Woran glaubt ein Atheist?

44 Antworten

Das ist eine Frage, auf die es keine einfache Antwort gibt. Im Gegensatz zum "Theisten", der an einen oder mehrere übernatürliche Wesen glaubt, tut dies der Atheist nicht. Hier wird es aber schon knifflig, da es unterschiedliche Anwendungen dieses Begriffs gibt. Es kommt auf den Bezugspunkt an. Zum Beispiel kann man Christen in Bezug auf Shiva, Ganesha, Zeus, Odin, Baal und Jupiter durchaus als Atheisten bezeichnen, da sie die Hypothese der Existenz dieser Gottheiten ablehnen. Dieser relative Atheismus gehört durchaus zum Definitionsbereich des Begriffs. Allerdings meint man in den meisten Fällen damit den absoluten Atheismus. Dass heißt, die Existenz einer oder mehrerer Götter wird geleugnet. Doch auch innerhalb dieser Gruppe gibt es zahlreiche Unterschiede. So heißt "Atheist zu sein" erstmal gar nichts. Es ist weder eine Weltanschauung noch eine politische Idee. Stell dir einfach vor wie es dir bisher ergangen ist, seitdem du nicht mehr an den Weihnachtsmann glaubst. Oder an die Zahnfee meinetwegen. Es bedeutet erstmal nichts. Atheismus bietet daher auch keine Grundlage für eine Weltanschauung. Innerhalb der atheistischen Community gibt es durchaus Menschen, die beispielsweise an Astrologie glauben oder anderweitig spirituell veranlagt sind. Tun Sie das nicht, bezeichnen sie sich oft als Naturalisten. Darüber hinaus gibt es noch Antitheisten, säkulare Humanisten, atheistische Agnostiker, religiös Indifferente uvm. Ich hoffe das hilft ein wenig weiter.

Diese Frage ist unsinnig. Sie setzt voraus, dass ein Atheist aufgrund des Atheismus "glaubt", wogegen der Atheist nur eine Frage mit dieser Position beantwortet: Glaubst du an Gott? Nein!

Ein Atheist ist in erster Linie ein Mensch. Und ein Mensch glaubt möglicherweise an viele Dinge. Aber sein Atheismus begründet nichts, was er sonst glaubt, sondern schränkt nur die Dinge ein, an die er glaubt. Gott gehört eben nicht mehr zu dieser "Auswahl".

Wenn ein Atheist als Mensch an etwas glaubt, dann nicht wegen seines Atheismus, sondern wegen bestimmter Philosophien oder Ideologien.

Ich bin zum Beispiel methodischer Naturalist. Das bedeutet, dass meine Weltanschauung sich an der Natur die uns umgibt orientiert, wir durch Empirie und Erfahrung lernen können, wie sie funktioniert und im letzten Schritt in der Lage sind, diese Erkenntnisse für uns zu nutzen.

Ich bin zudem auch Skeptiker. Das bedeutet, dass ich nicht jeden Mist sofort glaube, sobald man ihn mir auftischt. Es ist eine rationelle, resourcensparende Herangehensweise für unser Gehirn erst dann an etwas zu glauben, wenn es ausreichend Belege dafür gibt.

Sowohl aus dem methodischen Naturalismus als auch aus dem Skeptizismus heraus, wird meine Position als Atheist begründet. Es ist also nicht so, dass ich als erstes Atheist bin und davon sich irgendetwas ableitet. Sondern meine methodisch naturalistische und skeptische Sichtweise führt mich zum Atheismus, indem sie Gott aus der Liste der zu "glaubenden" Dingen tilgt. Es ist also genau andersherum.

OpaAlfons  08.06.2018, 13:15

Und was soll ich dazu jetzt noch sagen?

Ach ja: Danke!

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Schroggel  08.06.2018, 19:14

Ich verstehe was du meinst. Aber ich finde, zu glauben, dass es etwas nicht gibt, ist auch ein "unbegründeter" glaube. Denn woher will man das wissen? Eine Bekannte von mir glaubt nicht an Gott, aber sagt, dass sie aber nicht wissen kann, ob es definitiv keinen gibt.

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oopexpert  09.06.2018, 02:51
@Schroggel

"Aber ich finde, zu glauben, dass es etwas nicht gibt, ist auch ein "unbegründeter" glaube"

Das kannst du finden wie du willst. Die Beweislast liegt bei demjenigen, der die Existenz von einem Gott behauptet. Der er/sie ist in der Pflicht Eigenschaften zu liefern, die man unter Test bringen kann.

Und solange das niemand schafft, habe ich überhaupt kein Problem damit mit dem Makel eines unbegründeten Glaubens zu leben, weil die andere Seite den Makel der fehlenden testbaren Gotteseigenschaften hat. Denn die Begründung meines Nichtglaubens ist damit verknüpft, dass bis heute nur Eigenschaften geliefert wurden, die als falsch oder nicht testbar identifiziert wurden.

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Schroggel  09.06.2018, 03:54
@oopexpert

Da gebe ich dir absolut recht. Aber es wäre fatal, falls es ihn gibt und man hat nicht dran geglaubt und hat alles für ein zufallsprodukt gehalten, obwohl die natur so harmonisch und schön ist. Man hätte es mehr gewertschätzt.

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oopexpert  09.06.2018, 12:36
@Schroggel

Es wäre JETZT fatal, wenn es einen Gott nicht geben und nach dem Tod nichts mehr für mich geben würde und ich mein ganzes Leben einem imaginären Freund gewidmet hätte.

Pascals Wette ist absoluter Blödsinn und dient meines Erachtens zur Verwirrung derjeniger, die nicht in der Lage sind dieses Argument ad Hoc zu erfassen und zu zerlegen. Es ist maximal ein Gedankenexperiment und schult unter entsprechenden Bedingungen das Gehirn, wie man eben NICHT argumentieren kann. Andere fallen einfach nur darauf rein...

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Allgemein denke ich ein Atheist glaubt an die Vernuft oder Rationalität. Aber da muss man unterscheiden zwischen eben dem Rationalen Atheismus wie z.B. von Bertrand Russell der Gott als Fesselung der freien Intelligenz sieht, dem naturalistischen Atheismus von Feuerbach, der Gott als Wunschprojektion sieht, dem marxistischen Atheismus von Marx der Gott als Opium für das Volk sieht, sowie zwischen dem vitalistischen von Nietzsche, dem psychologischen von Freud und Fromm, wo Gott als hoher Vater steht, der den Menschen immer entmündigt und seine Entwicklung hemmt, dem existentialistische von Sartre der den Mensch einfach nur in den Mittelpunkt rückt.

Insofern kann man sagen ist Atheismus die Leugnung der Existenz eines persönlichen Gottes/ Götter jenseits der erfahrbaren Welt. Eben das was er greifen, erleben, fassen kann. Mensche können auch ohne Glauben leben, so wie es Atheisten eben tun. Sie teilen einfach nicht die Glaubensauffassung der Gläubigen.

Denn jeder Mensch muss ja an was glauben.

Nein, muss er nicht. Zumal die Frage irrational ist, und nur Sinn machen würde, wenn Glauben sich auf was faktisch unnachweisbares bezöge, wie an etwas glauben das aber niemand überprüfen kann. An die Hoffnung wir er aber vielleicht dennoch glauben, denn obwohl sie eigentlich beinahe genauso unnachweisbar ist, bleibt sie dennoch in den meisten Menschen (ob Atheist oder nicht) vorhanden.

blueseenInvest  08.06.2018, 02:34

Ich Zweifel oft an die Vernunft :-)

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Ein Atheist glaubt das es 15Uhr ist wenn er das letzte mal vor gefühlt 10min um ~14:50 auf die Uhr geguckt hat.

Wenn er wissen will wie viel Uhr es genau ist schaut er nochmal nach , dann braucht er nichtmal mehr dass glauben sonder weiß es.

Ein Atheist glaubt nicht, er nimmt an.

Das ist ein risiger Unterschied.

Glauben im religiösen Sinne bedeutet, man ratet, was einem toll vorkommt, hernach wird es nicht mehr hinterfragt und daran festgehalten, ja gar gegen Hinterfragung verteidigt.

Annehmen bedeutet, man versucht sich so nah als möglich an Fakten zu halten, hält nicht daran fest sondern hinterfragt es stetig neu.

oopexpert  08.06.2018, 09:53

Ein Atheist "nimmt" nicht "an", sondern lehnt ab... und zwar aufgrund fehlender Fakten...

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feinerle  08.06.2018, 09:59
@oopexpert

Negativ. Ein Atheist nimmt nicht an, wenn keine Fakten diese Annahme untermauern, weil ohne diese kein ausreichender Grund für eine solche Annahme besteht. So rum.

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okieh56  08.06.2018, 12:17
@oopexpert

Das eine schließt das andere nicht aus - es kommt immer auf die Fakten an.

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oopexpert  08.06.2018, 12:51
@feinerle

Sorry, das hat nichts mit Atheismus zu tun. Atheismus ist die Ablehnung des Gottesglaubens. Mehr nicht. Wenn ein Atheist Dinge "annimmt" dann als Mensch und aus anderen Gründen, wie zum Beispiel dem methodischen Naturalismus. Hier wird wieder irgendwas dem Begriff "Atheismus" zugedichtet, was völliger Unfug ist. Ablehnung != Annahme.

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oopexpert  08.06.2018, 12:53
@okieh56

Doch, es schliesst sich aus, wenn du nur über Atheismus redest. Als Atheist wird nur "abgelehnt". Als methodischer Naturalist zum Beispiel, der du natürlich parallel sein kannst, nimmst du möglicherweise Dinge an.

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verreisterNutzer  03.10.2018, 22:10

Dieser Satz: "Annehmen bedeutet, man versucht sich so nah als möglich an Fakten zu halten, hält nicht daran fest sondern hinterfragt es stetig neu." gilt für Christen, die in der Erkenntis Gottes wachsen.2.Petrus.....

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feinerle  03.10.2018, 22:29
@verreisterNutzer

gilt für Christen, die in der Erkenntis Gottes wachsen.

Quark - denn ansonsten würden sie ihr Gottdingsbums mal gründlichst hinterfragen und mal versuchen, sprechende Schlangen in freier Wildbahn zu finden *lach*

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