Jungfräulichkeitstests im Islam?
Da ich in letzter Zeit öfters Fragen und Diskussionen zum Thema Jungfräulichkeitstests gelesen habe, wollte ich ein paar Fragen stellen an diejenigen, die diese Tests gutheißen/durchführen/durchführen lassen. Bitte versteht mich nicht falsch, ich will niemanden provozieren.
- Warum wird auf diesen Test vertraut, obwohl er gar keine Aussagekraft hat? Das Hymen kann auch bei anderen Tätigkeiten, wie Sport, einreißen. Andererseits muss es nicht unbedingt beim ersten GV einreißen. Wenn das Hymen eingerissen ist, woher will man dann wissen ob es beim GV oder bei etwas anderem passiert ist?
- Spielt daher die Intaktheit des Hymens eine größere Rolle als die Jungfräulichkeit selbst? ... wenn man bedenkt, dass ein eingerissenes Hymen extra rekonstruiert wird, obwohl das nichts daran ändert, dass evtl. schon GV stattgefunden hat.
- Ist das nicht total ungerecht im Vergleich zu Jungs? Bei Jungen gibt es nunmal gar keine Möglichkeit, Jungfräulichkeit nachzuweisen. Daher kann man bei den Jungs nur auf das vertrauen, was sie sagen. Warum belässt es man dann nicht auch auf Vertrauen bei Mädchen? Oder spielt bei Jungs die Jungfräulichkeit gar keine Rolle?
- Falls bei Jungs tatsächlich die Jungfräulichkeit eine geringere Rolle als bei Mädchen spielt, warum? Wo ist der Unterschied?
- Was passiert, wenn bei der Untersuchung festgestellt wird, dass das Hymen eingerissen ist (warum auch immer)? Abgesehen von einer Rekonstruktion? Wenn es intakt ist, bekommt man angeblich Lob und Geschenke, und wenn es nicht mehr intakt ist? Hausarrest? Schläge? Ausschluss aus der Familie?
- Was steht im Koran, womit man diese Tests rechtfertigen könnte?
Als Christ halte ich es selbst sinnvoll und gottgewollt, mit dem GV bis zur Ehe zu warten. Man kann mit seinen Kindern reden und ihnen erklären, was man selbst für sinnvoll hält und was die Bibel dazu sagt. Aber am Ende ist jeder selbst für sich verantwortlich, und wenn sich jemand anders entscheidet, ist das nicht die Schuld der Familie. Und wer vor Gott eingesteht, dass man Fehler begangen hat und sich damit vor Gott schuldig gemacht hat, dem vergibt Gott gerne. Außerdem "verliert" niemand "die Ehre", wenn man selbst oder ein Familienmitglied außerehelichen GV hatte. Denn unser Wert vor Gott wird nicht durch bestimmte Taten oder unsere Jungfräulichkeit definiert. Das ist meine Sicht als Christ und daher halte ich diese strenge Art, seine Töchter zu kontrollieren, völlig unverständlich, auch wenn ich es selbst für richtig halte (für beide Gechlechter!), die Jungfräulichkeit bis zur Ehe zu erhalten.
5 Antworten
Ich hatte bereits auf eine Frage bezüglich Jungfräulichkeitstests geantwortet
Vor der Hochzeit ist der Jungfräulichkeitstest doch verpflichtend, oder nicht?
Und die Antwort hierauf lautet:
Nein, im Islam definitiv nicht. Wenn eine Person in der Vergangenheit Dinge getan hat die im Islam verboten sind und diese bereut hat, dann muss sie diese Sache auch nicht öffentlich darlegen
Wenn der Mann unbedingt eine Frau heiraten will die jungfräulich ist, dann kann er im Gespräch sagen ,,mir ist es wichtig dass mein Partner vorher noch nicht verheiratet war".
Indirekt sagt der Satz schon aus, dass man Jungfräulichkeit voraussetzt. Aber einen Test zu fordern, die Person damit und ihre Vergangenheit bloßzustellen, die Sünden die man bereut öffentlich zu machen und der Person damit noch zu Schaden indem die Leute über sie anfangen zu reden ist unislamisch und verboten im Islam.
Diese Sache ist eine Kulturelle Sache und diejenigen die dies tun denken dass das richtig wäre.
Auf islamweb steht:
Sie sollten auch beachten, dass die Tatsache, dass eine Frau beim ersten Geschlechtsverkehr nicht blutet, nicht unbedingt bedeutet, dass die Frau unkeusch war, da das Jungfernhäutchen elastisch sein kann und es beim Geschlechtsverkehr nicht blutet, wie von Ärzten festgestellt wurde.
Es kann auch aus vielen anderen Gründen als dem Geschlechtsverkehr reißen, z.B durch Sport, Springen usw.
Außerdem kann das Blut, das normalerweise erwartet wird, nur ein oder zwei Tropfen sein, und dieses Blut kann mit anderen Sekreten vermischt herauskommen, so dass der Mann es nicht sieht, weil es nicht sichtbar ist.
Aus all diesen und anderen Gründen ist es für einen Mann nicht zulässig, an der Keuschheit seiner Frau zu zweifeln, weil sie nicht blutet, wenn er zum ersten Mal mit ihr Geschlechtsverkehr hat. Die Tatsache, dass sie nicht blutet, bedeutet nicht, dass sie nicht keusch ist, genauso wenig wie das Vorhandensein von Blutungen bedeutet, dass sie keusch ist, denn manche Frauen lassen sich operieren, um das Jungfernhäutchen zu reparieren.
Was mich da wundert, sonst ist der Islam so auf Bedecken von Reizen aus.
Rein religöse oder kulturelle Gründe können doch daher außerhalb der Ehe kein Grund sein, irgend jemand die Schamgegend zu zeigen.
Sehe ich genau so. Bis zur Ehe jungfräulich zu bleiben muss jede(r) selber entscheiden, und muss das auch nicht beweisen müssen. Zumal man so junge Frauen zum Lügen zwingt (und zu sinnlosen OPs)...
Diese Regeln stammen noch aus einer Zeit, als die Frau der Besitz des Mannes war, und eben unangetastet zu sein hatte.... (gleichzeitig haben sich Männer aber das "Recht der ersten Nacht" rausgenommen....), also wo soll da Recht und Logik sein.
Menschen die darauf Wert legen denken nicht rational. Dennen ist das auch egal ob ein Mann Jungfrau ist. Früher in Europa wurde auch darauf wertgelegt bei der Frau, damit sie nicht schwanger von einer anderen Person verheiratet wird. Und dann wurde diese Praktik von Generation an Generation weitergetragen und nun ist es albern und grausamm geworden.
Es gibt keinen Jungfräulichkeitstest im Islam. Es mag vielleicht in manchen Gegenden sowas geben, hat aber nichts mit dem Islam zu tun. Sowas gibt’s auch in manchen nichtmuslimischen Gegenden. Das sind allenfalls Traditionen.