Wieso demonstrieren Leute für Lina e?
So wie ich es mitbekommen habe hat diese Frau sehr schlimme Körperverletzung begangen oder zumindest mitgemacht. Danach würde sie selbstverständlich verurteilt. Wieso demonstrieren Leute dafür, und wieso so gewaltvoll?
5 Antworten
Ohne sie zu bewerten kann man folgende Gründe aufführen:
Beweislage
Für einen Teil der verurteilten Taten gibt es eine kritische Beweislage: lediglich die DNA einer anderen Person und Zeugenaussagen. Auch die Anführerstellung wird nur auf wenige Beweise gestützt.
Strafmaß
5 Jahre und 3 Monate sind durchaus viel. Wären nur die Taten verurteilt worden, für die die Beweislage eindeutiger wäre, wäre das Strafmaß natürlich geringer gewesen.
Verfolgung von Linksextremismus
Es entsteht häufig der Eindruck, dass Straftaten aus der linken Szene von Behörden öftern und konsequenter verfolgt werden als die von Rechts, die zahlenmäßig und von der intensität überwiegen.
Vorgehen gegen Demonstranten
Die Wut richtet sich auch gegen das Verbot von Demonstrationen nach der Urteilsverkündung und dem teilweise heftigen und nicht deeskalierenden Verhalten der Polizei.
Kritisiert wird unter anderem die zweifelhafte Beweisführung im Prozess, die übertriebenen Sicherheitsvorkehrungen und Berichterstattung, die übermäßige Härte des Urteils bei gleichzeitiger Schonung von rechtsextremen Gewalttätern und die Verstrickungen der ermittelnden Beamten mit der rechten Szene.
Bei den Opfern der Überfälle zwischen 2018 und 2020 handelt es sich durchwegs um Rechtsextreme, die ihre Menschenverachtung offen zur Schau stellen und von denen mehrere bereits durch gewalttätige Überfälle in Erscheinung getreten sind. Polizei und Justiz haben sich in diesen und anderen Fällen als nicht fähig erwiesen, Menschen vor rechter Gewalt zu schützen oder rechte Straftaten effektiv aufzuarbeiten, woraus militante Antifagruppen die Berechtigung für ihre Tätigkeit beziehen.
Bei mehreren der Überfälle konnte die Beteiligung von Lina nicht zweifelsfrei bewiesen werden. Zu einem großen Teil stützt sich das Urteil auf widersprüchliche Aussagen der angegriffenen Rechtsextremen selbst, die bei der ersten Zeugenvernehmung gar keine Frau erwähnten, sowie auf die Aussage von Johannes D., der als Vergewaltiger aus der linken Szene ausgeschlossen wurde und anschließend ein Zeugenschutzprogramm der Polizei aufsuchte.
Der Zusammenhang zwischen den einzelnen Taten und den angeklagten Personen scheint sehr locker zu sein, sie wurden allerdings durch den Vorwurf der "Bildung einer kriminellen Vereinigung" (§129 StGB) in einem Prozess zusammengefasst wurden. Es ist auffällig, dass dieser Paragraph oft gegen Linke verwendet wird, während rechte Gewalttäter, wie der Mörder von Walter Lübcke, der Attentäter von Halle oder die 250 Rechtsextremen, die 2016 Connewitz überfielen, als Einzeltäter behandelt werden.
In diesem Zusammenhang geht es auch um den Ermittlungseifer der Polizei gegen Linke, selbst bei geringfügigen oder frei erfundenen Vergehen, während rechte oftmals unbehelligt Brandstiftungen, Bedrohungen und Körperverletzungen begehen. Innerhalb der Polizei und der übrigen "Sicherheitsbehörden" kommen immer wieder rassistische Chatgruppen und Verbindungen in die rechte Szene ans Tageslicht. Im Prozess gegen Lina wurden z.B. Ermittlungsunterlagen an das rechte Magazin Compact weitergegeben, mutmaßlich durch einen der Beamten der Sonderkommission Linx.
Gegen all diese Missstände richten sich die Proteste gegen das Urteil, verbunden mit einer grundlegenden Kritik an der Polizei und anderen staatlichen Institutionen.
Lina E. ist offensichtlich eine Galionsfigur für die gewaltbereite Linke. Solche Figuren werden gerne als Märtyrer für ihre Sachen dargestellt und das haben alle extremistischen Gruppen an sich. Gerade in Leipzig gibt es eine sehr aktive und auch gewaltbereite Szene, so dass es mich nicht wundert, dass diese Demos ausgerechnet in Connewitz stattgefunden haben.
Das Verhältnis von Radikalen zur Polizei ist seit jeher etwas angespannt. Für Linksradikale ist die Polizei kein Garant für Sicherheit, Recht und Ordnung, sondern die Miliz eines "Scheißsystems".
Dass dabei auch die Hemmschwelle für Polizisten gegenüber Linksradikalen recht niedrig ist, ist ebenfalls kein Geheimnis.
Weil es auch Leute gibt, die für die Freilassung von Beate Zschäpe demonstrieren. Die Leute, die für Lina E. demonstrieren, sind halt ein Gegenstück dazu.
Das klassische Hufeisendenken, Beate Zschäpe, die mindestens 10 Menschen ermordet und weitere verletzt hat, weil sie die falsche Hautfarbe hatten, auf eine Stufe zu stellen mit Lina E., der aufgrund zweifelhafter Belege vorgeworfen wird, Leute mit dem gleichen Gedankengut wie Zschäpe angegriffen zu haben, um sie von ebensolchen Taten abzuschrecken.
Zum einen halten sie den Sachverhalt für nicht erwiesen, zum anderen gibt es durchaus Menschen, die es für gerechtfertigt halten, wenn die Nazis ihre eigene Medizin zu schmecken bekommen.
Ah ok, aber was wollen die erreichen? Dass Selbstjustiz und Straßenschlachten normal werden?
Danke für die Antwort, ich finde es vorallem immer krass wie die immer die Polizei beleidigen weil die Polizei sichert unseren Rechtsstaat und ist doch wichtiger Teil der Demokratir