Deutschland: 82 Millionen Ich-Ags?
Liebe Community!
Ich habe drei manchmal vier Jobs.
Verkauf an einer Tankstelle. An den Wochenenden Gastronomie, ein bis zwei Nachhilfeschüler und Stundenweise Aushilfe bei einem Kurier-Dienst.
Das ist sehr anstrengend und ich habe sehr wenig Freizeit. Aber ich mache das, weil ich etwas schaffen will. Ich will mein Studium hin bekommen und habe konkrete Vorstellung bei welcher Firma ich später was arbeiten will und ich weiß dass die Anforderungen dort sehr hoch sind.
Ich würde nie auf die Idee kommen das mein Arbeitgeber mir was schuldet außer meinem Lohn.
Bei meinen Kollegen erlebe ich aber immer häufiger Einstellungen dass irgendwelche Extrawürste gebraten werden sollen was den Urlaub angeht. Wegen jedem Kribbeln im Finger meldet sich die eine krank. Also hab ich dann doppelt soviel Arbeit.
Ein Kollege aus der Tanke schreibt sich jeden Tag die Übergabe als Überstunde auf.
Eine Bekannte verklagt gerade ihren Vermieter weil sie Drogen in ihrem WG- Zimmer konsumiert hat und in ihrem Mietvertrag steht dass sie das nicht tun darf. Nun hat der Vermieter ihr gesagt, dass eine Entgiftung machen soll sonst schließt er sie raus. Sie aber krakehlt nach einem Anwalt.
Gestern im Supermarkt fällt einem jungen Mann ein Joghurt runter. Ich hatte nach was zum saubermachen gefragt. Er ging einfach weg. Soll sich doch wer anders kümmern.
Vor einigen Tagen habe ich mich bei dem Arzt der meinen Bilddarm operiert hat mit einer Flasche Wein und einer Schokolade bedankt. Meine Kommilitonin sagt dazu: "Bleib mal locker das ist sein Job, dafür kriegt der deutlich mehr Geld als wir beide zusammen."
Ich habe den Eindruck in Deutschland sehen sehr sehr viele Menschen nur noch ihre Rechte und nicht mehr ihr Pflichten.
Wie empfindet Ihr das?
21 Stimmen
7 Antworten
Ich seh da viel Neid. Und ich vermute das hat mehrere Gründe.
Personen die viel in den typischen "möchtegern famous" Netzwerken rumhängen. Dort wird ständig davon geredet wie toll doch alles ist, wie oft man denn auf Urlaub fährt, was man sich nicht alles leisten kann und so weiter. Das Meiste davon ist Fake aber es mag Leuten den Eindruck vermitteln, dass das "normal" ist - wodurch sie sich schlecht fühlen wenn sie das nicht haben.
Davon abgesehen wachsen Kinder oft so auf, dass die Eltern arbeiten und man nicht mehr wirklich weiß was sozialer Kontakt ist. Es gehr auch zwischen Kindern oft nur noch darum wer mehr hat oder zeigen kann. Und 20 unnötige Geschenke zu Weihnachten ist wichtiger als zusammen Spaß zu haben. Wir werden dazu erzogen ich bezogen zu sein. Jeder erzählt uns was wir nicht alles erreichen können ohne auch mal realistisch zu sein. Und das ohne Gegenleistung.
Dadurch, dass Freundeskreise kleiner werden und vielleicht sogar nur online, muss man sich auch nur wenig anpassen. Es gibt keine Gruppen mehr wo man auch mit Menschen klarkommen lernen muss, die man vielleicht nicht so mag.
Ich denke, dass das Ganze die logische Folge dessen ist was in den letzten Jahren sozial passiert ist. Zusammenhalt gibts halt immer weniger. Was einerseits Angst ist sich verletzlich zu zeigen weil man sozialen Umgang nicht mehr so gut kennt und Andererseits auch Gewohnheit. Jedermanns Welt wird kleiner je größer das Internet wird ^^
Ja, das ist die Entwicklung.
In der Schule, in der ich kürzlich arbeitete, gibt es eine Fortbildung in der Schulphilosophie, die ein schlauer Professor entwickelt hat.
Demzufolge ist ein gewalttätiges Kind nicht problematisch. Sondern wünschenswert. Man muss sein Verhalten positiv umdeuten und ihm entsprechend positive Rückmeldungen auf seine Gewalt geben.
Die Umdeutung kann z.B. so aussehen: "dieses Kind weiss, wie es seine Wünsche artikulieren kann".
Ohne weitere Worte, oder?
Rechte hat man selbst, Pflichten haben die anderen. So ist das heute. Deutschland ist erst auf dem halben Weg zu dem Punkt, wo man in Skandinavien schon angekommen ist.
Die Entwicklung kommt von ganz oben. Ideal der Gesellschaft verkörpern eine Handvoll Superreiche, die es mit sehr viel Ellenbogen und ganz ohne Rücksicht oder Verpflichtungen gegen andere "geschafft haben". Deren egoistische Bereicherung gilt als "Leistung" und soll auch allen anderen als Vorbild und Ansporn dienen.
Da muss man sich nicht wundern, wohin man damit kommt.
Nein. Wieso sollte ich sicher sein, was ich an meinem Arbeitsplatz erlebe?
Das weisst du sicher viel besser als ich.
Ich hab dich gefragt und nicht behauptet du erzählst Blödsinn. Komm mal runter. Drama um nix
Habe es andersrum erlebt: Überstunden verfallen ersatzlos, man arbeitet 13-15 Stunden am Tag und es gibt seitens der Behörden weder Kontrollen, noch nennenswerte Sanktionen.
ja gibt beide Seiten. Auch AG's sind nicht mehr das, was sie mal waren. Wobeis immer schwarze Schafe gab
Deine Einstellung ist zwar ganz nett aber du hast scheinbar noch nicht gemerkt dass du dir davon nichts kaufen kannst.
Die anderen braten ja die Extrawürste und nicht du. Also bist du eigentlich der Loser. Oder hast du schon mal eine Flasche Wein bekommen weil du deinen Job gut gemacht hast?
In der Kneipe bekomme ich Trinkgeld, wenn ich den Gästen zügig ihre Sachen bringe, wenn sie einen wirklich sauberen Tisch haben an dem sie sitzen können. Auch von den Truckern denen ich morgens ihren Kaffee und ein belegtes Brot verkaufe zeigen sich dafür meist dankbar. Es muss ja nicht gleich eine Geldleistung sein. Aber ich könnte mich auch aufs Sofa legen und Bürgergeld kassieren. Da reicht es mir wenn die einfach mal Danke sagen. Ein Albaner textet mich jedes mal auf Albanisch zu, was ich ich nicht verstehe, aber man merkt er freut sich über seinen Kaffee. Und deswegen komme ich da auch nicht zu späte weil ich das Gefühl habe für die Jungs ist es wichtig dass ich morgens da bin und ihnen ihr Zeug rüber schiebe.
Aber mein Kollege sieht das nicht so: er sagt: "Wenn ich zu spät in bin ich zu spät wenn der Chef damit ein Problem hat muss er sich eben selber hinstellen. Und länger machen oder früher her kommen...nur wenn es dafür Geld gibt. "
Ja sowas ist natürlich auch cool wenn man ein Trinkgeld bekommt oder wenn sich jemand dankbar zeigt. Aber es geht bei diesen ich ag's eher darum glaube ich dass man Vorteile kassiert in Form von Krankheitstagen oder Ausnutzen von sozialen Leistungen oder sowas. Aber das ist eher die Ausnahme würde ich mal sagen, jeder weiß doch dass man durch Arbeit eigentlich besser gestellt ist als wenn man Sozialleistung bezieht. Vorausgesetzt die Arbeit macht Spaß und man wird bei der Arbeit nicht ausgenutzt vom Arbeitgeber. Ich glaube auch erst dann entwickeln sich solche Spielchen dass man die Schlupflöcher ausnutzt.
Und wieso muss man alles danach bemessen ob man was davon hat? Ist das der Grund warum Menschen keine Kinder mehr wollen? Weil man nichts mehr davon hat? Jemandem eine nette Geste zu zeigen wenn man kann und will macht auch den Tag des Anderen besser. Der gibts dann vielleicht weiter und irgendwann landets auch wieder bei einem selbst wenn das alle tun würden. Nem Roboter musst du keine Flasche Wein geben. Aber ein gut behandelter Mensch kann die Welt verändern.
Ineffizientes Model, Sveta. Ganz ehrlich, das geht deutlich einfacher bei deinen (das mutmaße ich mal) Fähigkeiten
Ich bin nicht sicher ob ich Dir gerade folgen kann, aber es klingt interessant.
Sicher, dass es da um "gewalttätige" Kinder ging und nicht "unangepasste"? Weil dann würde das was du sagst passen. Etwas zu viel reininterpretiert aber vorstellbar.