Ist der Islam, der "wahre Islam", mit Homosexualität, auch mit praktizierter, ausgelebter Homosexualität vereinbar oder nicht?

Das Ergebnis basiert auf 34 Abstimmungen

Nein, Islam verbietet Homosexualität ohne Ausnahme +bestraft sie 62%
Andere Antwort 35%
Islam erlaubt praktizierte Homosexualität auch außerhalb der Ehe 3%
Islam erlaubt praktizierte Homosexualiät innerhalb der Ehe 0%

16 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
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Es ist kompliziert. Wie so oft. :-)

Während nämlich der Mainstream-Islam behauptet, dass die Homosexualität an sich zwar erlaubt, das Ausleben der Homoerotik jedoch verboten wäre - was ganz nebenbei bemerkt an Zynismus kaum zu überbieten ist - so ist dieses Dogma mit dem Quran jedenfalls nicht zu beweisen. Eher das Gegenteil ist der Fall.

Wo auch immer Muslime diese Behauptung belegen bzw. beweisen wollen, zitieren sie diejenigen Quran--Verse, bei denen es um die Geschichte von Lot geht. Hierbei jedoch machen sie, machen sogar die Islam-Gelehrten ganz entscheidende Fehler. Mutmaßlich werden diese Fehler zumindest bei den Gelehrten vorsätzlich gemacht, weil man die Homosexualität - schlicht gesagt - nicht haben will. Grund dafür dürfte sein, dass homosexuelle Paare die ummah nicht mit kleinen Nachwuchs-Djihadisten versorgen und somit nicht stärken können.

Wo genau liegt jetzt der Fehler?

Und (Wir entsandten) Lot, da er zu seinem Volke sprach: "Wollt ihr eine Schandtat begehen, wie sie keiner in der Welt vor euch je begangen hat?
Ihr naht Männern in Begierde anstatt Euren Ehefrauen. Ja, ihr seid ein ausschweifendes Volk."

Quelle: Quran (7:80-81)

Wer die Geschichte um Lot etwas besser kennt, der weiß, dass die geplante Schandtat nicht der homoerotische Verkehr war, sondern eine geplante Vergewaltigung zweier Engel, die zu Gast waren. Es wäre auch an Albernheit kaum zu überbieten, würde man annehmen, dass Homoerotik gemeint sein könne mit "eine Schandtat, wie sie keiner in der Welt vor euch je begangen hat".

Der zweite Vers hier findet sich oft auch in deutscher Übersetzung, bei der lediglich von "Frauen" die Rede ist, nicht aber von "Ehefrauen". Im Original ist jedoch eindeutig die Rede von Ehefrauen, weshalb es hier ebenfalls nicht um die Homoerotik geht, sondern um den Ehebruch (zina). Dieser ist im Islam definitiv haram.

Unter der Hand ist Homoerotik im mittleren und nahen Osten durchaus heute noch gängig. Viele gut situierte Geschäftsleute haben den einen oder anderen "Knaben" im Haus, der gerne auch befreundeten Gästen für die Nacht angeboten wird.

Der "wahre" Islam hat gegen Homoerotik also nichts einzuwenden, der praktizierte Islam hingegen sehr wohl; die Todesstrafe hast Du ja selbst schon erwähnt.

Das Bild wird übrigens abgerundet dadurch, dass hier gleich der nächste Fehler lauert: "zina" heißt ursprünglich nichts anderes als "ehebrecherische Unzucht", also Ehebruch. NIchts anderes. Hier bei wikipedia lässt sich das schön nachlesen.

Zinā (arabisch زنا, DMG zinā ‚ Ehebruch‘) bezeichnet im Islam den Geschlechtsverkehr zwischen Menschen, die nicht miteinander verheiratet sind und auch nicht in einem Konkubinatsverhältnis (Herr und Sklavin) zueinander stehen.

Dann aber - irgendwann zwischen Muhammad und heute - haben islamische Gelehrte die Bedeutung des Begriffs zina erweitert auf die heute gängige Bedeutung "Unzucht im allgemeinen".

Hält man sich jetzt an die ursprüngliche Bedeutung, dann passt das auch dazu, dass homoerotische Begegnungen unverheirateter Männer gar kein Problem waren, weil vor- und ausserehelicher GV tatsächlich gar nicht verboten sind. Der Grund für die verschärfte Auslegung dürfte hier der gleiche sein, wie oben beschrieben: Wenn ich die jungen Leute durch ein Verbot des vorehelichen GV zum frühen Heiraten nötige, versorgen sie die ummah früher und reichlicher mit Nachwuchs. Das ist Teil des djihad.

Ingwerfuchs  21.09.2021, 10:38

Vielen Dank für deine ausführliche und vor allem informative Antwort. Ich wusste nämlich lange Zeit nicht, was ich von dem Islam halten soll bezüglich dieser Thematik. ^^

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Es gibt keinen "wahren Islam". Jeder zieht sich das heraus, was ihm in den Kram passt. Die Bandbreite geht von Gelegenheitsmuslimen die nur ein paar Mal im Jahr ihre Religion praktizieren bis zu den Extremisten des IS. Allen gemeinsam ist der Koran. Davon haben alle schon gehört und viele haben das Buch auch gelesen. Was sie daraus machen, sieht man an der großen Bandbreite.

Offiziell lehnen alle Muslime Homosexualität ab. Trotzdem gibt es auch innerhalb dieser Religion Homosexuelle. Der Anteil ist in den islamischen Ländern ganz genau so hoch wie im Westen. Denn die sexuelle Ausrichtung hat rein gar nichts mit der Religion zu tun.

Es ist nicht erlaubt außerhalb der Ehe, man wollte nur damit sagen, dass man weder sterben muss noch Strafe bekommt in der Ehe. Jedoch ist Sex allgemein außerhalb der Ehe verboten, was aber nicht heist, dass es manche Menschen nicht trotzdem machen und wer erwischt wird kriegt nur die Peitsche. Aber sind nur 50 und der Zeit angepasst damals und mehr als Gerecht.

Woher ich das weiß:Recherche
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Hallo Karl,

es gibt kein eindeutiges Verbot der Homosexualität im Koran, auch kein Verbot der praktizierten Homosexualität.

Alle Religions"gelehrten" oder "Experten", die dieses aber behaupten, maßen sich ein Verbot an, das Allah nicht ausgesprochen hat, machen damit Beigesellung/SHIRK und begeben sich in das Risiko des EWIGEN Höllenfeuers, welches Shirk zur Folge hat.

Karl1004 
Fragesteller
 17.09.2021, 19:16

Wenn im Islam von Heterosexuellen offiziell erwartet wird, dass die Sex nur innerhalb der Ehe haben, dann kann man ja im Islam eigentlich Homosexuellen gar nicht erlauben, dass die Sex haben dürfen, zumindest keinen unehelichen Sex, denn das wäre dann ja ungerecht, oder? Und wenn man im Islam Heterosexuelle bestraft, wenn die trotz Verbot trotzdem vorehelichen/außerehelichen Sex haben, dann müsste man Homosexuelle ja eigentlich genau so bestrafen, oder?

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WisperndesGras  17.09.2021, 21:05
@Karl1004

Das ist tatsächlich ein guter Einwand mit viel Logik. Aber folgendes:

Es ist eben nur ein außerehelicher HETEROsex verboten und kein Homosex. Der in diesem Zusammenhang allseits gefürchtete Begriff ZINA bedeutet übersetzt tatsächlich EHEBRUCH: Er wurde in den folgenden Jahrhunderten von religiösen "Heißdüsen" aber dann in UNZUCHT umgewandelt, und es wurde den Muslimen schlechthin alles verboten, selbst die Masturbation. Man kann diese Verbotsradikalität dieser Leute psychologisch durchaus als Missgunst deuten: "Was ich mir in meiner religiösen Radikalität verwehre, gönne ich den anderen auch nicht." Zudem wollen sie sich ihrem Gott mit Radikaliät besonders einschleimen - Perspekitive Paradies.

Ein pseudorationales Argument ist im Islam zudem, möglichst alle Muslime frühzeitig in die Ehe zu treiben, um die Umma, die islamische Gemeinschaft zu vergrößern und dem Islam die Weltherrschaft zu verschaffen. Dies ist das Programm des Islam.

Also noch einmal: Das Zina ist der heterosexuelle Ehebruch, und eine homosexuelle Ehe gibt es ja gar nicht. Somit kann man die homosexuelle Praxis hier auch nicht mit eintüten. Ebenso wenig kann man aus dem Koran das Verbot der Masturbation oder vorehelicher Liebesverhältnisse ableiten, soweit diese keinen Sex enthalten. Die in 17:32 verbotene "Annäherung an Zina" ist ein unbestimmter Gummibegriff. Ich selbst gehe zum Beispiel gar nicht mehr aus dem Haus und lasse die Pizza nur noch von Boten meines männlichen Geschlechts kommen......

Das fehlende Verbot der Homosexualität wird ansonsten inhaltlich hier gut erläutert:

https://de.wikipedia.org/wiki/Homosexualität_im_Islam

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Karl1004 
Fragesteller
 18.09.2021, 05:24
@WisperndesGras

Das würde ja in letzter Konsequenz darauf hinauslaufen, dass im Islam Homos vorehelichen Sex haben dürfen, Heteros aber nicht, Homos als im Islam gegenüber Heteros sogar in gewisser Weise "privilegiert" wären?

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Karl1004 
Fragesteller
 18.09.2021, 17:03
@WisperndesGras

Ich bezweifle allerdings, dass heterosexuelle Muslime das akzeptieren würden, wenn man ihnen sagte. "Ja, die Homosexuellen, die dürfen gemäß Islam Sex vor der Ehe haben, ihr Heterosexuellen aber, ihr dürft das nicht."

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"Es sind ja überall auf der Welt ca. zwei Prozent aller Menschen homosexuell, also schwul oder lesbisch."

Es sind definitiv mehr wie 2 %. Wohl eher 10% aufwärts.

"Also auch unter Muslimen."

Homosexualität ist Religionsunabhängig. Bei Muslimen gibt es genauso viele Homosexuelle wie bei anderen Menschengruppen auch. Das muss man nicht erst betonen, es ist einfach ein Fakt. So ein Satz in anmaßend und entlarvt die Denke von Muslimen.

Ich kannte mal einen Kurden, der hatte immer felsenfest behauptet, es gäbe keine schwule Kurden. Das hat mir einen guten Einblick in diese Geisteshaltung gegeben.

"Wahre Islam"

Ja genau. Der Islam ist das Größte, Wichtigste und das Universellste. Nicht.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung