Als wie?
ich armer Tor und bin so klug als wie zuvor.
Kann mir jemand erklären warum "als wie"?
Liebe Grüße
6 Antworten
Das ist altes Deutsch und war früher normal. Auch heute wäre es nicht falsch, stirbt aber aus. Siehe Duden, Bedeutung Nr. 4a: in Verbindung mit »wie« statt bloßem »wie« bei Gleichheit
Gebrauchveraltend, noch umgangssprachlich
Beispielobgleich er sich da nicht so fühlte als wie zu Hause
Ich überlege grad, ob diejenigen, die heute den Komparativ falsch verwenden, indem sie 'als' und 'wie' verdrehen oder letztlich in ihrer Verzweiflung gleich 'als wie' schreiben, sich diese Lösung bei Goethe abgeguckt haben könnten....!
Hier ist 'als wie' auf jeden Fall durch das Versmaß und auch den Klang begründet. Vielleicht noch ein bissle Lokalkolorit? Wer würde ansonsten unseren großen Meister eines schlechten Umgangs mit unserer Sprache bezichtigen wollen?
Für Nicht-Muttersprachler natürlich erstmal ein Stolperstein - aber so ist es nun mal: jede Sprache hat ihre Geschichte, und wenns literarisch wird, erst recht. (Da empfehle ich auch Ringelnatz als Lektüre!)
Im übrigen finde ich es regelrecht charmant, wenn Deutschlernende gerade solche Kleinigkeiten beim Sprechen einbauen - ich würde jemanden deswegen loben, weil das zeigt, dass er sich den gleichen Herausforderungen stellt wie wir Muttersprachler - und das vielleicht sogar schon - wie Khaled - mit einem Augenzwinkern. Toll!
Weil's besser ist als wie die, wo's grammatisch weniger unkorreckt werden verwendet gehabt haben. :)
Künstlerische Freiheit :)
Das ist künstlerische Freiheit. Goethe hat die Grammatik dem Versmaß geopfert. Durch die Versform entsteht eine Sprachmelodie. Beide Zeilen haben die gleiche Silbenzahl.
Ohne dem Goethe ins Handwerk pfuschen zu wollen, aber er hätte auch schreiben können: "Da steh ich nun, ich armer Tor, und bin so klug auch wie zuvor.“
Gruß Matti
"Da steh ich nun, ich armer Tor,
und bin so klug als wie zuvor.“
Grammatikalisch falsch, klanglich passend. Goethe brauchte vom Versmaß her eine zusätzliche Silbe. Gegangen wäre auch: "und bin nicht klüger als zuvor."
Das ist die Freiheit eines Könners im Umgang mit Regeln.
Da könntest du recht haben, obwohl - es geht das schwer auszurottende Gerücht: den deutschen Humor erkennt man daran, dass es ihn nicht gibt...;-)
😂😂😂
Ach, die kennen Goethe nicht. Ich sag nur, Götz von Berlichingen! 😂
Aber der Durchschnitts-Deutsche geht lieber in den Keller, um zu lachen. 😈
Oder aber wir "markieren" Humor durch die Verwendung von Smileys...;-) und beziehen uns auf das gute alte Sprichwort: "Humor ist, wenn man trotzdem lacht..." Aber den Götz fand ich soo feinsinnig jetzt nicht...
Goethe lässt das Faust aber kaum in selbstironischer Weise sagen.
Es war wohl zu subtil. Man muss das wohl eher im Kontext seiner Zeit betrachten und dann bekommt der Kontrapunkt zur Etiquette der damaligen Zeit so einen Hauch von "Punk" oder "Mozart", wenn Du verstehst, worauf ich hinaus möchte. Es ist schon recht derbe – oberflächlich betrachtet –, doch ich denke, der Witz liegt gerade in der gesellschaftlichen Empörung über die Charaktere.
Aber vielleicht analysiere ich da auch zu viel hinein. 😉
Ich verstehe, was du meinst, muss jetzt aber leider zugeben, dass ich den Götz nur noch sehr oberflächlich, na ja, eher rudimentär erinnere - daher kann ich dir da weder zustimmen, noch widersprechen. Aber dass Goethe seine Zeitgenossen durchaus auch schockiert hat (er wurde halt auch nicht als preußischer Staatsrat "geboren"), ist nicht von der Hand zu weisen...
Nein, ist nicht falsch und war erst recht damals nicht falsch. Siehe oben!
Ich glaube viel eher, dass dies ein Seitenhieb auf die bereits damalig übliche Vergewaltigung der deutschen Sprache zu nehmen ist.
Goethe hatte auch feinsinnigen Humor. 😜
Ein Witz mit doppeltem Boden.