Bin ich deshalb eine schlechte Tochter?
Hallöchen, ich würde gerne eure Meinung zu einem Thema hören. Ich muss bald ins Krankenhaus, weil ich am Becken und an der Schulter operiert werde. Die Ärzte sagten, dass es ein zwar ungefährliche Eingriffe sind, ich mich aber trotzdem sehr schlecht fühlen und starke Schmerzen haben werde.
Ich bin erst 20 und wohne noch zuhause. Aber ich habe gesagt, dass ich keinen Besuch, sondern die 8 Tage dort alleine verbringen möchte..Die Reaktion darauf reichte von Sorge über Schock bis zu Enttäuschung. Mein Vater hatte eigentlich geplant jeden Tag vorbei zu kommen und sich um mich zu kümmern..
Ich mache sowas aber lieber alleine. Wenn die Ärzte Recht haben, werde ich sehr hilflos und schwach sein. Ich möchte so nicht von ihm gesehen werden. Ich möchte nicht schwach wirken und dass er sich kümmern muss. Mir beim laufen und essen helfen muss und das alles..
Er ist zumindest sehr enttäuscht und sagt, er wird sich jeden Tag Sorgen machen. Findet ihr das gemein von mir?
Wir haben übrigens ein gutes Verhältnis. Mir geht es wirklich nur darum, dass ich nicht hilflos und schwach vor ihm sein möchte. Mich interessiert da eure Sicht auf das alles.
Danke 😄
8 Antworten
Komisch finde ich es auf jeden Fall. Aber es macht dich nicht zu einer schlechten Tochter. Du solltest aber grundsätzlich Mal deine Einstellung zum Thema Hilfe annehmen können überdenken. Vielleicht kann dich dein Vater ja trotzdem besuchen, einfach um dich zu sehen und mit dir zu sprechen? Er muss dir ja nicht während seiner Besuchszeit bei etwas helfen, wenn du das partout nicht willst. Es wäre aber sicher auch deiner Genesung zuträglich, wenn du dir helfen lässt.
Innerhalb der Familie/enger Freunde/Partner sollte man sich auch in verletzlichen Zeiten zeigen können und dürfen und sich nicht dafür schämen müssen. Du scheinst da eine Blockade zu haben, die meiner Meinung nach nicht normal ist und über die man vielleicht Mal bei einer systemischen Beratung oder Therapie sprechen könnte, wenn diese so tief verwurzelt ist. Für die meisten Menschen wäre es selbstverständlich, dass man ein Familienmitglied täglich im Krankenhaus besucht und für es da ist. Und da denkt auch keiner drüber nach, wie man aussieht in dem Moment.
Da könntest du sogar recht haben..selbst in verletzlichen Situationen habe ich immer so getan, als ob es mir gut geht und habe mich um alles alleine gekümmert.
Langfristig ist das nicht gesund und kann echt zum Problem werden, wenn du immer so eine Fassade aufrecht erhälst. Das kostet Unmengen an Kraft und Energie, gerade wenn es einem nicht gut geht, hat man davon eh nicht so viel. Versuch, deine Mauern ein bisschen einzureißen und deine Familie und dein enges Umfeld in dein Leben zu lassen - dazu gehören nun Mal auch schwache Momente und negative Gefühle. Sie kennen das selbst aus verschiedenen Situationen und werden einfach nur Verständnis haben und für dich da sein wollen. Es kann eine Person auch sehr erfüllen, etwas für andere zu tun. Betrachte also auch diese Sichtweise.
Interessant wäre ja zu ergründen, woher du dieses Verhalten und dieses Gefühl hast. Vielleicht hast du es von deinen Eltern gelernt und übernommen, wenn sie vor dir nie Schwäche zeigen konnten/wollten, nicht vor dir geweint haben etc. Ich denke, es wäre sicher sinnvoll, das Mal aufzuarbeiten und vielleicht neue Sichtweisen zu erlangen und sich neuen Möglichkeiten zu öffnen.
Danke..da habe ich jetzt etwas zum Nachdenken. Ich werde vielleicht mal ganz klein anfangen. Manchmal wünsche ich mir das alles auch, kann es aber nicht zulassen..Naja, das ist wohl wirklich mal ein Thema für den Seelenklemptner..Danke nochmal für die Anregungen.
Ich kann dich verstehen. Als ich 3 Wochen Hilflos im Krankenhaus war, ging es mir auch schlecht. Da das Krankenhaus über 360 km vom Elternhaus entfernt war, besuchten mich meine Eltern einmal, wollten sich ein Hotel nehmen, was ich aber denen ausreden konnte. Ich konnte wirklich nicht viel machen, auch das Reden fiel mir schwer.
Ich wurde künstlich ernährt. Schwestern haben mich gewaschen und täglich die Windel gewechselt. Trotzdem habe ich Besuch empfangen. Ein Arbeitskollege und Freunde kam auch öfters. Man denkt jetzt es ist peinlich. Wenn man krank ist, ist es eben so. Da muss einen nichts peinlich sein. Du wirst noch Hilfe von deinen Eltern brauchen, schließe sie nicht aus. Ist auch besser, wenn sie mit den Ärzten reden. Eine schlechte Tochter bist du keineswegs deshalb.
Danke erstmal :-) naja es ist mir nicht wirklich peinlich..ich weiß auch nicht. Irgendwie möchte ich nach außen hin stark sein und das kann ich auch immer irgendwie vortäuschen wenn es mir nicht gut geht. Aber in der Situation wäre es nicht möglich..
Jeder Mensch ist verletzlich. Mir war es anfänglich auch peinlich von jüngeren Schwestern mich pflegen zu lassen. Hatte auch versucht, stark zu sein und selbstständig zu bleiben. Mir ging es nur immer schlechter. Irgendwann war es vorbei. Ich war schon sehr oft im Krankenhaus, wo meine Eltern nicht kommen konnten.
Irgendwie weiß ich, dass du Recht hast, aber da ist trotzdem diese Blockade in mir und der Wunsch nach außen hin immer stark zu sein. Du hast mir auf jeden Fall etwas zum Nachdenken gegeben :-)
Es ist absolut nichts schlimmes dran. Egal wie alt man ist, machen sich Eltern eben Sorgen. Bringen dir frische Kleidung etc. Letztlich ist es deine Entscheidung. Als ich 18 war, Blinddarm OP wurde ich von einer Krankenschwester im Beisein meiner Eltern rasiert und gewickelt. Peinlicher geht es nicht mehr, dachte ich. Aber hab’s überlebt.
Also es gab eine Zeit, da mussten sie dich wickeln und füttern, dein erbrechen aufwischen , es gab Kinderkrankheiten und sie waren da, das tun sie aus Liebe.
Wenn es dir schlecht geht, dann bist du froh wenn jemand da ist der dir Kraft gibt, dich einfach tröstet oder dir zu hört wenn du klagst.
Ja das stimmt schon. Aber irgendwie möchte ich keinen Trost brauchen und bekommen. Mir tut es ja auch leid für ihn aber ich weiß nicht..so gesehen werden möchte ich nicht.
Lass,die Option doch offen. Ihr könnt doch vereinbaren ob ihr telefoniert und dann spontan ob du Besuch möchtest oder nicht. Nachher wünscht du sie zu sehen und sie kommen dann nicht weil du es so wolltest. Du sagst das jetzt aber bisher ist noch nichts gewesen. Vielleicht denkst du nach der OP anders.
Ich telefoniere ja auch mit ihm bestimmt. Aber selbst wenn ich Besuch möchte, weiß ich nicht, ob ich das dann auch wirklich zulassen könnte.
Lass es doch einfach offen. Man muss doch nichts in Stein Meißeln. Wie du gerade drauf bist, ganz spontan und locker, darauf können sich doch alle einigen. Kein klares ja aber auch kein klares nein.
Finde ich voll verständlich, dass du in dieser Zeit deine Ruhe haben willst.
Vielleicht kannst du dich mit deinen Eltern drauf einigen, dass sie einmal kurz kommen dürfen.
Dachte schon ich bin die einzige die so denkt..naja, vielleicht mal telefonieren.
Ja, verständlich. Telefonieren ist auch eine Option. Viel Glück für die OP.
Nein. Es ist verständlich dass man mal seine Ruhe benötigt.
Ihr könnt ja trotzdem in Kontakt bleiben, z. B. Videotelefonate oder über WhatsApp.
Ich werde ihm ja schon schreiben oder mit ihm telefonieren. Mir geht es auch darum wie ich aussehe mit den ganzen Schläuchen, dem Zugang und das alles. Ich möchte nicht mitleidig wirken.