Ist die Tagesschau die heutige Wochenschau?

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Ja 25%
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16 Stimmen

2 Antworten

Ich weiß schon, was du meinst und bin zu dem Thema sehr gespaltener Ansicht, was die Tageschau betrifft - mir ist "heute" im ZDF schon immer lieber, da es offensiver, plausibler, weniger belehrend und moderner wirkt. Das war schon immer so ... jemanden wie den nahbaren und sympathischen Peter Hahne gab es in der ARD nie.

https://www.youtube.com/watch?v=Ci7unLHN1ME

Neu ist das Thema jedoch nicht: Das Fernsehen bzw. der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist schon seit jeher objektiv stark politikunterlaufen und Systemkritik wird man nicht erwarten dürfen - das heißt, wenn es sie doch mal gibt, dann wird der Moderator oder Redakteur bald geschasst.

Es liegt aber nicht am Sendekonzept selbst, sondern an den Gremien, die da im Hintergrund mitmischen: Die Kontrollgremien (Rundfunkrat der ARD und ZDF-Fernsehrat) bestehen in der Hauptsache aus Vertretern von Vorfeldorganisationen der CDU wie kath. Kirche, Landfrauen, Gemeindetag, Städtetag, Europa-Union, Vertriebenenverbänden, so was in der Art. Einen Großteil der Sitze besetzen dort die Ministerpräsidenten der Länder mit ihren eigens ausgewählten Leuten, die ihnen bestimmt nicht das sagen, was sie nicht hören wollen bzw. die mit Sicherheit sehr CDU-nah sind (schaut man sich die Länderregierungen an) und entsprechend auf das Programm Einfluss nehmen - die haben schon ein Interesse, CDU-nah oder zumindest CDU-freundlich zu berichten. Ich würde daher noch nicht mal sagen, dass "linksgrün" in der Tagesschau oder generell in der ARD (mit Ausnahme weniger Formate wie "hart aber fair" oder "Panorama 3" im NDR, wo man den Unterton deutlich merkt) direkt propagiert wird. Ich bin auch nicht der Meinung, dass die SPD oder die Grünen gut wegkommen - über beide gibt es aktuell auch nicht viel Positives zu berichten.

Manches, was man heute im ARD-Programm zu sehen bekommt, ist politisch gesehen tatsächlich der "Schwarze Kanal" der Neuzeit. Was Karl-Eduard von Schnitzler bis 1989 im DFF gemacht hat, war objektiv nicht anders und ähnlich gefährlich für die Zielgruppe, da politisch-agitatorisch ausgerichtet. Es mag genug Leute geben, nicht nur Bildungsferne, die so was sehen und glauben.

https://www.youtube.com/watch?v=P2Xr3B71Pm8

Das Thema war schon immer bedenklich und hatte schon in den 80ern das Zeug zum Zankapfel ("Kohlfunk" war ein Schlagwort), ist aber meiner Ansicht nach mit der Kanzlerschaft Angela Merkels (Stichwort Mainstreammedien) spätestens um 2015-2018 sukzessive in die Schiene "CDU und Merkel gut, alles andere böse und schlecht" (man muss da aber zwischen den Zeilen lesen können) abgedriftet und geht in die Richtung von Adenauers Vision eines Deutschlandfernsehens, das für die Regierung sprechen sollte. Ein sehr interessantes Thema übrigens: Nachdem das Unterfangen seinerzeit vor dem Bundesverfassungsgericht gescheitert war, wurde daraus 1963 das ZDF - mit dem ich persönlich nicht nur bei "heute" inhaltlich besser klarkomme als mit der ARD, ihren Polittalks mit der immergleichen Gästeschar und ihrer Tagesschau, weil ich das ZDF als deutlich freier bzw. politisch neutraler einstufe denn die ARD.

Die privaten Sender sind weit weniger politikunterlaufen, zumal es dort keine solchen Kontrollgremien gibt und keinen Proporz bzw. keinen Erziehungsauftrag - man will die Leute dort unterhalten und "entertainen", nicht aber belehren und ihnen auch nicht sagen, wen sie doch bitte wählen sollen und wen nicht. Es gab hier in der Vergangenheit zwar auch Auswüchse hier und da, ich erinnere an Leo Kirch und Helmut Kohl (Kirch war bei Sat.1 beteiligt), aber direkte Einflussnahme auf das Programm von Sat.1 gab es hier meines Wissens nach nicht, das war mehr eine private Freundschaft, die zu gewissen Gefälligkeiten führte.

Abrundend noch ein Video, in dem Wolf von Lojewski, den ich noch heute sehr schätze, sehr klare Worte findet und ausdrückt, woran es klemmt. Er war übrigens ein führender ZDF-Mann bis zu seinem Ruhestand 2003.

https://www.youtube.com/watch?v=1LNmkl5FBAc

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

DerGrafDuckula  26.02.2025, 16:31
Die privaten Sender sind weit weniger politikunterlaufen, zumal es dort keine solchen Kontrollgremien gibt und keinen Proporz bzw. keinen Erziehungsauftrag -

Das ist über weite Strecken ein richtige und wichtige Aussage. Entwicklungen von Sendern wie "Auf1" und "Servus TV" oder der Einfluss durch Musk durch "X" zeigen aus meiner Sicht aber ein beunruhigende Tendenz.

rotesand  26.02.2025, 16:35
@DerGrafDuckula

Diese Sender hätte ich sowieso nicht gemeint, da sie komplett unseriös sind und nur eine geringe Rolle spielen.

Ich hatte mit privaten Sendern bekannte und unbedenkliche Stationen wie ProSieben, Sat.1, RTL, n-tv und Ähnliches gemeint, eventuell noch VOX oder so was, wenn es die immer noch gibt.

DerGrafDuckula  26.02.2025, 16:39
@rotesand
Ich hatte mit privaten Sendern bekannte und unbedenkliche Stationen wie ProSieben, Sat.1, RTL, n-tv und Ähnliches gemeint, eventuell noch VOX oder so was, wenn es die immer noch gibt.

Das habe ich auch so verstanden, ich wollte lediglich auf einige Auswüchse hinweisen, die wie ich hoffen, am Rand der Wahrnehmung, zumindest in Deutschland, bleiben aber bei mir eine gewisse Sorge schüren, sollte der ÖRR nicht als Gegengewicht bleiben.

rotesand  26.02.2025, 16:40
@DerGrafDuckula

Sehr gerne doch - ich denke aber tatsächlich, dass diese Sender am Rande der Wahrnehmung stehen, wie du schreibst. Ich kenne niemanden, der so was schaut - die meisten dürften solche Sender gar nicht kennen oder zumindest geflissentlich ignorieren, weil sie wissen, auf welchem "Niveau" sich das abspielt.

Deine Fragestellung ist leicht zu beantworten. Die Medien sind immer ein Sprachrohr der Politik und des jeweiligen Gesellschaftssystems. Bei uns ist es der öffentlich rechtliche Rundfunk (also auch Fernsehen), der vom Staat aus bezahlt wird. Das Mitbestimmungsrecht hat sich die Politik durch die Rundfunkgebühr und weitere monetäre Zuschüsse erkauft. Das es keine echte Meinungsfreiheit gibt, ist jedem bekannt, da allein durch gesetzliche Vorgaben diese eingeschränkt wurde.

Als Wochenschau würde ich die Tagesschau nun nicht gerade bezeichnen, doch auch sie hat einen politischen Auftrag, der nicht immer konform mit der Realität in Einklang steht. Es ist immer eine Betrachtungsweise ob das Glas halb voll oder halb leer ist. Somit ist eine unabhängige Nachrichtenerstattung auch nicht möglich, denn die dazu gestellten Kommentare sind nicht frei von emotionsgeladenen Beiwerk.

Die Berichterstattung über Präsident Trump zeigt nicht auf, was er für das Wachwerden von Europa tut, sondern spiegelt nur ein negatives Bild. "Wir können uns auf die USA nicht mehr verlassen" um nicht sagen zu müssen, "Ja, wir haben selbst nichts für unsere Sicherheit getan, weil es leichter war uns einfach auf die USA zu verlassen und woher das Geld für unseren Schutz kommt war uns egal". Dies nur als ein kleines Beispiel. Wenn ich an die Wahl in den Staaten erinnere, so wurde Präsident Trump verunglimpft und als verurteilter Verbrecher bezeichnet. Selbst wenn es der Realität entspricht, so hat man als Berichterstatter neutral und emotionslos nur die Fakten zu benennen und keine Stellung zu beziehen. Der Souverän der USA entscheidet und nicht unsere Politik oder eine gesteuerte Meinungsbildung wer Präsident werden soll.

Die Talk-Shows hier kann man sich nicht wirklich hingeben, wenn man nicht den linken Ideologien anhängig ist. Jeder Gast weiß genau, wenn er gegen das Feindbild angeht und die Verdummung der Massen nicht positiv gegenüber steht, wird er nicht mehr eingeladen. Das ist aber nicht nur hier in Deutschland so, sondern überall auf der Welt. Selbst die Sozialen Netzwerke unterliegen den Ideologien und werden gesteuert.