Lesben: Wie möchtest du am liebsten angesprochen werden?
Ich habe ehrlich gesagt kein Problem damit, als „lesbisch“ oder „Lesbe“ angesprochen zu werden. Warum auch? Genau das bin ich. Aber ich hatte ein Problem damit, als „queer“ angesprochen zu werden. Queer kann auch abnormal, seltsam, merkwürdig bedeuten. An meiner Lesbischkeit ist nichts Queeres. Für mich ist es völlig normal. In meiner Familie gibt es heterosexuelle und lesbische Beziehungen. Keine davon ist queer. Alle sind aus unserer Sicht völlig normal.
Was meint Ihr?
4 Antworten
Alle sind aus unserer Sicht völlig normal.
Dann spricht eigentlich nichts dagegen alle als "Frau" zu bezeichnen.
Nicht alle Lesben sehen sich als queer, das sollte zur Kenntnis genommen und respektiert werden.
Dann sind Lesben wohl in erster Linie Frauen.
Queer war auch ursprünglich eine abschätzige Bezeichnung für Homosexuelle, primär für homosexuelle Männer. Wie bei anderen Begriffen auch haben aber Betroffene hier den Spieß herumgedreht und sich diesen Begriff zu eigen gemacht, um ihm genau diese Macht der Beleidigung zu nehmen!
Von daher, wenn du dich selbst nicht so bezeichnen möchtest, steht dir das natürlich frei. Allerdings denke ich schon, dass du dir zumindest diese Begriffsgeschichte schon bewusst machen solltest, da genau das, was du empfindest und wie du lebst - dass du als Frau, die Frauen liebt, ganz normal bist - eben das Resultat aus dem jahrzehntelangen Kampf ist, den andere vor dir geführt und dafür echte Opfer gebracht haben und in Teilen der Welt immer noch führen...
Und das ist auch absolut gut und okay so! Nur dass du das genau so offen sagen und leben kannst, anstatt eine Lobotomie zu bekommen, in der Psychiatrie zu landen oder zwangsverheiratet zu werden (ja, auch hier in Deutschland!), liegt eben daran, dass viele Generationen vor dir unter echt großen Opfern dafür gekämpft haben. Und dass diese zum Beispiel eben auch beleidigende, abwertende Begriffe wie "queer" genommen und zur positiven, stolzen Selbstbezeichnung umgedreht haben.
Auch als eine Hete habe ich immer geglaubt, dass Liebe niemals falsch ist. Und jetzt glaube ich das wirklich.
Nur dass das eben bei weitem nicht alle Menschen immer glaubten und immer noch nicht alle Menschen überall auf der Welt glauben. Genau das ist der Punkt, das ist das, was über dich und dein Leben weit hinausgeht. Und wo es eben schon eine ganz gute Idee ist, sich mit dem Ursprung eines Begriffs zu beschäftigen, bevor man sich dazu positioniert.
Zumal es aktuell ja auch so ganz merkwürdige Umtriebe gibt, dass einige homosexuelle Menschen trans* Personen ausgrenzen wollen, weil sie denken, dass sie damit irgendwie ein besseres Standig bei Rechtskonservativen bekommen. Gerade aus diesen Reihen stammt auch die Ablehnung des Begriffs "queer", siehe Alice Weidel. Und dabei verkennen die, die sich auf diese Weise regelrecht anbiedern, dass sie genau so von denen, die gegen trans* Personen schießen, verachtet und keineswegs geschätzt und geschützt werden, wenn es drauf an kommt...
Warum sollte ich über meine sexualität angesprochen werden wollen? Ich habe einen namen und 1-2 Spitznamen. Das reicht völlig aus.
Ich bin erst seit vier Jahren geoutet, aber heute bin ich stolz darauf, geoutet zu sein. Ich bin ehrlich gesagt stolz darauf, als Lesbe angesprochen zu werden. Denn genau das bin ich.