Wie kämen wir zurecht ohne Kultur?
Ich bin auf eine Philosophin gestoßen, Mary Midgley (1919-2018), die sich mit den Auswirkungen der Naturwissenschaften auf unsere Vorstellungen von der menschlichen Natur beschäftige. Ihr Schluss: Kultur ist ein Naturphänomen, nicht etwas was unserer animalischen Natur aufgepfropft wird. Was sagt ihr dazu?
3 Antworten
Ohne Kultur wären wir als Menschen, wie wir sie kennen, gar nicht da. Sie ist doch unser Fundament für Sprache, Wissen, soziale Regeln und Identität – also quasi unsere Überlebensstrategie.
Mary Midgley meinte, Kultur sei nicht bloß was "Aufgepfropftes", sondern ein natürliches Ding, das untrennbar mit unserer Biologie und unseren kognitiven Fähigkeiten verbunden ist. Kurz: Wir sind von Natur aus kulturell.
Mary Midgley kam zu ihrer Sicht, dass Kultur ein Naturphänomen ist, indem sie die traditionelle Trennung von Mensch und Tier hinterfragte. Sie sah den Menschen als eine Tierart, deren biologische Ausstattung (wie unser Gehirn und unsere sozialen Neigungen) uns befähigt hat, Sprache, Bräuche und Wissen zu entwickeln.
Sie argumentierte, dass die Fähigkeit zur Kultur selbst ein evolutionsbedingter Vorteil ist und dass es keine "tierische Natur" gibt, der die Kultur einfach "aufgesetzt" wird. Stattdessen sind wir von Natur aus kulturelle Wesen. Sie hat eine philosophische Ausbildung.
Nä kultur ist ein natürliches phänomän was auftaucht wenn man zusammen leben will
Moin,
den Begriff >Kultur< kann man als Sammelbegriff für alle immateriellen Formen und Strukturen bezeichnen, mit denen Menschen und Menschengruppen ihre materiellen Lebensgegebenheiten zu interaktionsrelevanten Austauschstrukturen auf den Ebenen von
- >Bedeutungszuweisung<,
- >Kommunikationsstrategien<
- >Verhaltenspräferenzen - und Verhaltenserwartungspräferenzen<
formatieren.
Mit dieser "Formatierung" erzeugen sie Strukturen als sozial habtualisierte Regulierungs-/ Selbstregulierungsgewohnheiten wie aber auch als Grundlage überhaupt zur Herstellung von Austauschfähigkeit über Erwartungen und Normierungsansprüche, mit denen sie z.B nicht-empirische Sachverhalte wie Wertebegriffe oder ästetische Vorstellungen in identitäre Kommunikationssysteme verwandeln.
Dies schließt Binnendifferenzierungen nicht aus, sondern erklärt im Rahmen eines "Kulturkreises" auch die "Top-Down" - Differenzierung bis hin zum "Millieu-Begriff". Deshalb zeigt sich auch der Kulturbegriff im Rahmen einer Makro- und Mikrodifferenzierung als Spannweite eines gesellschaftlichen Großbereiches, der ohne Widersprüchlichkeit auch
- das Fußballstadion mit der Oper
- den Stammtisch mit dem Philsophischen Diskurs
- die Lederhose mit dem Friesenhemd
- das Dorf mit der Stadt
- den Arbeiter mit dem Akademiker
- die Schickeria mit dem sozialistischen Studentenbund
usw., usw., usw., im Rahmen eines korrespondierenden weil korrespondenzfähigen Gesamtsystems sozialpsychologischer Austauschprozesse ebenso erklärt wie die Tatsache, dass alle diese unterschiedlichen "Millieus" i. d. R. lieber mit Messer und Gabel essen, oder bestimmte Auffassungen zum sozialen Miteinander (offiziell) teilen.
Kultur ist allso in der Summe die Bezeichnung für alle sozialpsychologisch als System identifizierbaren sozialen Austauschstrukturen zur gruppenbezogenen Formatierung der Habitualisierung menschlicher Wahrnehmungsverarbeitung.
Danke, weisst du wie sie darauf gekommen ist?