Ist es wichtig alte Kinderlieder zu verbieten oder umzuwandeln?
Die Klassiker aus meiner Kindheit der 90er und 2000er sind inzwischen in einem kritischen Licht, weil sie teilweise als rassistisch oder brutal empfunden werden. Ist diese Transformation sinnvoll oder nicht?
Wie drei Chinesen mit dem Kontrabass. Ich habe die Lieder gerne selbst umgestaltet, wie zum Beispiel als drei Deutsche mit einem Kasten Bier. Mir selbst haben die rassistischen Lieder nicht geschadet, sondern die Kreativität beflügelt, zum selbst umschreiben.
Inwiefern ist "Drei Deutsche mit einem Kasten Bier" nicht rassistisch?
Ist es auch aber mir ging es nie darum Anti-Rassistische Lieder zu gestalten, sondern zu irritieren.
Inwiefern sind die "3 Chinesen" rassistisch? Oder habe ich dich jetzt falsch verstanden?
Weil das Lied darauf abzielt über Chinesen zu lachen, die mit einem primitiven Kontrabass spielen. Gibt zwar deutsche Chinesen die das Lied nicht schlimm finden aber egal.
Was daran ist rassistisch? Was an einem Kontrabass ist "primitiv"?
Weiß ich auch nicht. Wurde im Artikel nicht näher erläutert.
Warum behauptest du dann in deiner Frage, dass das Lied "rassistisch" sei?
Es wird auch als das eingestuft obwohl ich nicht verstehe warum. https://de.m.wikipedia.org/wiki/Drei_Chinesen_mit_dem_Kontrabass
18 Antworten
Es gibt im traditionellen deutschen Kinderliedergut etliche Lieder mit Quatsch- oder Blödeltexten.
Ich halte diese Lieder nicht für "gefährlich" oder verdammenswert und finde, sie brauchen nicht verboten zu werden.
Man kann schon als Kind lernen, zwischen Quatsch-Texten und Vorstellungen mit Wirklichkeitsbezug zu unterscheiden.
"Drei Chinesen mit dem Kontrabass" müssen nicht die Vorstellung von realen Angehörigen des chinesischen Volks prägen, ebenso wenig wie die in Kinderliedern vorkommenden Indianer und Eskimos einen Bezug zu den entsprechenden indigenen Völkern und deren Würde und Lebensbedingungen haben.
Auch durch "Hoppe, hoppe Reiter" werden Kleinkinder nicht traumatisiert.
Political Correctness und Cancel Culture finde ich im diskutierten Zusammenhang unangebracht, falsch und einfach zu bierernst.
Bist du denn von Rassismus betroffen? Ansonsten ist ja klar, dass du dich davon nicht diskriminiert fühlst.
Meiner persönlichen Meinung nach sind viele als Rassimus bezeichneten Worte, Redewendungen oder Handlungen, gar keine.
Solange Afroamerikaner oder Afrikaner zu mir Weisse sagen, sag ich Schwarze.
Nein.
Man sollte jedoch den Kontext der Lieder kennen.
Manche Lieder sind schon etwas älter und nicht immer zeitgemäß.
In meiner Kindheit (60er Jahre) spielten wir das Fangspiel "Wer fürchtet sich vom schwarzen Mann?!" Vermutlich stammt das Spiel aus der deutschen Kolonialzeit Ende de 19. Jhdts.Natürlich sickern damit Klischees spielerisch in das Bewußtsein ein. Der schwarze Mann ist in diesem Sinne eine wilde, unheimliche fremde Kreatur vor dem sich gerade Kinder in acht nehmen sollten. .
Die Frage wieweit man mit solch negativen Klischees im Spaß oder auch in Liedtexten gehen kann, ist eng damit verknüpft, was dieser Gruppe in der jüngeren Vergangenheit durch uns widerfahren ist. Vor allem in Bezug auf Juden und Schwarzafrikaner sollte man in dieser Hinsicht genug Sensibilität aufbringen. Was anderes sind die kulturellen Sticheleien z.B. zwischen Preußen und Bayern oder Bayern und Österreicher. Diese sehe ich als harmlos und sie pointieren nur die Unterschiede in der Mentalität..
Beim Spiel "Wer fürchtet sich vorm schwarzen Mann? - Niemand! - Und wenn er kommt, dann laufen wir!" habe ich mir als Kind keinen Subsahara-Afrikaner oder Afro-Amerikaner vorgestellt. sondern einen schwarz gekleideten Mann, so ähnlich wie ein Schornsteinfeger, oder auch eine Gestalt, wie sie in Märchen vorkommt, wie ein Troll oder Riese.
Deswegen hatte es auch nichts mit Rassismus zu tun, dieses Spiel zu spielen.
Es wird erst rassistisch, wenn man die Konnotation der Farbe Schwarz mit "gefährlich", "illegal" und "unheimlich" darauf überträgt, diese Eigenschaften dunkelhäutigen Menschen zuzuschreiben.
...genau so ging es mir auch...nicht die Hautfarbe war das Entscheidende, sondern eben die dunkel gekleidete Gestalt, die eine Gefahr bedeutete. Man muss nicht auf Krampf überall Rassismus hineindeuten, wo bestimmte Farben erwähnt werden.
Daran denkt man als Kind vielleicht nicht beim Spiel, wenn man aber zu einem späteren Zeitpunkt einem Schwarzafrikaner begegnet, dann wird die gedankliche Verbindung hergestellt.
In meiner Kindheit (60er) war das in Bayern auf dem Land ein heißes Thema, weil es viele dunkelhäutige amerikanische GIs gab, die auch mal auf dem Land eine lokale Freundin hatten. Und die Kirche unterstützte damals noch rassistische Klischees, in dem sie von armen unzivilisierten Wilden sprach, die dringend missioniert (und kultiviert) werden müssten.
Auch dachte sich niemand etwas dabei schlechte Witze über Schwarze und Juden zum Besten zu geben.
Wer hat Angst vorm schwarzen Mann kenne ich auch. Habe ich auch damals gespielt. Bloß habe ich da auch eigene Umwandlungen gemacht und gebrüllt "Wer hat Angst vorm weißen Mann." Weiße Frau konnte auch vorkommen. Fanden viele nur nicht lustig.
Daran sieht man, wie empfindlich man dann plötzlich ist und es gar nicht mehr lustig ist, wenn es umgekehrt ist.
Ist ja gerade der Clou: diejenigen, die sich selbstverständlich das Recht herausnehmen Menschen mit fremder Kultur und Aussehen herabzuwürdigen reagieren äußerst empfindlich auf Kritik gegen die eigene Kultur. Wobei manchmal gar nicht so genau klar sein dürfte, was genau dieser Personenkreis unter der eigenen Kultur versteht.
Ja. Das zu testen habe ich als Kind und Jugendlicher geliebt. Ich finde es Schade, dass man jetzt vieles pauschal moralisch verbietet und dadurch keine Möglichkeit gibt sich mit solchen Empfindungen auseinandersetzen.
Ich gebe Dir insofern Recht, dass man mit Verboten kaum die Gesinnung ändern kann, dass Ressentements dann eben noch subtiler und hinterhältiger geäußert werden. Was Du mit Deinen Liedmodifikationen gemacht hast, war den anderen einen Spiegel vorzuhalten: Wie fühlt es für Euch an zum verunglimpften Objekt zu werden..
Ich habe das hier gefunden, was ich ausgesprochen treffend finde. Das Buch, was die Autorin erwähnt und für nicht wenige schon beim Titel unangenehm ist, habe ich in einem Zuge verschlungen, nicht nur gelesen. Für mich war’s wie eine Offenbarung.
Ja. Das war es auch was ich getan habe. Ich bin selbst ohne Migrationshintergrund aufgewachsen aber habe keine Ausnahme gemacht mit dem Spiegel vor anderen halten. Ich selbst habe mir gerne auch einen davor gehalten, was andere total geärgert hat, weil sie mich verbal nie fertig machen konnten. Da gab es nur noch die physische Gewalt für meine zahlreichen Feinde. Verloren ist mir die Eigenschaft nie. Mache ich jetzt im digitalen mit Abstand, weil Real können so manche richtig übel reagieren. Bis auf wenige, bei denen ich sicher weiß, dass sie es mir nicht übel nehmen.
Nein, einige haben ja schon schön dargelegt, dass damit bloß Symptome verdeckt werden. Es wird immer mehr verboten, verdreht und kontrolliert. Die Folge ist, dass man den Eindruck bekommt, man sei ein gewaltbereiter, pädophiler Rassist, sobald man bestimmte Wörter noch nutzt, bestimmte Farben trägt oder die alten Versionen von Liedern singt. Solche Justierungen fühlen sich an wie Vorwürfe.
Ich erinnere mich noch genau an das Lied "die Katze tanzt allein", in welchem eine Katzendame reihenweise Tiere den gemeinsamen Tanz verwehrt, weil sie zu pummelig, stachelig oder zappelig wären. Nur mit dem Kater tanzt sie, ansonsten allein. Weil man befürchtet hat, dass dies der Diskriminierung von Gruppen beiträgt, hat man das Lied insofern geändert, dass die Katze nun mit allen tanzt und auch am Ende alle miteinander tanzen. Ich habe einen ganzen Internetroman über diesen Fall gelesen, da gab es noch etliche Aspekte mehr, die da gerupft wurden. Doch jetzt klingt das Lied nunmehr wie ein "machs mit jedem und sag nicht nein, wenn er dir nicht gefällt". Ist das wirklich besser? Ich finde nicht.
Nein.
Denn dann müsste man alle alten Schriftstücke und Lieder, die vor unserer Zeit geschrieben sind, verbieten, weil sie z.B. andere Wörter und Ausdrücke benutzten, weil anders damals gelebt wurde (Kirche, Rollenbild von Mann und Frau, Gleichberechtigung, Jungfrau Maria usw.).
Auch alte Gemälde, die solche damaligen Klischees darstellen, müssten dann vernichtet werden.
Das wäre Vernichtung von Kulturgut und Geschichte. Dafür gibt es keinen Grund, denn früher waren andere Werte "normal" als heute. Und in der Zukunft werden wieder andere Werte gelten.
Genauso wie Sprache einem ständigen Wandel unterliegt, alte Ausdrücke verschwinden, neue kommen hinzu.
Es ist also nicht angebracht, alte Kinderlieder oder Märchen zu verbieten oder zu ändern, sie sind ein Spiegel der Zeit, in der sie geschrieben wurden.
Denn sonst müsstest du auch sofort die Bibel, die Thora und den Koran verbieten, les mal nach, was dort so drinsteht... Aber so war es halt vor 2000 Jahren, als die Bibel verfasst wurde. Dass es heute nicht mehr zeitgemäß ist, wissen alle.
Es nervt. Ich lasse mich nicht herumschubsen.
ich kann an schwarz nichts diskriminierendes sehen und die 3 Chinesen sind für mich auch ok. Wer sollte sich dadurch beleidigt fühlen.