Welche der nachfolgenden ist eure Lieblingsmittelstadt in Europa, wo noch ein paar "spezielle" romanisch-sprachige Dialekte gang und gäbe sind?

Chur (Rätoromanisch, Schweiz) 25%
Brixen (Ladinisch, Italien) 25%
Béziers (Okzitanisch, Frankreich) 25%
Pontevedra (Galicisch, Spanien) 25%
Lugano (Lombardisch, Schweiz) 0%
Udine (Friulanisch, Italien) 0%
Brindisi (Salentisch, Italien) 0%
Ajaccio (Korsisch, Frankreich) 0%
Irun (Baskisch, Spanien) 0%
La Chaux-de-Fonds (Frankoprovenzalisch, Schweiz) 0%

4 Stimmen

3 Antworten

In Brixen gibt es zwar einige ladinischsprachige Einwohner, aber sie machen knapp drei Prozent der Bevölkerung aus. Ladinisch ist in Brixen daher nicht "gang und gäbe".


Giovanni1969 
Beitragsersteller
 04.04.2025, 01:28

Nun trotzdem ist es ein Symbol für die Geschichte der Stadt und die Stadt an sich ist auch ein Symbol hinsichtlich der Sprache - Brixen hat den größten Anteil via Personenanzahl der Ladinischsprachigen von allen Städten Südtirols (und im 19. Jahrhundert war ein beachtlicher Großteil noch im Ladinischen bewandert...).

Außerdem gehört ladinisch zu den 3 Amtssprachen und ist damit gleichwertig mit deutsch und italienisch.

Und selbst wenn wir nur von den aktuellen 3 Prozent der Bevölkerung reden (oder 5 Prozent auf ganz Südtirol bezogen), dann sind das immer noch genug um zu sagen das es ein stückweit Gang und Gäbe ist...

Im Vergleich: Berlin gilt bspw. als Aushängeschild für eine Stadt mit Einwohnern die türkischen Migrationshintergrund haben, und das sind auch "nur" 6 Prozent der städtischen Bevölkerung..., aber meines Erachtens nach (und auch von offizieller Stelle btw.) sind diese 6 Prozent absolut wichtig und prägend für das Stadtbild, und damit auch genügend um zu sagen, dass türkischstämmige Einwohner hier nun mal "Gang und Gäbe" sind.

Ruenbezahl  04.04.2025, 11:10
@Giovanni1969

Den größten Anteil an Ladinischsprachigen hat unter den deutschsprachigen Städten Südtirols ganz klar Bruneck und nicht Brixen. Mehrheitlich ladinischsprachig sind die fünf Gemeinden des Gadertales und die drei Gemeinden Grödens. Auch in zwei Orrtsteilen der mehrheitlich deutschsprachigen Gemeinde Kastelruth wird Laddinisch gesprochen. In den ladinischen Gemeinden sind sowohl Deutsch als auch Italienisch geläufig. Dass im 19. Jahrhundert "ein beachtlicher Großteil" der Bevölkerung in Brixen im Ladinischen bewandert war, ist eine unhaltbare Behauptung, auch weil damals das Ladinische bei den Spracherhebungen noch gar nicht berücksichtigt wurde. .

Giovanni1969 
Beitragsersteller
 04.04.2025, 13:02
@Ruenbezahl

Ganz klar - würde ich nicht sagen...

das sind gerade mal 30 Leute mehr laut aktueller Statistik (Wikipedia).

Nun den Punkt gebe ich dir, aber Bruneck ist halt eben keine Mittelstadt mit 17.000 Einwohnern, sondern zählt als Kleinstadt.

Ich habe aber wie du meiner Fragestellung entnehmen kannst nur Mittelstädte aufgeführt, weil hier die Wahrscheinlichkeit höher ist diese als Urlaubsziel et cetera zu kennen. Und Brixen ist mit knapp 23.000 Einwohnern bereits eine Mittelstadt... .

Ja, aber Kastelruth ist lediglich eine kleine Gemeinde, genauso wie bspw. Wolkenstein in Gröden (beide Orte relativ unbekannt und im Prinzip nicht mal mehr Stadt, sondern Dörfer...)

Nun das 19. Jahrhundert ist jedenfalls ein Schnittpunkt, da hier in Südtirol der erste flächendeckende Versuch der "Germanisierung" stattgefunden hat (weitere erfolgten und außerdem hat das Italienische auch später zugenommen aufgrund der historischen Umstände...):

Zitat:

Im 19. Jahrhundert versucht der Nationalismus in Tirol, die Ladiner zu germanisieren: Die einzige Sprache in Schule, Kirche und öffentlichem Leben soll Deutsch sein. Bevölkerung und Klerus wehren sich (Enneberger Schulstreit, 1873)

Einen weiteren Germanisierungsversuch gibt es 1916. Es wird versucht, vor allem das Gadertal zu germanisieren. Es sollte in der Schule und in der Kirche nur mehr die deutsche Sprache Verwendung finden. Der Begriff der "Germanisierung" sei zu vermeiden, so das entsprechende Dekret.

Und ja, zu dieser Zeit gab es kaum Spracherhebungen, allerdings ist wohl anzunehmen, dass damals noch mehr Leute im Ladinischen bewandert waren als es heute der Fall ist.

Ruenbezahl  04.04.2025, 13:37
@Giovanni1969

In den ladinischen Tälern haben alle Menschen Ladinisch gesprochen. Die zu verurteilenden "Germanisierungsversuche" sind darauf zurückzuführen, dass damals die ladinische Sprache leider noch gar nicht als Sprache wahrgenommen wurde, sondern als Dialekt galt. Statt der mit wenig Nachdruck und zum Glück mit wenig Erfolg betriebenen Germanisierungsversuche hat es unter dem Faschismus brutale Italienisierungsversuche gegeben.

Giovanni1969 
Beitragsersteller
 04.04.2025, 13:45
@Ruenbezahl

Na siehst du - das habe ich damit gemeint...

Dialekt - nun es gehört den romanischen Sprachen an und ist dementsprechend dem italienischen bedeutend näher als wie dem deutschen.

Und ja, wie ich auch bereits erwähnt habe folgten direkt nach den Germanisierungsversuchen die Italianisierungsversuche - und das war u.a. mit mehr Erfolg...

Baskisch ist keine romanische Sprache.


Giovanni1969 
Beitragsersteller
 03.04.2025, 20:52

Stimmt, habe ich ganz übersehen xD

Baskisch ist eine "isolierte Sprache" und entstammt wohl der sogenannten "aquitanischen Sprachgruppe"

Rätoromanisch ist in Chur nicht wirklich gang und gäbe. Die Mehrheit ist deutschsprachig


Giovanni1969 
Beitragsersteller
 04.04.2025, 11:00

Im gesamten Kanton Graubünden sprechen 13,2 % Rätoromanisch als Hauptsprache und wird umgangssprachlich von 21,6 Prozent verwendet, es ist somit das einzige Kanton das 3 Amtssprachen hat: Deutsch, Italienisch und Rätoromanisch.

Chur ist der Hauptort/Hauptstadt des Kantons und noch bis in den Beginn der Neuzeit (15.Jahrhundert) war das Churer Rätoromanisch dort die Muttersprache fast aller Bewohner. Später als es durch das Churerdeutsch verdrängt wurde, ist erwähnenswert, dass der heutige dortige Hauptdialekt selbst einige Wörter Bündnerromanischen Ursprungs verwendet und nicht nur das, sondern auch die Intonation mitsamt Akzent romanisch geprägt sind. Chur liegt damit an der rätoromanisch-alemannischen Sprachgrenze. Außerdem erfreut sich das Rätoromanische in Chur noch einer gewissen Beliebtheit, da es hierzulande umgangssprachlich 10,2 Prozent verwenden (und hauptsprachlich 5,4 %).

Dieser Prozentsatz ist genügend um es noch als "gang und gäbe" zu bezeichnen und als ein Aushängeschild der Stadt zu definieren.

Giovanni1969 
Beitragsersteller
 04.04.2025, 11:04
@Anonymius07

Sorry, aber das sehe ich anders - bei 1/10 oder einem 1/5 der Bevölkerung die es noch verwenden (je nachdem ob Chur oder der ganze Kanton) ist es meines Erachtens nach relativ gleichwertig mit deutsch und italienisch - die mit Rätoromanisch die Amtssprachen bilden... .