Ist diese Mutter egoistisch?
Findet ihr es egoistisch, wenn eine Mutter ihren Sohn liebevoll großzieht, ihn verwöhnt und bemuttert, aber später – als er schwer krank wird und im Pflegeheim lebt (Multiple Sklerose, ALS, Schlaganfall)– nicht mehr selbst hingehen möchte, weil sie den Anblick emotional nicht erträgt? Stattdessen fährt der Vater hin und ruft sie dann an, damit sie mit dem Sohn telefonieren kann. Ist das Egoismus oder eher Selbstschutz?
28 Stimmen
7 Antworten
Das ist eine wirklich schwierige Frage. Ich als Pflegefachkraft weiß wie Menschen mit ALS, MS und Apoplex sind. Sowas ist manchmal schwer zu verkraften und umso mehr, wenn man eine emotionale Bindung zu dem Betroffenen hat. Ich habe es auch schon oft mitbekommen, dass Kinder ihre Eltern nicht mehr besuchen, weil sie die demenziellen Veränderungen nicht verkraften. Da kann es dazu führen, dass die Eltern ihre Kinder nicht erkennen. Für die Kinder, obwohl sie längst erwachsen sind, ist es trotzdem ein großer Schock.
In deinem Fall ist es nochmal etwas schwieriger. Man geht immer davon aus, dass Eltern vor den Kindern sterben sollten. Kinder sollten ihre Eltern im Alter versorgen und nicht umgekehrt. Demzufolge ist es natürlich sehr schwierig sein Kind in so einem Zustand zu erleben. Auf der anderen Seite leidet aber auch ganz bestimmt der Sohn, wenn er von seiner Mutter gemieden wird.
Er kann ja nichts für seine Erkrankungen. Er leidet eh schon unter den Krankheiten, unter dem Verlust der Selbstständigkeit, unter der immer größeren Pflegebedürftigkeit. Dazu kommt dann noch der Verlust der Mutter. Obwohl sie am leben ist, meidet sie den Kontakt zu ihrem Sohn. Wahrscheinlich haben sich auch noch andere Menschen abgewendet, so dass es zu einer zunehmenden sozialen Isolation kommt.
Ich kann aus der Sicht der Mutter verstehen, dass sie ihre Gesundheit schützen will. Es kann aber auch dazu führen, dass sie sich irgendwann große Vorwürfe macht, wenn der Sohn vor ihr verstirbt. Sowas muss auch bedacht werden.
Ich weiß nicht wie ich mich selbst verhalten würde. Sowas kann niemand wissen, der nicht in einer vergleichbaren Situation steckt. Die Wünsche und Bedürfnisse sollten allerdings von allen akzeptiert werden, denn niemand steckt in der Haut des Sohnes oder der Mutter. Niemand sollte die Mutter verurteilen. Von außen betrachtet ist es immer einfach jemandem Vorwürfe zu machen, aber man selbst steckt halt auch nicht in der Situation.
Eigentlich gehört sich das nicht,, eine Mutter sollte für ihr Kind immer da sein ganz besonders wenn es krank wird
Bringt nur nichts wenn sie es nicht verkraftet, dann leiden beide Seiten
Schwierig. Kenne das von Verwandten und kann es nicht nachvollziehen. Ich finde als Mutter muss man stark sein und da sein . Im engsten Familienkreis egal wer…
Diese Mutter ist emotional nicht erwachsen! Erst übertreibt sie beim Betüteln des Sohnes, dann erträgt sie den Anblick des Kranken nicht...
Ich vermute sogar, dass seine Multiple Sklerose seelisch durch sie ausgelöst wurde, weil sie ihn total vereinnahmt hat und ihm nicht das nötige Quentchen Freiraum gab, den Kinder für eine gesunde Entwicklung brauchen.
Als Eltern sollte man immer für die Kinder da sein, ist meine Meinung. Natürlich sollte man sich nicht ausnutzen lassen etc…aber das ist hier nicht das Thema. Wenn man sich für Kinder entscheidet, sollte man nicht nur die guten Zeiten nehmen, sondern auch in schwierigen beistehen. Wie oft das dann sein wird entscheidet jeder selbst, aber ein Minimum sollte man doch schon geben können, wenn es dem Kind nicht gut geht. Darum ja, ich finde es egoistisch. (Habe selbst ein schwer krankes erwachsenes Kind).