Asperger und Redewendungen?

4 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hey :)

Die Menschen mit Autismus, die ich kenne und welche Probleme mit Redewendungen, aber auch Ironie haben, verstehen das gesagte meist wortwörtlich.

Die Signale, zum Beispiel bei Ironie ein leicht überspitzter Tonfall, ein eventuelles Augenrollen, werden nicht erkannt. Auch bei Redewendungen ist das der Fall, selbst wenn es kontextuell klar sein sollte, dass etwas nur im übertragenen Sinne gemeint ist.  Mit der Redewendung  "Asche auf mein Haupt" habe ich schon mal für Verwirrung gesorgt und war durchaus froh, das gerade nirgends Asche zu finden war :D das wäre nicht sehr angenehm geworden.

Wenn man Redewendungen nicht identifizieren kann, weil einem dazu das Werkzeug fehlt, kann man sie logischerweise auch nicht verstehen. Somit mangelt es bei Menschen im autistischen Spektrum, welche die von dir beschrieben Symptomatik haben, an der Identifikationsgabe. Wenn man dazu sagt oder schreibt, dass etwas eine Redewendung oder Ironie ist, können viele damit besser umgehen und die Informationen richtig einsortieren. Vorraussetzung ist, dass man die verwendete Redewendung auch kennt/gelernt hat.

Auch eine genaue und sachliche Wortwahl ohne Füllwörter hat sich schon oft als effektiver erwiesen, auch wenn Außenstehende es eher als "unfreundlich" erleben, da man die sozialen Floskeln weglässt. 

Ah, ok, danke für diese ausführliche Antwort :-). Weißt du auch, was Redewendungen und Ironie mit der Theory of Mind zu tun haben?

1
@Sven2025

Soweit ich weiß, basiert die Theory of Mind doch darauf, durch Empathie die Zustände/Perspektive/Absichten  des Gegenübers erkennen zu können. (?)

Ich sehe da eher eine Verbindung zu anderen, potentiellen Schwierigkeiten von Menschen mit (Asperger)Autismus.  Ein Pfeiler ist zwar die Kommunikation, die verändert sein kann, aber der mögliche Umstand, sich nicht einfühlen zu können oder auch seine eigene Gefühlswelt nicht richtig greifen, definieren, regulieren zu können, scheint mir da eher verknüpft zu sein.

Ich kenne Menschen mit Autismus, die zu unseren nicht -sprechenden Mitmenschen gehören. Diese haben oft ein erstaunlich gutes Sprachverständnis, aber können mit eigenen, verbalen Inhalten nicht zu uns durchdringen.  

Die Wahrnehmung kann da oft sehr gut sein, während der Mensch zwar als Quell der Sprache identifiziert wird, aber weniger als Subjekt. Dem entgegen spricht, dass Autisten sehr wohl Freunde haben und Zuneigung/Sympathie  empfinden können.    

Ich meine, mal gelesen zu haben, dass es Studien darüber gibt, dass Menschen mit Autismus alle Bilder im Objektzentrum verarbeiten und Menschen nicht signifikant finden. Auch soll die Denkweise eher visuell funktionieren, weniger sprachlich. 

Was mir auch oft auffällt, ist, dass die Intuition betroffen ist. Redewendungen und Ironie sind etwas, dass ich als Sprecher gestalte, bringe meinen eigenen Stil mit rein.  Sachen, die nicht gradlinig und planbar sind, sind ebenfalls oft schwierig und schwer interpretierbar.  Ich glaube, Sprache und die Aktivitätsimpulse eines Menschen lassen oft einfach zu viel Interpretationsspielraum, weil der Fundus, der Quell einfach zu individuell ist. Redewendungen oder Ironie nicht verstehen zu können, erscheint mir nur ein kleiner Aspekt zu sein.

2

Danke für die HA :) freut mich, wenn ich weiterhelfen konnte 

1

Eine Redewendung und eine wörtlich gemeinte Aussage unterscheiden sich nur im non-verbalen Anteil: Tonfall und Mimik des Redners.

Wenn du die non-verbale Ebene nicht lesen kannst, dann entgeht dir selbstverständlich, dass die Aussage als Redewendung gemeint war.

Naja ich erkenne es eign immer am Kontext der Aussage, und, wie du schon sagtest, an der Stimmlage.

0

Das Problem liegt zum einen bei der Stimmlage. Wenn man die nicht passend erkennt, ist es schwer die Redewendung als solche zu verstehe. Dazu lesen Asperger nicht zwischen den Zeilen, weshalb sie bei selteneren Redewendungen sie vielleicht nicht verstehen.

Menschen mit Asperger verstehen nur den Text und nicht den Kontext. Und fast immer ist der Kontext maßgeblicher als der Text.

Wenn ein Mann z.B. nach Hause kommt und die Frau empfängt ihn mit den Worten: "Oh Gott, war das heute ein schwerer Tag und ich hab schreckliche Kopfschmerzen!", dann versteht der Aspergerkranke nur, dass die Frau Kopfschmerzen hat. Ein Gesunder versteht, dass sie keine Lust hat, heute mit ihm Sex zu haben.

Ob ein Aspergerkranker das Ungezieferspray holt, wenn jemand sagt, dass ihm eine "Laus über die Leber gelaufen" ist, kann ich nicht sagen.


Naja ok ich bin zwar "erst" 16, aber ob ich das erkannt hätte, da bin ich mir nicht so sicher

0

Aber es heisst ja praktisch indirekt auch das wenn sie Kopfschmerzen hat kein Bock hat, aber ich glaube als Bitschaft hätte ich das nicht wirklich erkannt. Heisst das jetzt ich bin Autist •_•?

0
@Sven2025

Nein, das heißt nicht, dass Du Autist bist, sondern ein Mann. :-)

Übrigens sind nicht wenige Wissenschaftler mittlerweile der Ansicht, dass männlich zu sein eine milde Form von Autismus ist. Klingt verrückt, ist aber so.

0