Was ist eure individuelle Schulerfahrung als Autist gewesen?
Seit dem fünften (und 13) Lebensjahr eine Hochfunktionelle Autismus Spektrum Störung (Asperger Syndrom) diagnostiziert bekommen - jetzt m19
Also kurzgehalten, habe ich von Lehrern wenig Verständnis noch Anpassungsfähigkeit beobachtet, bei Schülern war es ein großes Schauspiel oder Masking ja man passt sich so auf jedes Individuum an und so, macht jeden Blödsinn mit um dazuzugehören, hatte deutliche Aggressionsprobleme wenn ich von der Schule kam aus der täglichen auditiven sensorischen Überforderung und verlernt seine Bedürfnisse zu zeigen. Drei Jahre nach meiner Einschulung passierte ein Unfall der mich Monate lang von meiner Mutter trennte, das denke ich mein erste Erfahrung mit ernsthafter psychischer Krankheit war, es war durchaus traumatisch vor allem mit der Schulischen Instabilität kam ich ins schwanken. Ich denke dort Entstanden die ersten Ängste die zu einer generalisierten Angst führten. Ich hatte furchtbare Albträume & Schlafparalysen von denen ich häufig Dissonanzen erlebte, aber es verbesserte sich alles und weiteres die damals zumindest scheinbar durch medikamentöse Therapie verschwand (ist aber heute weniger effektiv). Also habe immer noch mit den emotionalen Schäden zu kämpfen sich täglich zu verstellen und seine Bedürfnisse für nichts bedeutende Validierung aufzugeben und der "Schulpflicht". Aber es wurde besser, als ich endlich selber aufmerksam durch das Internet wurde, fing mein Therapie-Arc an meine Mutter später wurde auch aufmerksam und behandelte mit bequemer mit Verständnis und durch meine geliebte Jugendpsychiaterin die mir ihre Zeit schenkte um mir das Leben in der Zukunft wirklich gewaltig einfacher zu machen. Ich war in meiner Schulzeit auch bei Autismus spezifischen Sprachgruppen was mir etwas mehr Akzeptanz gab, meiner sonderlichen Bedürfnisse die doch so schön sein können. Stimming wurde sehr oft als "krank" oder "sonderlich" beschrieben was ich aber schwer vermeiden konnte, da es von automatisch geschah. Ich wurde oft aufgefordert ruhig zu sitzen, oder aufzuhören mich X oder Y beliebig zu stimulieren bei Bedarf. Mein Freundeskreis bestand aus den "bösen" Jungs da ich auch ein deutlicher Außenseiter wahr, ich aber trotzdem harmoniebedürftig war, aber einen leichten Vandalismus betrieben habe xD. Ich war schwer obsessiv auf Weibchen fokussiert in dieser Zeitspanne, was ich als Antrieb wahrgenommen habe, als Motivation die Schule zu besuchen, es war aber auch immer eine emotionale Last, weil man sich in der Pubertät so viele Gedanken macht über Beziehungen, das andere Geschlecht und alle mögliche Neugier die damit kommt. Ich kam zwar gut mit ihnen zu recht, mehr als Freunde oder Ablehnung war es aber nie bis heute, was auch nicht so schlimm ist. Ja wie soll ich das beenden, ich machte meine Grundschule in einer Sonderschule fertig mit Sonderpädagogischen Förderbedarf in Mathe weil ich zu dieser Zeit 2020 im Homeschooling mein letztes Schuljahr absolvierte. In dieser Sonderschule lernte ich auch sehr Autismus freundliche Lehrer kennen, Pädagogen die es wirklich schaffen Hoffnung in Bildung für jugendliche zu schaffen, fast schon Klarheit, die durchaus wussten zu schienen was neurodiverse benötigten, mit ihren Erfahrungen.
Also es ist für viele ein sensibles Thema, besonders für Autisten und mich oder für alle Außenseiter die jetzt mit Charakter strahlen. Auch wenn es so lange her ist, ich kann zwar darüber schreiben ohne Emotionen dabei zu spüren aber es ist trotzdem eine geheilte Narbe. Also geht respektvoll um mit meiner Verletzlichkeit Danke, auch wenn es weniger zum auslüften gemacht ist, sondern eher zur Aufklärung und Informationsvermittlung. Wenn ihr mehr wissen wollt, oder mein aktuelles Leben schreibt mir gerne eine Nachricht oder schicke eine FA,
sonst,
Liebe Grüße, Max.
3 Antworten
Also erstmal vorne weg, ich bin nicht diagnostiziert. Bei mir steht die Vermutung durch Therapeuten, und es liegt ziemlich nah in der Familie. Dementsprechend sind das meine Erfahrungen, aber obs an Autismus liegt oder was anderem ist noch nicht ganz sicher.
Für mich war die Schulzeit von der 1-4 Klasse super schön. Ich hatte viele Freunde, und war eigentlich fast schon der Soziale mittelpunkt.
Mit dem Schulwechsel in der 5ten Klasse war noch alles ganz gut, da war jeder mit jedem noch irgendwie zusammen.
Ab der 6ten Klasse gings dann langsam bergab. Es haben sich immer mehr freundesgruppen gebildet, aber ich hab irgendwie nirgends reingepasst. Anfangs wurde ich noch "tolleriert", aber je Länger ich dabei war, desto weniger wollten sie mich da haben. Ich bin komisch, haben sie gesagt. Ich hab gehört wie sie hinter meinem rücken zu meiner "besten Freundin" sagten, dass sie nur von ihr Abstand halten weil ich sonst so viel dabei bin - und ich bin halt so... Ich.
Bei klassenfahrten wurde sich unter den Mädels gestritten wer mit wem ins zimmer kommt, weil niemand mit mir in eins wollte.
Ich war nie irgendwo eingeladen, alle haben sich mühe gegeben Abstand von mir zu halten und meine Pausen hab ich überwiegend allein verbracht.
Immer in vertretungsstunden ohne Lehrer haben sie mich petze genannt - ich hab nie gepetz. Mir wars immer zu laut, also saß ich in ruhe vor der Tür. Die Klasse war nur immer so laut, dass die Lehrer von nebenan gekommen sind und mich mit ihnen rein geschickt haben. Hat mir niemand geglaubt.
Wenn sie sich mit mir abgegeben haben, dann nur weil sie meine Hausaufgaben und Lernzettel haben wollten.
Mit der Zeit hab ich Depressionen, Suizidalität und eine Sozialphobie entwickelt. Als ich dann zur Krisenintervention zwangseingewiesen wurde, wars sowieso vorbei. Als meine Schulzeit endlich vorbei war, saß immernoch alles so tief, dass ich eine Anorexie entwickelt habe, die mich fast ins Grab gebracht hat.
Bis heute trage ich psychische Probleme aus meiner Schulzeit mit mir rum, und das alles nur weil ich "anders" oder komisch war
Oh ja, der Schulzwang und Autismus. Selten eine gute Kombination. Aber das darfst du nicht sagen, denn wir Autisten müssen doch unbedingt lernen, wie wir uns neurotypisch-sozial zu verhalten haben, weil sich autistisch-sozial zu verhalten ist "falsch", I guess? Und natürlich müssen wir Freunde in der Schule finden. Das kann man ja nur in der Schule! Kein anderer Ort existiert, in dem man Freunde treffen kann! (*hust* Deshalb hatte ich auch stets nur außerhalb der Schule Freunde *hust*)
Ich kam damals in eine Sprachheilschule, als ich eingeschult wurde. Man wusste nämlich zumindest schon, dass ich "seltsam" war, dass ich irgendetwas hatte, aber so wirklich benennen konnte/wollte es niemand. Die Autismus-Diagnose bekam ich dann mit fast 10 Jahren, in der 3. Klasse.
An viel kann ich mich aus meiner Schulzeit nicht mehr erinnern. Ist jetzt schon "schon" 11 Jahre her. Ich ging mit 15 komplett aus der Schule, aber dazu komme ich noch. Die ersten paar Jahre danach war ich auch eher "emotionslos", was das anging, und habe es verdrängt. Aber in den letzten 2-3 Jahren, da merke ich, wie wütend ich werde. So wütend. Einfach so frustriert, weißt du? Ich denke mir, ich will meine Kindheit zurück haben. Mir wurden ganze 8 Jahre meines Lebens gestohlen. Wo bekomme ich die wieder her? Ich fühle mich hintergangen, übergangen und im Stich gelassen. Sowas ist unverzeihlich. Der Schulzwang gehört endlich abgeschafft und mir ist das so egal, was einige Leute über diese Meinung denken mögen. Kinder wollen lernen. Jedes Kind will lernen, denn Kinder sind von Natur aus neugierig. Unsere Neugier ist doch einer der Hauptgründe, weshalb wir es als Spezies Mensch überhaupt so weit gebracht haben.
Das Jugendamt stand bei uns von Tag 1 auf der Matte. Die Pest war das. Du konntest sie nicht loskriegen. Keine Woche verging, in der ich nicht die Schule schwänzte. Von der 1. bis zur 8. Klasse.
Ich war nach der Sprachheilschule (ab der 5. Klasse) in einer Hauptschule und dann nochmal in der 8. Klasse in einer Schule für Behinderte. Jedoch weiß nicht nicht, ob das nur für körperlich Behinderte war (Was komisch wäre, denn ich bin nicht körperlich behindert, aber mehrere Kinder über Stunden in einen Raum zu sperren, obwohl diese Kinder sich in ihrer Freizeit höchstens gegenseitig erwürgen würden, ist auch komisch, also von daher*), oder auch für andere Behinderungen. Wir hatten definitiv niemanden mit einer geistigen Behinderung dort - zumindest nicht in unserer Klasse -, aber vielleicht mit einer Lernbehinderung und wahrscheinlich auch ADHS oder Angststörungen und sowas. Sicher bin ich mir jedoch nicht. Ich hatte nie irgendwen gefragt, weshalb er da war.
*Das ganze Konzept Schulzwang - aka. "Schulpflicht" - raubt jedem Kind, ob neurotypisch oder neurodivers, ob behindert oder nicht, sowieso die Autonomie.
Ja, mal überlegen ... In der Hauptschule, als ich 12/13 war, da hatte ich dann soooo viel geschwänzt, dass das Jugendamt meinte: "Wenn du nicht zur Schule gehst, dann hast du die Wahl: Entweder Heim/Internat, oder ein halbes Jahr Tagesklinik" und danach hatte ich auch wieder zu funktionieren, nö? (^____^) Weil zwanghafte Therapie auch so gut funktioniert! Weil es auch so gut ist, eine autistische, behinderte Person für einen Großteil des Tages von ihrer einzigen Bezugsperson (meiner Mutter) zu trennen!! Weil Kliniken auch nicht weltweit dafür bekannt sind, sich null mit Autismus auszukennen, unsere Grenzen zu ignorieren, uns zu missbrauchen und viiieeel mehr!!! Oh ja, welch absolut wunderbare und überhaupt nicht total dämliche Idee, hihi!!!!! :-----))))) (Ich krieg' zu viel.)
Weil ich natürlich nicht ins Heim/Internat wollte, musste ich in die Tagesklinik. Da wurde mir dann meine Sozialphobie diagnostiziert und versucht, die wegzutherapieren....mit Konfrontationstherapie.... Der wohl nutzlosesten Therapieform für Autisten mit einer Sozialphobie, weil Autismus + Sozialphobie gaaanz anders verläuft und therapiert werden muss als "nur" Sozialphobie. Aber wie konnte ich nur erwarten, dass die das wussten? Das waren ja nur Ärzte, in einer Klinik, mit mehreren Jugendlichen, mit mehreren Jahren Studium und Berufserfahrung und alle dem. Ja, sorry! Mein Fehler. (Und natürlich wussten die von meinem Autismus.)
Jedenfalls habe ich meine Sozialphobie jetzt - mit 26 - noch immer. So quirky<333 Ich liebe es, nicht einmal Pakete annehmen zu können und meine Mutter ständig zur Tür schicken zu müssen, um nur mal ein Symptom zu nennen. (Ehrlich gesagt weiß ich nicht einmal, wie ich ohne meine Sozialphobie wäre. Wie alt war ich, als sich die Sozialphobie noch nicht entwickelte? 4? Vielleicht 5?)
Hm, ja, also die Tagesklinik war ein totaler Reinfall, aber immerhin habe ich dadurch eine weitere Phobie unlocked: Trypanophobie (Das ist die Phobie vor Spritzen, Injektionen). Ich habe auch eine undiagnostizierte Dentalphobie (die schon mit 5/6 Jahren). Sehr cool! Empfehlenswert! 11/10! Mal schauen, ob noch weitere Phobie hinzukommen werden 👀 Uuuhh~🥰 (*hust*)
Das Jugendamt ließ nach 8 Jahren los. Nach ACHT JAHREN! Und daraus lernen wir: Manche (die meisten?) Jugendämter schaffen es nicht, ihre Zeit effektiv zu nutzen. Die taten so, als wäre meine Mutter eine Gefahr für mich, lol, jap... Die einzige Person in meiner Verwandtschaft, die mich verstand und sich um mich sorgen konnte und wollte, mhm.
Braucht es wirklich 8 Jahre, um zu realisieren, dass nichts hilft, dass man sich nur im Kreis dreht? Anscheinend. Und die ließen auch nur los, als meine Mutter ihnen dann endlich eine klare Ansage gemacht hat. "Entweder, wir finden etwas, mit dem wir alle - und vor allem meine Tochter - zufrieden sind, oder das hier war das letzte Treffen zwischen uns."
Natürlich konnten sie keine autismusfreundlichen Alternativen anbieten. Also war alles klar. Und nach 8 Jahren hatten sie es wohl auch endlich mal gerafft.
Die Schulen direkt, die Lehrer usw. hatten auch null Plan von Autismus. Mein Autismus war für die "okay", allerdings nur solange, bis sich mein Autismus zeigte. In der Grundschule glaubte man meiner Mutter nicht, dass ich Autistin wäre und meine Probleme würden ja nur an der Erziehung meiner Mutter liegen. Ja, okay, Frau Müller (keine Ahnung, wie die hieß), reden Sie sich das nur weiter ein.
Die Hauptschule tat so, als wäre das alles keeeiiin Problem (Erinnert mich an meine Großeltern väterlicherseits - Andere Story, sorry) und die würden locker mit mir umgehen können ................. Haha. Ja. Brauche ich mehr zu sagen? Ich war, wenn ich mich recht entsinne, tatsächlich deren einzige (diagnostizierte) autistische Schülerin dort. Wahrscheinlich war das so ne Challenge oder was weiß ich.
Selbst die Schule für Behinderte hatte null Plan, weil, na ja, das wäre auch zu viel verlangt, nicht wahr? Wer würde sowas schon erwarten? Wenn Leute ihr Auto zur Reperatur bringen, rechnen die sicherlich auch nicht damit, dass das Auto ... repariert wird??? Das wäre sehr dumm. Ich würde mein Auto, welches ich nicht besitze, noch zerbeulter zurückhaben wollen, als ich es hingebracht habe. Das nenn' ich Service.
Joa, die Klassen waren zwar tatsächlich alle immer sehr klein (glaube nicht mehr als 15 Schüler, in der letzten Schule sogar nur 8-10), aber das brachte dann auch nichts mehr. Ich war von dem ersten Schultag an zerbrochen. Ging da hin, halbwegs positiv und freudig, mit meiner selbstgemachten, großen, rosa-lilanen Schultüte ... ging rein, in die Klasse, alles zu viel, wollte nicht, andere Kinder komisch, nope, nix für mich, hier will ich nicht hin, nie wieder, hier ist es nicht sicher. Vom ersten Tag an wusste ich, dass ich dort nicht hingehörte.
Noch immer kriegt mich nichts in die Nähe einer Schule. Ich bin so ausgelaugt von dieser aufgezwungenen Erfahrung, dass ich in diesem Leben nicht nochmal irgendwo hinmöchte, hinKANN, was mich auch nur im Entferntesten an Schule erinnert. Sei es Schule, Abendschule, Abitur, Ausbildung, Studium, ... Was auch immer.
In der Schule war es immer zu laut, die Lehrer waren (bis auf vielleicht 1-2 Ausnahmen) verständnislos, Mobbing/Hänseleien gab es auch, mehrere Grenzüberschreitungen, ich weinte fast jeden Schultag minimum einmal, ich verstand NULL, wollte einfach nur für immer meine Ruhe haben ... Es gab nicht einen Tag, an dem ich doch mal zur Schule ging und mir dachte "Sooo schlimm war das jetzt gar nicht". Oh nein. Jeden Tag dachte ich mir, ich hätte wieder schwänzen sollen. Irgendwie - Egal wie.
Ich sollte alles so tun, wie die anderen, man versuchte, mich zwanghaft "sozialer" zu machen (Gruppenarbeiten, Freunde finden, in Pausen mit rausgehen, mich in Gruppen einbringen, mitspielen etc.), wenn ich etwas nicht verstand oder falsch verstand, wurde ich angepflaumt, bloßgestellt, wenn ich heulte, verdrehte jeder die Augen und lästerte, wenn ich mich einmal im Jahr traute, mich zu melden, und ich die Antwort nicht haargenau so wiedergab, wie die Lehrer es wollten, wurde ich angemeckert und es wurde als falsch betitelt. Fing ich meine Antwort mit "Ich glaube" o.Ä. an, hieß es " 'Ich glaube' gibt's nicht, weiß es jemand anderes?" und so weiter.
Mir wurde nichts beigebracht, ich sollte einfach alles wissen und intuitiv tun können, was für mich als Autistin eben nicht intuitiv war/ist. Dinge wurden mir nicht verständlich erklärt und alle Klassenlehrerinnen meinten immer, ich würde später nichts gebacken bekommen etc. pp. Womit sie zwar Recht behalten sollten, aber sowas sagt man einfach nicht. Ganz egal, wie viele Probleme ein Schüler mit sich bringt. (Außerdem versuche ich nun seit wenigen Jahren, zu akzeptieren, dass ich eben behindert bin und dass das auch bedeutet, dass ich manches, was der Großteil der Menschheit als selbstverständlich ansieht, niemals erleben/tun können werde. Aus dem internalized ableism rauszukommen, in einer Gesellschaft, die selber verseucht ist durch ihren Ableismus, ist alles andere als leicht.)
Sie hatten Erwartungen an mich, die meinen Fähigkeiten nicht gerecht wurden.
Sie ignorierten meine Grenzen und meinen Autismus/meine Behinderung und auch meine Sozialphobie.
Sie wollten stur Plan A folgen und nichts anderes. Unflexibel bis zum Es-Geht-Nicht-Mehr. Und da soll nochmal jemand zu uns Autisten sagen, wir seien unflexibel.
Wenn ich einfach nicht mehr konnte und wollte und einfach nichts half, ... dann war das irrelevant. Ich sollte weitermachen. Auf Krampf weitermachen. Weiter, weiter, weiter. Komme, was da wolle. Und zwar so, wie alle anderen.
Es passierte noch mehr. An vieles kann ich mich auch nicht mehr erinnern oder nur noch extrem verschwommen.
Meine Mutter wollte mich auch nicht zur Schule zerren, aber was hatte sie für eine Wahl? (Bußgeld und Polizei-Drohungen gab's vom Jugendamt natürlich auch.) Denen war das egal, wie ich zur Schule kam, was deren Psychoterror alles für unseren Haussegen bedeutete, wie ich mich dabei fühlte, wie ich behandelt wurde, ob ich in der Schule zurechtkam oder nicht*, ob ich etwas verstand oder nicht. Solange ich körperlich anwesend war war dem Jugendamt das recht.
*Nicht. Meine Noten waren fast durchweg nur 4,5 und 6. Meistens 5 und 6.
Blablabla und so. Aber hey, die individuellen Grenzen von Kindern - insbesondere autistischen/neurodivergenten/behinderten Kindern - ist doch total unwichtig. Vor allem dann, wenn diese Grenzen aktives Umdenken, Andersdenken und nicht "starr Plan A folgen" beinhalten. Schulzwang ist ja so toll und auch so gesund und hach, ich könnt' im Strahl kotzen, wo ist denn mein Eimer?
Ich wusste selbst sehr lange nach meiner Schulerfahrung nicht, dass ich Autistin bin.
Ich behaupte mal, dass selbst heute die aller wenigsten Lehrkräfte gewillt sind, auch nur ein bisschen den Bedürfnissen von Autisten entgegen zu kommen.
Das würde ja dem Grundsatz "alle in der Klasse haben in einen festgesteckten Rahmen zu passen" widersprechen.
Dies gilt auch für die Förderschulen, die eher selten auf Autismus spezialisiert sind.
Ja, es gibt den "emotionalen" Bereich (oder wie sich der schimpft).
Aber ASS hat nichts mit Emotionen zu tun.
Meine eigene Schulzeit fasse ich kurz zusammen in "oft ätzend in der Zwangsschulzeit" und "besser, als ich freiwillig(!) nach meinem ersten Schulabschluss weitergemacht hatte".