Warum hat man die Sorgen von rechtswählenden Leuten nie wirklich ernst genommen?

4 Antworten

"In Erfurt standen neulich Patienten draußen in der Kälte, weil die Arztpraxis so überlastet war. Situationen wie diese treiben die Menschen zur AfD"

Und wie hilft das nun?

In Sonneberg (wo ein AfD-Landrat regiert) hat eine Klinik zugemacht. Ich verstehe ja die Sorge. Aber die "Lösung" hilft ja eben nicht. Ich würde es ja verstehen, wenn die Entscheidung helfen würde, Arztpraxen zu entlasten.

Aber die AfD zu wählen, weil die Arztpraxis zu überfüllt war, ist genauso, wie eine Flasche Schnaps zu trinken, weil (irgendein anderes Problem aufgetreten ist). Es ist ja nicht so, dass man das Problem nicht verstehen würde (das versteht man ja).

Es ist nur so, dass die Lösung nicht zum Problem passt.
Das Verständnis dafür, dass die Überlastung der Arztpraxis da war, und dass das eben unangenehm ist, habe ich.

Ich habe auch Verständnis dafür, wenn man sich mit Alkohol betäubt (es ist nicht so, dass ich da kein Mitgefühl hätte). Nur die Frage ist doch: was hilft es bei dem eigentlichen Problem?

Arztpraxen gehören sicher nicht zum Kerngebiet der AfD-Forderungen.
Das Problem hat nichts mit AfD/nicht AfD zu tun.


Das beste Mittel gegen AfD wäre, so einiges von der AfD auf die Tagesordnung zu setzen?

Naja, was willste machen, solche Strategien wie: "wir dürften über Rechte reden, aber niemals mit ihnen." hat man bereits erfolgreich in die Kopfe junger, toleranter(?) Menschen untergebracht.

Zu spät alles, das Unheil nimmt seinen Lauf. Es ist hier nicht wie in den USA, wo Demokraten und Republikaner trotz aller Gegensätze sachlich miteinander reden können, sondern in D erwarte ich ein Blutbad, wenn ein Grünen-Stand neben einem AfD-Stand platziert wird. Und Debatten arten hier immer aus in wertloses Geschrei. Und das liegt in nicht unerheblichem Maße an denjenigen, welche den jungen, zumeist linken Leuten beibringen wollen, mit wem sie nie nie nie reden dürfen.


Hessen001 
Beitragsersteller
 13.02.2025, 02:08
Das beste Mittel gegen AfD wäre, so einiges von der AfD auf die Tagesordnung zu setzen?

Nicht unbedingt. Aber eben die selben Probleme vielleicht mit anderen Methoden zu lösen. Nur wird ja auch teilweise abgestritten, dass es die Probleme überhaupt gäbe.

deBaal  13.02.2025, 02:13
@Hessen001

Ja und ich weiß tatsächlich nicht, ob manche Menschen -Politiker- die Probleme wirklich nicht sehen oder ob sie lügen. Absolut keine Ahnung. Aber es ist beides schlecht. In beiden Fällen ist Problemlösung unmöglich.
Aber Ihr habt tolle Ingenieure. Die wissen wie es geht: Probleme ganz genau benennen, analysieren, daraus Lösung herleiten. Anders geht es nicht. Wenn D von Ingenieuren regiert würde, wäre alles in Butter. Leider haben die keine Lust dazu :-)

Grundlegend hast du recht würde ich sagen. Man bringt Menschen nicht dazu an die selbe Sache zu glauben, wenn man ihnen Vorwürfe macht. Allerdings muss man auch die andere Seite betrachten: AfD-Wähler sind meist ein sehr interessantes Völkchen. Die sind hoch emotionalisiert und geben viele Unwahrheiten von sich. Kannst du ja auch an der Platform hier sehen. Wie oft wird Habeck hier täglich als Verbrecher bezeichnet? Duzende male. Mit solchen Menschen kannst du keine ernsthafte Diskussion führen. Dafür haben die AfD-Leute mit ihren Lügen schon gesorgt.

Dann kommt noch hinzu, dass die Wähler Sache X für ihr Problem Y ausmachen, auch wenn das gar nicht der Fall ist. Beispiel: Energiepreise. Da werden die Grünen für verantwortlich gemacht, schuld ist aber der russische Angriffskrieg. Und wer ist auf der Seite von Putin? Die AfD. Ein Widerspruch. Sowas kann man dann schwer ernst nehmen.

Bei Themen, die man ernst nehmen kann ist immer auch die Sache wie realistisch das ist, solche Sorgen in einer Legislaturperiode zu bewältigen. Deutschland hat viele Probleme, die vor 10-15 Jahren oder teilweise noch länger gemacht wurden und deren Auswirkungen man erst jetzt spürt. Solche Sachen kann man nicht mal eben in 4 Jahren rum reißen. Da ist dann auch die Erwartungshaltung schuld.

Das Thema ist superkomplex.


Hessen001 
Beitragsersteller
 13.02.2025, 02:31

Das einen sind die AfD-Wähler, die sehr laut sind. Und die auch teilweise sehr hasserfüllt sind. Es gibt auch AfD-Wähler, die nicht so sind. Ich kenne AfD-Wähler, die total sympathisch sind und Grünen-Wähler, die sehr überheblich sind. Ich schaue auf den Charakter der Menschen.

Aber vielleicht ist die Verdammung des Emotionalen auch manchmal nicht gut. Ich bekomme es oft mit, dass Konservativen Sentimentalität und Nostalgie vorgeworfen wird, während sich Progressive rühmen, sich nüchtern an empirischen Fakten zu orientieren. Aber jetzt ist der Mensch nunmal nicht rein rational, sondern wir haben Gefühle und Emotionen.

Jetzt gibt es ja einen Aufreger darüber, dass Olaf Scholz jemanden als 'Hofnarr' bezeichnet hat. Politiker dürfen überhaupt keine Emotionen mehr haben, müssen stets ruhig und sachlich bleiben. Aber das ist halt nicht menschlich.

"Natürlich haben vor allem Wohlhabende Vertrauen in den Staat, weil sie ja gar keine prekären Situationen kennen."

Selten. Oder diese Lage ist für sie vorbei. Sie bekommen es eben bei anderen mit ...