Woran liegt die zunehmende Aggressivität in der Gesellschaft?

atm77  23.06.2023, 06:33

Gibt es dazu eine belastbare Quelle oder ist das nur dein Bauchgefühl?

Kapitalkleber 
Fragesteller
 23.06.2023, 06:37

Nur eigene Beobachtungen und Erfahrungen. Quellen habe ich dazu nicht direkt.

11 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Nur eigene Beobachtungen und Erfahrungen.

Ich denke aber schon, dass du damit ganz richtig liegst.

Allein die täglichen Eskalationen zwischen Autofahrer, Fußgänger und Radfahrer

Ich meine schon auch, dass auf deutschen Strassen eine Art Krieg herrscht.

Ist es das Resultat der vielen Krisen einer Gesellschaft

Das trägt sicherlich mit dazu.
Und die Enge. Ratten und Katzen reagieren auch aggressiv, wenn man sie in die Enge treibt - der Mensch auch, ob man ihn nun körperlich oder geistig in die Enge treibt, das macht Angst und ist bedrohlich, folglich reagieren wir aggressiv.

Wenn man zum Leben nicht mehr ausreichend Raum hat, wie etwa auf der Strasse oder im Supermarkt, beim Wohnen ...... dann engt das den Menschen zu stark ein, er spürt dies, sicherlich oftmals unbewusst, und will daran etwas ändern, ausbrechen.
Eine Missachtung menschlicher Bedürfnisse fördert Aggression.
Wenn jemand aggressiv ist, dann tritt er an jemanden oder etwas heran, auf das er einwirken will. Ein Aggressor will also etwas ändern und sich Luft und Raum verschaffen.

Oder mutiert hier einfach die Kommunikation in Richtung einer egoistischen Gesellschaft?

In der Gesellschaft sind jegliche, also auch kleine, aggressive Äußerungen sehr und stark verpönt, werden schnell unterdrückt und nicht toleriert.

Das Verständnis für Aggression ist generell sehr niedrig. Ich spreche bei Aggression ja nicht einzig von Gewalt. Aggression ist ja auch unsere Lebenskraft, die wir (für uns) einsetzen.

Schon vor Jahren bekam ich Ärger, weil sich Jungs ausprobieren und raufen wollten. Das wurde sofort unterbunden, sehe ich ehrlich gesagt aber als normal an. Die hatten ja keine Waffen, waren 11 Jahre alt und wollten halt bissl Kräfte messen. Da muss man natürlich unterscheiden. Aber das geht heute vielleicht nicht mehr, weil die nächsten 11-jährigen morden.

Aber alles, was wir unterdrücken / verbieten, staut sich natürlich auch an. Irgendwann wird es sich Bahn brechen, das ist sicher, denn so Energien verschwinden nicht einfach, nur weil wir versuchen, sie zu unterdrücken. In uns brodelt es weiter. Und irgendwann findet diese Energie ein Ventil.

Kommunikation würde mitteilen heißen, aber ich denke, es geht eher in Richtung austeilen. ;-)

Wir fühlen uns sicherlich alle nicht gerade sicher und geborgen, der Politik wird auch immer weniger vertraut - ohne Sicht auf Änderung. Wir alle wissen, dass uns einige Händler und Unternehmer, ob nun in der Arbeit oder in der Freizeit ausbeuten und ausnehmen wollen. Das ist uns völlig klar. Und all die Kaufleute stört es einen Dreck, wie es der Natur geht, obwohl wir nur mit ihr leben können.
Es geht weder um uns noch um die Umwelt. Es geht einfach nur um Geld, Macht, Einfluss und Profit.
Das alles ist nicht wirklich einfach für uns alle und ja, da stauen sich viele Sorgen, Ängste und Aggressionen an, in einer Welt, die immer enger für uns wird.

Ich denke, daran liegt es.

Wir sind einfach übervölkert dann herrscht auch mehr krieg, not, armut, stress und und und und

DocteurTiziano2  23.06.2023, 06:29

Da ist möglicherweise etwas dran. Es gab mal ein Experiment mit Ratten, das zu ähnlichen Ergebnissen führte.

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Autofahrer haben einen Führerschein und Radfaher?

Schon diesem Umstand ist es geschuldet, dass es hier vermehrt zu Konflikten kommt, wenn nicht alle die sich die Straße teilen müssen, auch die Spielregeln kennen.

Das führt in der Folge dazu, dass beide Parteien sich im Recht fühlen und ihre Vorurteile (wenn man verallgemeinert) tagtäglich durch Einzelfälle bestätigt werden. Denn natürlich verhält sich die übergroße Mehrheit völlig korrekt und vorbildlich.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Insiderwissen

Das sind so Sprüche die man oft hört.

Ich bezweifle aber dass es die Realität wiedergibt. Das ist so ein Gefühl, dass früher alles besser war.

Tatsache ist, dass die Gewaltkriminalität stark abgenommen hat (im Nachkriegsdeutschland), wenn ich das mal als Indiz für eskalierenden Streit ansehe. Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass der Strassenverkehrt früher agressiver war, heute mit Blitzer an jeder Ecke halten sich viel mehr Fahrer an die Regeln.

Agressive Menschen hat es auch immer gegeben, bei Sportveranstaltungen, in Bierzelten, in der Schule, Nachbarschaftsstreit, Familienstreit. Oder auch auf Demos (68ger, Startbahn-West). Alk spielt dabei auch oft eine Rolle, der Konsum ist auch stark zurückgegangen.

Was soll heute anders sein ? Das sich Demos gegen Klima oder Migrantion richten ? Vielleicht gibt es auch andere Hotspots für agressives Verhalten: Problemviertel mit nicht integrierten Jugendlichen oder rechtslastigen Wutbürgern. Oder im Strassenverkehr sind in die Grossstädten die Radfahrer die Agressiven.

Zu beachten auch, dass die Toleranzschwelle, ab wann Agression als solche bemerkt wird, die ist gesunken. Seine eigene Frau schlagen, bei der Wirtshausschlägerei ein blaues Auge, sexuelle Übergriffe, ich denke da ist die Gesellschaft einfach auch wachsamer geworden.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ich reagiere gereizt, wenn es mir - nach einer gewissen Zeit - zu viel mit all den Menschen wird.

Mir gehen dann die ganzen Geräusche, das Geschnatter am Handy, die Duftwolken (Parfüm, kalter Zigarettenrauch ...) und so auf den Senkel.

Mein Hirn will dann nur noch seine Ruhe und wehe, wenn das nicht schnellst möglich geschieht.

Als Fußgängerin bin ich das schwächste Glied im Straßenverkehr. Zudem haben Fußgänger den wenigsten, sicheren Platz an einem Ort, der vor allem auf Autofahrer ausgelegt ist. Da kannste schon mal stinkig in bestimmten Situationen reagieren.

Das nicht miteinander Klarkommen gab es auch schon früher.

Fiel halt nur nicht so auf.