Ist Deutschland eine Demokratie?
Ich dachte immer, das Kennzeichen einer Demokratie sei, dass man gemeinsam an einem Strang zieht und im Wesentlichen dasselbe Ziel hat - nämlich eine friedliche, freiheitliche Gesellschaft, in der auf jeden Rücksicht genommen wird und es allen gutgeht - aber dass man halt voneinander abweichende Vorstellungen darüber hat, wie man dieses Ziel am besten und schnellsten erreichen kann.
Wenn ich mir hingegen die Situation in Deutschland - und anderen Ländern, die als Demokratie bezeichnet werden - anschaue, habe ich eher den Eindruck, dass man sich gegenseitig bis aufs Blut bekämpft und dem Anderen ständig unterstellt, es ginge ihm überhaupt nicht um das oben genannte gemeinsame Ziel - also das Wohl der Menschen - und dass man ihn nicht selten der Machtgier, Manipulation und Lüge bezichtigt...
5 Antworten
Natürlich. Demokratie heißt im Übrigen nur, daß alle an der politischen Willensbildung teilnehmen (können). Über gemeinsame Ziele, Rücksichtnahme und dergl. sagt das überhaupt nichts aus.
Rein wortbedeutungsmäßig ist das durchaus korrekt.
Aber geh doch mal auf meine Ausführungen unter der Frage ein!
Die Tatsache, dass man alle vier Jahre ein Kreuz auf einem Wahl-Zettel machen darf, ist sicherlich die Grund-Voraussetzung dafür, dass man - rein technisch betrachtet - von Demokratie sprechen kann.
Aber die ist in Russland ja auch gegeben...
Ich sprach von Kennzeichen einer (wahren) Demokratie - also einer Demokratie, die nicht nur offiziell besteht, sondern die auch von allen Bürgern als solche empfunden wird.
Wenn Markus Lanz in seiner Runde mal führende Politiker befragen würde, ob sie den von mir genannten Kennzeichen zustimmen würden, gäbe es sicherlich breite Zustimmung...
Das ist in Russland auch so, weil auch Russland eine Demokratie ist. Demokratie ist ziemlich genau definiert - eben besagte Teilhabe an der Meinungsbildung. Es gibt Leute die meinen müßte es automatisch nett und friedlich sein (insbesondere natürlich Berufspolitiker, die möglichst ihre Ruhe haben wollen). Das ist aber eine Zuschreibung, die dem Begriff nicht gerecht wird. Im Gegenteil, teilhabe aller bedeutet Auseinandersetzung und Kampf um die Vorherrschaft.
Das Gegenteil davon wäre ein totalitärer Staat, in der eine Gruppe ein Staatsziel formuliert dem dann alle anderen widerspruchslos zu folgen haben. Das ist aber alles andere als demokratisch.
teilhabe aller bedeutet Auseinandersetzung und Kampf um die Vorherrschaft.
Woher hast Du das denn?
Logische Schlussfolgerung. In einer Gesellschaft gibt es eine Vielfalt von Positionen und Meinungen, um einen gemeinsamen Kurs zu bestimmen bedarf es der Auseinandersetzung zwischen den Interessen und das führt automatisch zu einem Kampf um die Vorherrschaft. Schließlich will jeder seine Ansichten durchgesetzt sehen.
Also widersprichst Du der Definition, dass alle Demokraten im Grunde genommen dieselbe Vision haben ?
Die Definition von Demokratie habe ich doch eingehend genannt, das hat doch aber nichts mit politischen Inhalten zu tun. Wenn eine Gruppe von Leuten darüber abstimmen ob bspw. Steuern erhöht werden sollen, gibt es eine Teilmenge, die dafür ist und mit Sicherheit auch eine, die dagegen ist. Und jede dieser beiden Gruppen wird für ihre Überzeugung um die Mehrheit der Stimmen kämpfen.
Stimmst Du zu, dass es Kennzeichen einer Demokratie sein sollte, dass jeder stets am Allgemeinwohl interessiert ist?
Das sehe ich nicht als Voraussetzung für Demokratie (auch wenn das sicher wünschenswert ist). Solange sich die Akteure nur an das Mehrheitsprinzip halten sind alle Voraussetzungen bereits erfüllt.
Das bedeutet dann automatisch, daß Entscheidungen dem Allgemeinwohl dienen, andernfalls gibt es dafür einfach keine Mehrheit.
Wieso dient es automatisch dem Allgemeinwohl (=100) wenn 51 Leute bestimmen und die restlichen 49 gehorchen müssen?
Dass die 49 sich nicht wohlfühlen werden (= kein Allgemeinwohl) ist doch schon vorher klar. Sonst hätten die 49 ja für das Gleiche gestimmt wie die 51.
Das Problem umgehen wir mit der indirekten Demokratie. Dort wählen die 100 Personen ihre Repräsentanten welche dann Entscheidungen treffen. Nun macht es Sinn, nicht gerade diejenigen zu wählen, die nur auf Eigennutz bedacht sind oder gerade nicht auf das Allgemeinwohl achten.
Genau das ist der Knackpunkt: Also wenn ich mir die Geschichte anschaue und auch die aktuelle Weltlage, kann ich ohne Zögern feststellen, dass die deutliche Mehrheit der Menschen alles Andere als selbstlos handelt.
Und dass man sich auf die selbstlos und vertrauenswürdig scheinende Art von Politikern nicht verlassen kann, zeigt ja die Tatsache, dass das Phänomen versprochen-gebrochen keine Seltenheit ist...
Insofern bedeutet Demokratie praktisch: Die Herrschaft der bösen Mehrheit.
Deutschland ist klipp und klar eine Demokratie, auch wenn nicht jedem alles gefällt.
Mir gefällt es nicht, dass 51 darüber bestimmen, was die 49 anderen tun sollen.
Eine Kurzer Blick ins Internet hätte dir gezeigt was Demokratie bedeutet.
DemokratieNach Artikel 20 des Grundgesetzes ist die Bundesrepublik eine Demokratie. In dieser Staatsform übt das Volk die Herrschaftsgewalt aus. Demokratien zeichnen sich unter anderem durch Achtung der Menschenrechte, Gewaltenteilung, Verantwortlichkeit der Regierung, Unabhängigkeit der Gerichte, Gesetzmäßigkeit der Verwaltung, ein Mehrparteiensystem sowie freie, gleiche und geheime Wahlen aus. Die Bundesrepublik ist eine repräsentative Demokratie, in der das Volk durch gewählte Volksvertreter „herrscht“. Diese Volksvertreter bilden den Bundestag, der das einzige unmittelbar demokratisch gewählte Verfassungsorgan ist.
Gerade dass verschiedene Meinungen zugelassen sind zeichnet eine Demokratie aus.
Da wir zur Zeit einen Zulauf zu einer rechtsextremen Partei haben, ist die Stimmung natürlich aufgeheizt.
Aber da wir eine Demokratie sind werden keine Menschen abgeführt und in Folterkammern gesperrt und Andersdenkende können sich äussern.
Wenn dir allerdings eine Todesstille lieber ist.....
An den Zeilen unter meiner Frage hättest Du erkennen können, dass mein Punkt ein anderer war. Insofern war meine Frage vielleicht nicht präzise formuliert. Aber es war unschwer zu erkennen, worauf ich hinauswollte...
Und ich habe dir präzise drauf geantwortet.
Zu behaupten unsere Presse sei nicht frei bzw. auch unsere Justiz, ist schon heftig.
Zu behaupten unsere Presse sei nicht frei bzw. auch unsere Justiz, ist schon heftig.
Naja, ich glaube nicht, dass Olaf Scholz beim Chef vom SPIEGEL anruft und ihm unter Androhung von Strafe die nächsten Schlagzeilen diktiert.
Aber dass unsere Medien alles Andere als objektiv und neutral berichten, sieht ja ein Blinder mit Krückstock...
Zur Justiz könnte ich auch noch was sagen. Hab ich jetzt aber gerade keine Lust zu.
Wie die meisten unterscheidest du nicht in Nachrichten und Kommentare und Meinungen. .
Ich denke, dass ich da schon unterscheide und feststelle, dass überall nicht objektiv berichtet wird...
Ja, mit allen vor- und Nachteilen.
Eine schwache Form der Demokratie. Demokratie bedeutet Volksherrschaft, nur wer herrscht wirklich? Demokratie hört eigentlich nach dem Gang zur Wahlurne auf.
Demokratie heisst genau genommen Volksherrschaft