4 Antworten

Nachdem es für schlechtes Verhalten keine vernünftige Bestrafung mehr gibt können sich die Schüler alles erlauben und die Lehrer geben entnervt auf


grtgrt 
Beitragsersteller
 03.09.2024, 15:31

Ja, daran scheint viel Wahres zu sein.

Ein sehr kleiner Teil der Antwort auf deine Frage zu einem sehr komplexen Vorgang könnte in einem Umstand liegen, der sich in dem folgenden, bekannten Zitat ausdrückt: "Harte Zeiten formen starken Menschen. Starke Menschen schaffen gute Zeiten. Gute Zeiten formen schwache Menschen."

Banal gesagt: Uns geht´s zu gut. Man kann derzeit offenbar auch ganz gut leben, ohne sich groß anzustrengen. Die Bereitschaft, sich anzustrengen, und ein gerüttelt Maß an Disziplin, am besten Selbstdisziplin, gehören aber zum erfolgreichen Lernen dazu.

Darüberhinaus scheint mir, dass du die Kausalitäten verkehrst: Der Lehrermangel ist eine Folge der schlechten Schulen - nicht umgekehrt. Findest du nicht?


grtgrt 
Beitragsersteller
 03.09.2024, 21:42

In meinen Augen hat der Mangel an Lehrern 2 Ursachen:

  1. Deutlich zu unprofessionelle Planung des zukünftigen Lehrerbedarfs durch die Kultusministerien
  2. Statt an klassischer (erfolgreicher) Lehrmethodik festzuhalten, hat man fragwürdige Bildungsreformen durchgeführt mit zu starker Betonung auf Inklusion, durch die Schüler selbst gesteuertem Lernen (= Lehrer mehr als Coach, was Unruhe in die Klassenzimmer brachte) und uns durch die ID-Lobby suggerierter - ganz überflüssiger - Digitalisierung der Lermmittel.

Für verhaltensauffällige Schüler müsste es Sonderschulen geben (um Überlastung der Lehrer zu vermeiden und Ruhe ins Klassenzimmer zu bringen).

Rugall  03.09.2024, 21:54
@grtgrt

Ich weiß nicht recht, ob die Planungen der Kultusministerien wirklich so eine wesentliche Rolle spielen.

Entscheidend ist doch, ob genügend Schulabgänger Lehrer werden wollen. Und das hängt meines Erachtens stark davon ab, ob sie den Beruf - aus eigener täglicher Beobachtung heraus - als attraktiv empfinden.

Wie aber soll das der Fall sein, wenn sie tagtäglich sehen, dass Lehrkräfte überfordert sind und nicht ernst genommen werden?

Rugall  03.09.2024, 21:58
@Rugall

Daher denke ich: WEIL die Schulen schlecht sind (und oft auch hässlich und heruntergekommen), wollen immer weniger dort arbeiten. Nicht ungekehrt.

grtgrt 
Beitragsersteller
 03.09.2024, 22:15
@Rugall

Ja, so gesehen ist das wirklich richtig.

In der EU verfolge ich das nicht, für Deutschland kann ich aber feststellen, dass das Bildungssystem schon immer miserabel war und hier gab es ja auch gar keine nennenswerten Bildungsreformen.


Wechselfreund  02.09.2024, 15:50

Was würde dir als sinnvolle Reform erscheinen? Ich habe eher den Eindruck, dass zu viel reformiert wurde (Beispiel G8 G 9, kompetenzorientierte Lehrpläne)

DerJoergi  02.09.2024, 16:02
@Wechselfreund

G8 ist ja weitestgehend schon wieder verschwunden. Und generell gehören die Unterrichtsinhalte völlig umgekrempelt. In dem Kontext sehe ich auch das Bulimielernen, es wird viel zu viel gelernt zu Dingen die später sowieso niemand mehr benötigt bzw. noch weiß. Von daher wünsche ich mir mehr kleine Lerngruppen die sich alltagspraktisches Wissen zum Teil völlig selber erarbeiten. Grundsätzlich muss die intrinsische Motivation viel mehr getriggert werden. Beispielsweise brauche ich in Deutsch keine uralten Texte zu analysieren, warum nicht Dinge wie bekannte Deutschrap-Texte analysieren und kritisch diskutieren. In diese Richtung halt...

Wechselfreund  02.09.2024, 18:11
@DerJoergi

In vielen Dingen stimme ich dir zu. Bei dem selbst Erarbeiten habe ich allerdings die Erfahrung gemacht, dass (gerade in der Pubertät) viele andere Ablenkungen als interessanter gesehen werden und im Moment sinnvoller erscheinen als das, was man vielleicht erst später erkennen wird.

grtgrt 
Beitragsersteller
 04.09.2024, 20:48
und hier gab es ja auch gar keine nennenswerten Bildungsreformen.

Da können wir von Glück sagen. In der Schweiz z.B. hatten sämtliche Bildungsreformen seit der Jahrtausendwende einfach nur (oft sogar deutliche) Verschlechterung der Effektivität des Schulsystems zur Folge. Man lese z.B.

Das Problem liegt an der Gefährdung durch die immer mehr radikalisierten Schüler.

Und der zweite Punkt ist die schlechte Bezahlung.

Ein Job mit schlechter Bezahlung und ohne Sicherheit: Das macht Keiner.

Woher ich das weiß:Recherche