Findest du es sinnvoll, dass es Reserve-Population von vom Aussterben bedrohten Tierarten in Zoos gibt? ( wie z.B. von asiatischen Löwen? )

Ja, auf jeden Fall. Das ist super! 60%
Eher ja! 20%
Eher nein! 10%
Nein, Zoos sollten verboten werden! 10%
Teil, teils... 0%
Meine Meinung dazu: 0%

10 Stimmen

3 Antworten

Ja, auf jeden Fall. Das ist super!

Zoos haben sicher auch ihre Nachteile (was man aktuell am schlechten "Pavian-Management" erkennen konnte), aber wenn eine Art gefährdet ist, sind sie sinnvoll.
Es gibt auch eine Reserve-Population von tasmanischen Beutelteufeln auf dem australischen Festland.

Das ist sinnvoll für den Fall, dass der Beutelteufel auf Tasmanien aussterben sollte
(da gibt es eine Krankheit, von der viele befallen sind).

Auch gibt es heute mehr Tiger in Zoos als in freier Wildbahn.
Der Tiger ist sehr selten geworden.


Darwinist  17.08.2025, 15:20

Grundsätzlich stimme ich deinem Beitrag zu. Einzig diesem Abschnitt kann ich nicht zustimmen:

(was man aktuell am schlechten "Pavian-Management" erkennen konnte)

Du spielst damit vermutlich auf die Vorgänge im Tiergarten Nürnberg an. Die Überpopulation dort war nicht Folge eines schlechten Managements. Im Gegenteil, man hat dort sehr lange, sehr vieles ausprobiert, um die Population zu kontrollieren. Tiere sind nun mal aber keine Roboter und nicht kalkulierbar. Bei allen Vorsichtsmaßnahmen hätte so ein Fall wie in Nürnberg jedem Zoo passieren können und das hatte nichts mit schlechtem Management zu tun. Man hat sich meiner Meinung nach sogar sehr vorbildlich verhalten, gerade weil von Anfang an die Öffentlichkeit über jeden einzelnen Schritt der Entscheidungsfindung informiert und nichts unter den Teppich gekehrt wurde.

Hier und hier habe ich das etwas ausführlicher erklärt.

Ja, auf jeden Fall. Das ist super!

Zoos werden nicht alle bedrohten Arten durch Nachzuchtprogramne retten können - das ist klar. Dafür sind einfach viel zu viele Arten bedroht. Laut dem Zustandsbericht des Weltbiodiversitätsrats (IPBEC) von 2019 sind von den geschätzt 8 Mio. auf der Erde lebenden Arten 1 Mio. vom Aussterben bedroht (IPBEC 2019). Nach einer neueren, noch genaueren Studie sind wohl sogar 2 Mio Arten, also ein Viertel aller Spezies, vom Aussterben bedroht (Hochkirch et al. 2023) - die können wir unmöglich alle durch Zucht in menschlicher Obhut retten.

Auf der anderen Seite ist aber eine ganze Reihe von Tierarten nur dadurch vor dem Aussterben gerettet worden, weil man sie in Zoos gezüchtet hat, z. B. Wisent (Bos bonasus), Säbelantilope (Oryx dammah), Schwarzfußiltis (Mustela nigripes), Spix-Ara (Cyanopsitta spixii) oder Kalifornischer Kondor (Gymnogyps californianus), insgesamt etwa 50 verschiedene Arten (eine Liste aller Arten findest du auf Zoos.media). Allein im Jahr 2022 haben allein schon die deutschsprachigen Zoos im Verband der zoologischen Gärten (VdZ) 553 Tiere aus 18 Arten erfolgreich ausgewildert (VdZ 2025). Selbst dieser, wenn auch angesichts der gigantischen Dimensionen, welche die Biodiversitätskrise schon angenommen hat, winzige Erfolg rechtfertigt die Arbeit der Zoos voll und ganz. Zur bitteren Wahrheit gehört auch, dass viele weitere Arten in Zukunft nur eine Überlebenschance haben können, wenn sie in menschlicher Obhut gezüchtet werden, womit Zoos wichtiger sind als je zuvor.

Und man darf nicht vernachlässigen, dass die Artenschutzarbeit der Zoos über das bloße Halten und Züchten bedrohter Arten zum Aufbau von Reservepopulationen, also dem Naturschutz ex situ (außerhalb der natürlichen Lebensräume), weit hinaus geht. Zoologische Gärten sind mit dem Naturschutz direkt vor Ort (in situ) eng verknüpft, indem sie sich in Naturschutzprojekten überall auf der Welt beteiligen. Zoos zählen z. B. zu wichtigen Geldgebern für in-situ-Schutzprojekte. Im Jahr 2022 akquirierten die VdZ-Zoos für Schutzprojekte in 55 Ländern 11 Mio. Euro an Fördergeldern (VdZ 2025). 2011 bezifferte eine Studie die Summe an Fördermitteln, die alle Zoos weltweit akquirierten, auf 350 Mio. US-Dollar pro Jahr (Gusset & Dick 2011). Und die Tendenz steigt, wie beispielsweise eine Analyse der Zoos in der Amerikanischen Zoovereinigung (AZA) zeigt: 2011 konnten die AZA-Zoos 150 Mio. US-Dollar an Fördergeldern generieren, 2019 waren es 231 Mio. US-Dollar (Ripple et al. 2019), ein Anstieg um rund 54 %! Mit den Spendengeldern werden z. B. Wildtierauffangstationen finanziert, Anti-Wilderer-Einheiten ausgerüstet, Naturschutzorganisationen kaufen damit Land auf und stellen es unter Schutz oder es werden Projekte unterstützt, die die lokale Bevölkerung von der Wichtigkeit des Naturschutzes überzeugen und sie darin einbeziehen. Hinzu kommt, dass Zoos sich auch engagieren, indem z. B. Tierpfleger aus den Zoos in die Wildtierauffangstationen reisen, dort arbeiten und, ganz besonders wichtig, Mitglieder der lokalen Bevölkerung im Umgang mit den Wildtieren und der anschließenden Wiederauswilderung ausbilden und ihre Expertise in der Zucht der bedrohten Arten weiter geben.

Darüber hinaus haben Zoos ein großes Aufklärungs- und Bildungspotential. Jährlich besuchen rund 700 Mio. Memschen weltweit Zoos (Gusset & Dick 2011), die Zoos können folglich eine große Masse erreichen und über Artenschutzthemen informieren. Eine 2024 veröffentlichte Metastudie, die 50 Studien ausgewertet hat, belegt klar, dass Zoobesucher ein höheres Umweltbewusstsein haben als Nicht-Zoobesucher (McNally et al. 2024). 2014 zeigte eine Studie, dass Kinder allein schon durch einen unbegleiteten Zoobesuch im Schnitt 34 % mehr wissen als vorher (Jensen 2014); durch eine entsprechende edukative Begleitung (Führungen, kommentierte Fütterungen, außerschulischer Unterricht, Lernstationen usw.) kann dieses Lernpotential noch weiter gesteigert werden. Auch das zeigen viele Studien ganz klar, z. B. Lindemann-Matthies & Kamer 2005, Jensen 2014, Moss et al. 2017, Kleespies et al. 2020, Moon et al. 2020, Mooney et al. 2020, Kleespies et al. 2022.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig
Eher ja!

Es ist für Zoos natürlich nicht möglich, eine Umgebung zu schaffen, welche dem natürlichen Lebensraum dieser Tiere absolut gleicht.

Es ist dennoch eine gute Sache, vom Aussterben bedrohte Tierarten so zu erhalten.

Der Faktor, dass man diese, im Austausch von Geld, sehen kann, deckt gleich einen gewissen Teil der Finanzierung des ganzen.

LG.