Ist autismus eine tiefgreifende Entwicklungsstörung?
8 Stimmen
5 Antworten
Ja, sie wird so definiert.
Du wirst dich denken warum ich das frage weil ich eine tiefgreifende Entwicklungsstörung habe
Das ist korrekt! Autismus ist eine tiefgreifende, neurologische/neuronale Entwicklungsstörung. Im ICD-11 findest du sie auch darunter, bzw. unter "neurodevelopmental disorders", unter dem Code 6A02.
Wichtig ist hierbei zu erwähnen, dass Autismus übrigens keine Erkrankung ist, da Krankheiten und Entwicklungsstörungen zwei unterschiedliche Dinge sind.
Das ist wichtig zu erwähnen, denn leider verstehen sehr viele - zu viele - Menschen diesen wichtigen Unterschied noch immer nicht. Und viele wollen es auch gar nicht verstehen. (Hier etwas genauer erklärt.)
Autismus kann darüber hinaus auch eine Behinderung - in diesem Fall eine neurologische Behinderung - sein. Und übrigens sind nicht alle Behinderungen das Resultat einer Erkrankung. Bedeutet: Das Gegenteil von "behindert" ist nicht automatisch "gesund".
Also ja, du liegst vollkommen richtig.
Es ist offiziell als solche definiert.
Ob es nach meiner Meinung eine ist, gerade in leichteren Fällen, finde ich schwer zu beantworten, ich tendiere nämlihc zu nicht immer. Gerade weil man mittlerweile ja noch viel mehr andere Formen von neurodivergenz kennt.
Diese Eingruppierungen und damit auch Definitionen kommen aus einer Zeit, wo alles was von der Norm abwich erstmal als Krankhaft und schlimm bezeichnet wurde, mittlerweile weiß man, dass manche Abnomalitäten evolutionär sogar Vorteile hatten, wenn einzelne der Gruppe sie hatten. Zudem wurden damals auch nur die wirklich schlimmen Fälle diagnostiziert und betrachtet, nicht die, die mit Masking das ganz gut verstecken konnten. Das Spektrum ist eigentlich viel größer, als man bei der ursprünglichen medizinischen Einordnung wusste, weshalb ich mich teils auch schwer damit tue, deren Definitionen heute ungefiltert und vollumfänglich noch als solche zu be-ja-en.
Wenn man eine Störung weiter als reine Abweichung von der "Norm" sehen will, dann ja, ist es das noch immer.
Wobei ich hier mittlerweile anzweifel, ob viele neurodivergente Personen überhaupt wissen, dass sie es sind und ob es in Wahrheit vielleicht über die geschätzen 15-20% der Bevölkerung hinaus geht und das alte Normal vielleicht gar nicht der Wahrheit entspricht. Denn um eine Störung zu sein, müsste es anders sein als die große Masse. Ich merke beispielsweise bei Unterhaltungen über Synästhesie immer mal wieder, dass manche das auch haben, aber bisher gar nicht wussten, dass das nicht "normal" ist - weil sie ja schon immer so gedacht haben und man das wie man denkt auch nicht ständig mit anderen thematisiert.
Ich sage seit einiger Zeit "neuronale Entwicklungsstörung" dazu.
Damit ist eher zu erkennen, auf welchen Bereich des Körpers sich diese Störung bezieht.
Vermutungen legen nahe, dass es durch einen vorzeitigen Stopp der Ausdifferenzierung des Gehirns entsteht.
Dadurch werden Reize häufig unspezifisch verarbeitet - ähnlich als würde man seinen kleinen Finger bewegen wollen aber dann eine Faust ballen, bloß auf neurologischer Ebene mit Wahrnehmung und Verhalten.
Es muss aus evolutionspsychologischer Sicht aber keine echte Störung sein, sondern könnte ähnlich wie Psychopathie einen allgemeinen Nutzen zur Arterhaltung beigetragen haben. Damit wäre es keine Störung sondern eine adaptive Neurodivergenz.
hab noch was ergänzt, den letzten Absatz. Störung ist es nur aus psychiatrischer Sicht. Aus evolutionsbiologischer Sicht ist es eine normale neurologische Variation mit eigenen speziellen fähigkeiten
Ich habe autismus