Warum sind homosexuelle eine zahlenmäßige Minderheit?

22 Antworten

In deiner ersten Annahme, "die Sexualität entsteht zufällig" sind schon mal zwei Fehlschlüsse drin.

Erstens: Ist das so? Es gibt viele Hinweise, dass es durchaus Einflüsse gibt, die das steuern. (Stichwort Epigenetik)

Zweitens: Zufall heißt nicht, dass etwas immer gleich verteilt wird. Wenn es Zufall wäre, dann könnte es auch passieren, dass alle Hetero oder alle Homo sind. Und das wäre ja dann bei der Verteilung von männlich und weiblich auch so. Männliche und weibliche Kinder sind aber immer ungefähr 50/50 und das ist kein Zufall. Wenn es Zufall wäre, dann könnte es auch passieren, dass nur noch Frauen geboren werden, oder nur noch Männer.

Und in deiner zweiten Annahme widersprichst du dir fast selbst, du sagst einmal, die Ursache für Sexualität sei nicht bekannt, aber auf der anderen Seite beschränkst du deine Vermutungen auf traumatische Erlebnisse.

Gegen letztere Annahme spricht einiges, wie du auch in Wilmaeds Antwort schon nachlesen kannst.

Es ist richtig, es gibt keine genauen Aussagen zur Entstehung von Sexualität, was unter anderem daran liegt, dass es sich um einen Komplex aus sehr vielen Faktoren handelt. Wahrscheinlich werden wir es nie genauer erfahren.

Aber es gibt schon zahlreiche Untersuchungen zum Thema, die wie ich finde ganz gut in diesem Video zusammengefasst werden:
https://www.youtube.com/watch?v=qnXUb0zTNuE

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Needs one to know one

Um es ganz kurz zu fassen: Nach deiner Theorie müssten sich dann auch die Blutgruppen entsprechend verteilen. Die hängen ja SICHER NICHT von traumatischen Vorfällen ab, sondern SIND erblich bedingt.

Bloss gibt es für AB mit Rhesusfaktor "negativ", also "AB-" nur rund 1% der Weltbevölkerung. Da GEHTS um Genetik - und die Verteilung ist noch krasser als in deinem Beispiel.

Du siehst: Die Natur muss GAR NICHTS immer gleichmässig verteilen.

Derdevil2023 
Fragesteller
 21.04.2023, 16:57

Die Blutgruppe hat auch nichts mit der Psyche zu tun. Die Sexualität ist ja auch irgendwo eine mentale Sache, die eben eher durch äußere Einflüsse in der Kindheit geprägt werden kann. Die Blutgruppe kann sich nicht im Laufe der Kindheit entwickeln…

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emyness  21.04.2023, 17:30
@Derdevil2023

Die Sexualität auch nicht. Man wird bereits mit einer geboren, genauso wie mit einer Geschlechtsidentität.

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Derdevil2023 
Fragesteller
 21.04.2023, 18:16
@emyness

Ist das wissenschaftlich belegt? Glaube ich nicht so wirklich? Klar meine Aussagen auch nicht. Das heißt jeder könnte recht haben.

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emyness  21.04.2023, 18:21
@Derdevil2023

Wenn Homosexualität nicht angeboren ist (bzw biologische Faktoren hat), dann muss es erlernt sein (nature versus nurture).

Wie soll das in homophoben Umgebungen möglich sein, in denen Homosexualität geächtet und bestraft wird? Sowohl mit Höllenfeuer, Gefängnis als auch Todesstrafe.

Konversionstherapien, um die sexuelle Orientierung zu ändern, funktionieren nicht und sind potenziell schädlich. Ein deutlicher Hinweis, dass es biologische Gründe gibt:

There is no reliable evidence that such practices can alter sexual orientation or gender identity, and medical institutions warn that conversion therapy is ineffective and potentially harmful

https://en.wikipedia.org/wiki/Conversion_therapy

Besonders bei Schwulen gibt es gute Hinweise für biologische Ursachen:

There is considerably more evidence supporting nonsocial, biological causes of sexual orientation than social ones, especially for males.

https://en.wikipedia.org/wiki/Homosexuality

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SarahSchweiz  22.04.2023, 08:16
@Derdevil2023
Die Blutgruppe hat auch nichts mit der Psyche zu tun.

Genau darum geht es ja: DU gehst davon aus, dass es sich besser hätte verteilen müssen, wenn die Natur sich darum kümmert, dass es schon von Geburt an gegeben ist. Die Verteilung der Blutgruppe beweisst, dass du damit eben falsch liegst. Und das trifft auch auf die Homosexualität zu. Die Natur richtet's.

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Homosexuelle und Asexuelle sind eine zahlenmäßige Minderheit, weil sie ihre Veranlagung an keine Kinder weitergeben können. (Natürlich können sie es, aber es ist weniger wahrscheinlich.) Wenn Homosexuelle nicht quasi von Generation zu Generation weitergereicht werden (irgendetwas mit Genetik, bzw. den Großen-Bruder-Effekt soll es auch geben), dann können sie in einer Generation auch neu entstehen (wieder irgendetwas mit Genetik).

Aber das dürfte selten sein. Falls es mehr homo- und asexuelle Menschen geben würde, dann würden weniger heterosexuell sein, es würden also weniger Kinder geboren werden. Die Natur würde sich selber ein Bein stellen. Wenn man das seit der Zeit des gemeinsamen Vorfahren von Affe und Mensch denkt, (in der es bestimmt auch Homosexuelle gegeben hat), dann kann ein Mathematiker ausrechnen, ob oder nach wieviel Generationen der Affe/Mensch an den Rand des Verschwindens gekommen wäre. (Manchmal denke ich, warum ist der Neandertaler ausgestorben bzw. hat sich in uns aufgelöst: ein Grund war vielleicht, weil der Anteil der Homo- und Asexuellen unter ihnen zu hoch gewesen war?)

Nach Ansicht von Magnus Hirschfeld (als Arzt und als Homosexueller war er sehr an diesem Thema interessiert) ist Homosexualität ein Teil der Persönlichkeit, mit ihr eng verbunden.

Falls es tatsächlich vorkommen sollte, dass man als Heterosexueller durch traumatische Erlebnisse zum Homosexuellen wird, dann wäre man demnach jedenfalls kein echter Homosexueller. (Wenn ich von meiner Mutter ständig geprügelt und häufig vergewaltigt worden wäre, dann hätte ich wahrscheinlich Angst und eine Abneigung vor Frauen und würde mich sexuell Männern hinwenden, schon möglich.)

Es ist einfach normal Hetero zu sein, so sind wir gemacht.

Im Lotto zu gewinnen hängt allein am Zufall, aber trotzdem sind Lottogewinner eine zahlenmäßige Minderheit. Also hatten wohl alle Lottogewinner eine traumatische Kindheit, irgendwas muss an ihnen ja anders sein als an anderen.

... Ich denke, du verstehst worauf ich raus will.
Selbst wenn die Sexualität alleine am Zufall hinge, hieße das nicht, das alle sexuellen Orientierungen gleich häufig vorkommen würden. 'Zufall' ist es auch, wenn es verschiedene Wahrscheinlichkeiten für die verschiedenen Ergebnisse gibt. Genauso wie zb beim Würfeln, beim Lotto oder Bingo, bei der Augenfarbe usw.
Und selbst wenn man darauf schließen will/kann/muss, dass es Auslöser gibt und kein Zufall ist - warum ist dein erster Gedanke dann, dass es etwas schlechtes gewesen sein muss, das der Auslöser ist? Warum ist nicht dein erster Gedanke, das gleichgeschlechtlich liebende Menschen bisher ein besonders schönes Leben hatten und deshalb nicht das Gefühl haben, sich in die Norm 'Verschiedengeschlechtliche Beziehung' rein zwängen zu müssen? Warum denkst du nicht an neutrale Auslöser wie zb die Genetik, Epigenetik oder ob man an Tag 472 seines Lebens eine weiße oder graue Unterhose anhatte?

Es scheint, als hättest du einige Vorurteile in dir drin verschlossen. Ich denke nicht, dass du es absichtlich böse meinst, aber jeder Mensch hat Vorurteile. Es ist unsere Pflicht, diese Vorurteile und unsere eigenen Privilegien aufzudröseln, zu verstehen wo sie her kommen und wie sie sich in unser Denken und Handeln einschleichen. Wie eben bei dir, wenn du bei 'Auslöser für Homosexualität' direkt darauf schließt, dass es etwas schlechtes sein muss - weil irgendwo in deinem Gehirn eine Info abgespeichert ist, Homosexualität als ganzes sei etwas schlechtes.
"Der erste Gedanke, den du denkst, ist das, was dein soziales Umfeld für einen Gedanken erwartet. Der zweite Gedanke, den du denkst, ist das, was du wirklich denkst".

Momentan sprechen die meisten wissenschaftlichen Entdeckungen für einen epigenetischen Grund für Homosexualität. Also Auslöser, die noch vor Geburt in Kraft treten, aber keine Gene des Kindes sind. ZB der Hormonspiegel der Mutter, Versorgung mit Nährstoffen, usw. Und manche Ergebnisse deuten darauf hin, dass Homosexualität bei glücklichen Eltern mit vielen Kindern ohne Probleme einen winzigen Ticken häufiger vorkommt als bei anderen Eltern. Daher die Theorie, das Homosexualität eventuell ein Weg der Natur ist, Überbevölkerung entgegen zu wirken.

Was aber definitiv klar ist: Homosexuelle gibt es in allen Bevölkerungsschichten, in allen Lebensstandards. Es gibt absolut keine Anzeichen, das Homosexualität von Trauma ausgelöst werden kann - oder verhindert werden kann.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Bin bisexuell und nichtbinär & kenne viele andere 'Queere'.