Baumschnitt versiegeln?

3 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Im Gartenbau gibt es eine Schnittregel: Baumschnitte, die einen größeren Durchmesser als 10 cm haben, sind in der Regel zu groß, um jemals komplett zu verheilen. Eine Halbierung dieses Stammes kommt einem solchen Durchmesser sehr nahe.
Um dem Schnitt überhaupt eine Chance zur Wundheilung zu geben, darf man keinen nackten Stummel stehen lassen, sondern man muß den Schnitt in den Saftfluß legen - Profis nennen das (den Saftfluß) ableiten.

https://www.gartenjournal.net/ableitungsschnitt

An den Rändern des Schnittes wird sich in den Folgejahren ein Wulst bilden.Wenn der Schnitt waaagrecht war, entwickelt sich ein Teller mit Rand, in dem ständig Wasser stehen bleibt.
Für diese Baumpartie ist das tödlich. Deswegen muß man, wie @norbertk62 richtig angemerkt hat, den Schnitt schräg machen. Der - unvermeidliche - Nachteil eines schrägen Schnittes ist, daß der Durchmesser dann noch größer wird.

Von einem kompletten Wundverschluß solcher Schnitte ist man inzwischen abgekommen.
Die Pilzsporen und Bakterien, vor denen ein Wundverschluß hätte schützen sollen, sind ja längst da. Sporen schweben wie Staub, liegen schon lange auf der Rinde auf und werden mit dem Sägeschnitt in die Schnittwunde hineingesägt. Wenn man das dann mit Wundverschluß schließt, schafft man ein Biotop für das Sporenwachstum, anstatt so etwas zu verhindern.
Wundverschluß kann man auftragen, aber dann nur an den Rändern des Schnittes, wo das Kambium - die Teilungsschicht - sitzt. Man schützt dadurch das Kambium vor Austrocknung bei zu großer Hitze oder vor Frostschäden.

Was auch Sinn macht, ist das vorherige Desinfizieren des Schneidwerkzeugs mit Äthanol, 70%igem Alkohol.

douschka  15.01.2024, 01:09

Sorry, dass ich mich hier einmische. Habe auch derartige Bedenken, weil meine zu hoch gewordene Kiefer gekürzt werden soll. Denn mein Nachbar muss seine viel zu ausgearteten und zur Gefahr gewordenen Ahornbäume kappen. In diesem Zuge, wenn Baumkletterer und Hebebühne einmal da sind, sollte meine angrenzende Kiefer gleich mit gestutzt werden. Macht das Sinn bei einer alten Kiefer oder sollte sie lieber ganz weg?

0
Blumenacker  15.01.2024, 08:39
@douschka

Je nachdem, was

... zu hoch ...

bedeutet.
Ist sie umfallgefährdet? Behindert sie die Sicht?
Unter

... kappen gestutzt werden.

verstehe ich, daß die Bäume kürzer gemacht werden.
Je nachdem, wie viel man das kürzer macht, bleibt ein Rest stehen, der häßlich anmutet. Solitärbäume haben ja den Sinn, daß sie als Ganzes wirken sollen.
Und, wie ich in meiner Antwort schon erwähnt habe, große Sägeschnitte an alten Bäumen wachsen nicht mehr zu.
Ohne einen Augenschein zu haben, will ich aber nicht zu sehr hineinreden.
Nadelbäume haben ja ihre "Fruchtzone" in den obersten Zweigen. Entsprechend weit oben liegt dann der Schwerpunkt des Baumes, wenn die Zapfen reifen. Das kann einen frei stehenden Nadelbaum, vor allem in "Mastjahren", durchaus windanfällig machen.

Vielleicht reicht es aus, die Krone nur an den Seitenzweigen einzukürzen oder auszulichten, in der Art, daß der Baum seinen Habitus behält, aber winddurchlässiger ist.

Wenn aber ein alter Baum, aus welchen Gründen auch immer, wesentlich kürzer gemacht werden soll, dann würde ich mich - schon aus optischen Gründen - besser ganz von dem Baum verabschieden.

1
Blumenacker  17.01.2024, 12:59

Danke für den Stern!

0

Hi - ich hatte einen ähnlichen Fall. Ist wirklich ein Problem. Meine Tips

  • die Schnittfläche schräg machen, so dass das Wasser ablaufen muss und nicht darauf stehenbleibt. Dann kann der Schnitt auch immer mal wieder abtrocknen
  • ich würde den Schnitt mit Wachs oder so schließen. Wenn der offenbleibt (und evtl noch länger feucht ist, dann können da Schimmelpilze und andere ansetzen und das Holz morsch machen - ganz schlecht. Ich habe da so einen Kandidaten, bei dem immer mal wieder einer der großen Äste abbricht.
  • und mal anders: Wo so ein riesiger Baum ist und stört, da könnte man den entfernen und einen neuen pflanzen - hab ich auch schon gemacht. Ist pflegeleichter.
norbertk62  13.01.2024, 15:16

Nachtrag:

fällt mir gerade noch ein bzgl. dem Wasser / Pilz etc.

Wir hatten drei recht große Bäume (müssten Fichten gewesen sein) im Garten - wurden zu groß, also abgesägt. Die Stümpfe wollte ich nicht ausgraben, also blieben die da.

Nach ca. 3-4 Jahren (weiß nicht mehr genau) waren die vom Wetter etc. so zersetzt, dass man einfach den Stumpf wegnehmen konnte (per Hand, kein Werkzeug) und dann war da nur noch ein Loch - alles verfault. So effektiv arbeitet das.

2
Spielwiesen  14.01.2024, 00:31
@norbertk62

In einem Fall habe ich mal gesehen, dass man in solch einen vermodernden Stumpf Erde getan und und ihn als Pflanztopf genutzt hat. (An die Baumart erinnere ich mich nicht, aber es war ein großer Fuß eines ehemaligen Waldbaumes).

4

Es wird mehr und mehr dazu uebergegangen die Schnittflaeche nicht zu versiegeln. Wenn die Wundabdeckung (kleine) Loecher bekommt dringt Feuchtigkeit / Wasser ein und verdunstet entsprechend wenig. Pilzkrankheiten und Faeulnis werden gefoerdert.

Wenn man leicht schraeg schneidet laeuft das Wasser gut ab. Sonne und Wind halten die Wunde nach Regen und Schnee rascher und laenger trocken