Bi or not bi?
Mir fällt immer wieder auf, das heterosexuelle Frauen gerne mal Sex mit ihrer besten Freundin oder Kollegin haben dürfen und immer noch als heterosexuell angesehen werden, während Männer, die - aus Neugier oder um ihr Sexleben aufzupeppen bzw. weil sie einfach mal was Neues ausprobieren möchten, gleich als schwul oder zumindest bisexuell bezeichnet werden.
Warum misst man hier mit zweierlei Maß ?
9 Antworten
Man ist nicht bisexuell, nur weil man mal was mit beiden Geschlechtern hatte. Das ist wieder dieser weit verbreitete Unsinn, der einfach nicht totzukriegen ist.
Die angeprangerte, vermeintliche Doppelmoral bzw. das Zweierlei-Maß sehen die Aussprechenden aber oftmals gar nicht. Meine Theorie dazu ist nach wie vor:
Viele (homophobe) Männer sehen sich, durch Geschlechtsgenossen, welche homosexuelle Handlungen begehen, in ihrer eigenen Männlichkeit bedroht. Wie bei einem pubertierenden Jungen muss diese also besonders herausgestellt werden. Mit Homosexualität nur in Verbindung gebracht zu werden, bedroht die eigene Heterosexualität/Männlichkeit. Das alles kann aus sexueller Unsicherheit, falsch verstandenen Männlichkeitsidealen oder auch aus Prüderie resultieren. Es führt jedoch dazu, dass das Wörtchen "schwul" eher negativ konnotiert wird. Vielen Betroffenen ist dieser Zusammenhang aber gar nicht wirklich bewusst. Ihre Denkweise in eigenen Worten begründen? Fehlanzeige.
Für das gleiche Klientel ist es dann aber bei uns Frauen, aus einem ganz bestimmten Grund, unerheblich mit wem wir verkehren. Im Vergleich zu Männern, werden wir nämlich seltener als sexuell eigenständige Individuen wahrgenommen. Überspitzt gesagt, sind wir quasi asexuelle Wesen, die nur darauf warten, von einem Mann für Sex akquiriert zu werden. Da braucht es bei den bi- bzw. homosexuellen Abweichlerinnen halt "einfach nur einen Schwanz", um alles wieder in Ordnung zu bekommen. Deshalb ist das Wörtchen "lesbisch" auch weitaus weniger negativ konnotiert als das Wörtchen "schwul".
Natürlich ist das Doppelmoralisch und daher völlig sinnfrei.
Man ist bi, wenn man romantische und sexuelle Anziehung zu zwei Geschlechtern empfindet. Nicht, wenn man sich sexuell mit dem gleichen Geschlecht ausprobiert, ohne tatsächliche Anziehung zu verspüren. Das sollte für Männer und Frauen gleichermaßen so gelten.
Bei Frauen ist es einfach gesellschaftlich weniger gewichtet, ob sie bisexuelle Neigungen haben. Solange sie sich nicht in einer festen Beziehung auf eine Frau einlassen, ist es total egal, ob sie bi sind.
Bei Männern sieht das anders aus. Da macht man sich durch eine einmalige Geschichte schon unbeliebt. Aber vielleicht scheißt man auch einfach auf Menschen, die sich in das Sexleben anderer einmischen wollen.
Ich persönlich bin Bisexuell und sehe auch Leute so an, wenn sie wie in deinem Beispiel Sex oder auch einfach nur Gefühle für Freunde haben.
Weil generell mit zweierlei Maß gemessen wird. Die Gesellschaft ist durchweg sexistisch.