch ist. Oder hier speziell, dass du dich als Last der Gesellschaft ansiehst.

Deine Entscheidung ist wohl überlegt und nachvollziehbar. Du musst sie vor dir verantworten können, aber dich nicht dafür betrafen, dass du sie triffst. Geschweige denn, dich dem gesellschaftlichen Druck in dieser Form beugen.

Das Alter sollte - selbst wenn es sich dem Ende des Lebens annähert - keine Rolle spielen. Außer wir haben es eben wirklich mit Altersschwäche zu tun - eben dem tatsächlichen natürlichen Prozess.

Wie geht es dir denn gerade so? Fühlst du dich denn künstlich am Leben gehalten oder lebst du noch selbst?

Aber natürlich freue ich mich, wenn du mir sagst, dass mein Leben es wert ist gerettet zu werden!

Das steht für mich außer Frage und es freut mich, dass du dich darüber freust. 🙂

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Pescatori 
Fragesteller
 08.11.2021, 21:16
@JackySmith

Wenn ich die Frage habe aufkommen lassen, ob ich mich denn künstlich am Leben gehalten fühle, habe ich mich wohl missverständlich ausgedrückt. Ich genieße mein Leben so intensiv und bewusst wie noch nie!

Dazu gehört aber auch - wie soll ich mich nun nur verständlich ausdrücken? - die Wahrnehmung der "ganzen Wirklichkeit", die mehr ist als wir wahrnehmen und denken können. Doch wir können sie erleben!

Du schreibst:

Das Alter sollte - selbst wenn es sich dem Ende des Lebens annähert - keine Rolle spielen. Außer wir haben es eben wirklich mit Altersschwäche zu tun - eben dem tatsächlichen natürlichen Prozess.

Ich meine, das Alter sollte eine Rolle spielen, weil es - wie auch die Kindheit, die Jugend, die Zeit der Berufstätigkeit - eine eigene "Sinndimension" hat. Für uns ist Alter in jüngeren Jahren ja wohl überwiegend mit negativen Aspekten verbunden.

Aber was ist z,B. "Altersschwäche"?

Da fällt mir ein: Als Kind bin ich gern auf Händen gelaufen, als Erwachsener habe ich mich während meiner Yogaübungen immer langsam zum Handstand aufgerichtet. Nun im Alter muss ich Schwung holen, um auf den Händen zu stehen. Eindeutig ein Zeichen von Altersschwäche, oder?

Um mein Anliegen knapp zu umreißen:

Die höchste Kunst im Alter ist für mich, mich sein zu lassen - und schließlich mich loszulassen.

Hoffentlich habe ich mich nicht wieder viel zu missverständlich ausgedrückt!

Herzlichen Dank für den anregenden Austausch!

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JackySmith  11.11.2021, 15:27
@Pescatori

Ich gehe mal auf meinen Hintergrund ein, was ich im Kopf habe, wenn ich mit dir schreibe.

Mir ist in den letzten Jahren (muss man ja nun schon sagen) sowohl im Internet als auch im privaten Bereich die Einstellung begegnet, dass man alte Menschen (60 bis 70 +) ja auch einfach sterben lassen könne. Sie sind ja eben alt und würden sowieso bald sterben. Und auch wenn man es versucht, sie zu retten, und sie sterben dann, ist das ja auch nicht so wild. Wie gesagt, sind halt alt und sowieso dran.

Nächstes Ding: Wer ungeimpt ist, ist selber schuld und sollte auch nicht gerettet werden. Er hat es halt nicht verdient. (Is‘ ähnlich wie, wer kein Organspender ist, sollte auch keine Organe bekommen dürfen. Darf auch sterben.)

Da fehlt mit das Verständnis, da für mich jedes Leben rettenswert ist und man gar nicht erst mit solchen Unterscheidungen anfangen sollte. Und wenn du jetzt sagst, man muss dich nicht retten, weil du ja Verantwortung für die Situation trägst und das Ende des Lebens eh in Sicht ist, wirkt es, als würdest du diesem Druck, der von einigen Seiten kommt, nachgeben. So in dem Sinne, „Ihr habt ja Recht und ich werde mir die Konsequenzen für mein Verhalten selbst auferlegen.“

Das zu dem, wie es auf mich wirkt mit den Gedanken, die ich habe und die auch auf mich wirken. Ich kann mir aber vorstellen, dass es von deiner Seite aus nicht so gemeint ist und du auch noch weiter bzw. anders denkst. Das versuchst du mir ja bereits zu sagen. Wahrscheinlich bin ich dafür noch zu jung, um es nachvollziehen zu können. Immerhin hast du einen ganz anderen Blick auf das und vor allem auf dein Leben.

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JackySmith  11.11.2021, 15:37
@Pescatori

Wenn ich sage, das Alter sollte keine Rolle spielen, beziehe ich das beispielsweise auf Infektionskrankheiten wie eben Corona. Die sind ja vom Alter unabhängig und treffen jeden. Sie läuten ja auch praktisch nicht ein „natürliches“ Ende ein, sondern eher ein vorläufiges. Deswegen jeden jeden Alters retten bitte (wenn möglich).

Wenn ich die Frage habe aufkommen lassen, ob ich mich denn künstlich am Leben gehalten fühle, habe ich mich wohl missverständlich ausgedrückt. Ich genieße mein Leben so intensiv und bewusst wie noch nie!

Du hast dich nicht so unverständlich ausgedrückt. Vielmehr hatte ich gehofft, dass du mir erzählst, wie gut du dich fühlst. Und es freut mich, das es tatsächlich so ist! 🙂

Dir auch herzlichen Dank für den Austausch!

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Pescatori 
Fragesteller
 12.11.2021, 11:46
@JackySmith

Nun, liebe JackySmith, muss ich unseren Austausch wenigstens noch um eine Satz und ein Wort verlängern:

So ein echter Austausch zwischen den Generationen ist für mich eine Quelle der Lebensfreude!

Danke!

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Ich kann nicht einschätzen, inwieweit Deine Vorerkrankungen eine Impfung bedenklicher machen. Daher ist meine Stellungnahme eher allgemeiner Natur als auf Deine Situation bezogen.

Da Du ja Deine Yogaschulen ansprichst, möchte ich einfach aus Inhabersicht eines Yogastudios sprechen: Ich persönlich bin dankbar für jede/n, die/der sich impfen lässt. Wären das noch weniger Menschen als es ohnehin schon sind, hätten wir überhaupt keine Geschäftsgrundlage mehr. Außerdem weiß ich aus Gesprächen mit unseren Schüler/innen, dass sich die allermeisten zumindest sicherer fühlen, wenn die anderen Teilnehmer/innen geimpft sind. Abstände kann und sollte man dann trotzdem einhalten.

Pescatori 
Fragesteller
 07.11.2021, 15:29

Freue mich über deine Antwort als Inhaber einer Yogaschule.

Ich praktiziere in zwei Yogaschulen. In einer wurde ich als Ungeimpfter von Teilnehmerinnen kritisiert. Deshalb nehme ich dort nur noch online teil.

In der anderen Yogaschule, die ich dreimal die Woche besuche, werden unterschiedliche Sichtweisen respektiert und die Abstands- und Hygieneregeln beachtet.

Ich kann gut verstehen, dass es für dich natürlich vorteilhaft ist, wenn alle TeilnehmerInnen geimpft sind und hoffe, dass die 2G-Regel nicht administrativ verordnet wird. Dann könnten Ungeimpfte gar nicht mehr teilnehmen, was die Geschäftsgrundlage noch weiter infrage stellen könnte.

Trotz alledem viel Freude bei deiner Arbeit als Yogalehrer und vielen Dank für deine Antwort!

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Mir persönlich ist das relativ gleichgültig. Ich muss dir da kein Etikett anhängen. Es gibt keine Impfplicht. Es ist dein gutes Recht, dich nicht impfen zu lassen. In wie weit du dich da genötigt fühlst oder Druck verspürst, ist deiner persönlichen Bewertung überlassen. Am Ende muss jeder die Konsequenzen seiner Entscheidungen tragen.

Jeder Mensch steht erstmal in der Eigenverantwortung, für sich vernünftige und verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen. Ich persönlich, habe das für mich anders bewertet und mich impfen lassen. Aber ich bin nicht so arrogant, dass ich meine Entscheidung als Maßstab für alle anderen Menschen sehe.

Pescatori 
Fragesteller
 07.11.2021, 11:34

Auch mir geht es so, dass ich die Entscheidung für die Impfung akzeptiere. Es freut mich, dass es doch einige User hier gibt, denen ein tolerantes Miteinander wichtig ist.

Vielen Dank!

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