Woher entstand die neolithische Revolution?

7 Antworten

Überall in Europa (und vielen anderen Teilen der Welt) begann das Neolithikum so: Extrem lange Zeit lebten die Menschen von Sammeln, Jagen und je nach Region Fischfang. Für Jagd und Sammeln mussten sie umherziehen, doch manchmal gab e s auch Sommer- oder Winterlager.

Und dann kam ganz plötzlich (innerhalb weniger Generationen) das Neolithikum. Mit den Kennzeichen

  • Sesshaftigkeit
  • Ackerbau
  • Tierzucht
  • Keramik

Es war lange erstaunlich, wie diese Techniken so Plötzlich auftauchen konnten - und dann auch noch recht ausgereift. Doch es gibt einen weiteren Punkt, der erst mit der verbesserten Fundlage in weiten Teilen Europas (ich bezieh mich hier auf Europa, es gilt aber das meiste auch für andere Weltregionen). Dieser Punkt war: In nicht allzu großer Entfernung (aber schon auch mal mehrere 100 km) gab es schon eine neolithische Zivilisation. Und die gehaltenen Tiere, das Saatgut und meist auch die Art der Keramik war identisch.

Es gibt 2 (bzw. 3) Richtungen in der Wissenschaft: Sie haben von den Neolithikern die Kultur übernommen oder die Neolithiker sind eingewandert und haben innerhalb weniger Generationen die einheimischen verdrängt. Als Sammler- und Jägervolk gab es vorher ja auch nur eine dünne Besiedlung (3.= eine Mischung aus Beiden).

Genetische Untersuchungen untermauern die Einwanderungshypothese (und dass kaum eine Kultur plötzlich alles aufgibt und erfolgreich auf eine ganz andere Weise leben will).

Doch dann muss es mindestens ein erstes Volk gegeben haben, dass das Neolithikum erreichte. Und das gab es: In der Levante (Osttürkei, Syrien, Libanon, Israel). Diese Volk lebte zuerst als sesshafte Jäger und Sammler - was fast ein Wiederspruch in sich scheint. Dann entwickelten sie den Ackerbau (PPN-A = Prä-Pottery(Keramik)-Neolithikum). Dennoch hat der Ackerbau erst einmal nur bis zu 15% der pflanzlichen Nahrung ausgemacht - es war also nur eine der Möglichkeiten.

Dann nach einem Klimapessimum hatte sich alles verändert. Sie haben den Ackerbau nicht nur nicht verloren - praktisch 100% der pflanzlichen Ernährung basierte auf Ackerbau. Außerdem hielten sie Ziege und Schafe (Viehzucht). Nicht wirklich relevant für das Neolithikum, aber auch der Hausbau veränderte sich von einem runden/ovalen Grundriß hin zu einen viereckigen Grundriss (PPN-B).

Erst ganz zum Schluss kam es zur Erfindung der Keramik (vorher wurden schon Gefäße aus Gips erfunden, aber da das ein ganz anderes Herstellungsverfahren ist, ist strittig, ob das bei der Erfindung der Keramik geholfen hat oder sogar negativ dafür war).

Anmerkung: In anderen Regionen kam es je nach Ausgangsgesellschaft zu leicht anderen Entwicklungen. So gab es kaum Viehzucht in Amerika, in Ägypten kam die Viehzucht vor dem Ackerbau (diese Technik scheint dann aus der Levante importiert worden zu sein).

Das erstaunliche ist, dass es über Jahrtausende bis auf der eine Besiedlung Zyperns an der Grenze PPN-A zu PPN-B keine größere Auswanderung/Verbreitung kam (auf Zypern übrigens Ackerbau, Viehzucht aber weiter runde Häuser). Erst etwa zur Zeit der Erfindung der Keramik kam es zu einer massiven Welle der Verbreitung des Neolithikums. Warum ist sehr spannend, wird kontrovers diskutiert - und würde hier den Rahmen sprengen.

Ich finde die Frage interessant; meine Antwort ist aber mehr ... geraten. Zunächst denke ich nicht, dass der Zeitpunkt der Sesshaftwerdung eindeutig "erklärt" werden kann. Schon vorher waren die Menschen in gewissem Maße sesshaft gewesen, und zwar immer so lange, wie man sich eben ohne Umziehen an einem Ort halten konnte, bevor man neue Jagd- und Erntegründe suchen musste. Und dann kam irgendeine Frau auf die Idee, selber zu säen ...

Ich denke, sesshaft zu werden, wurde von den Menschen zunächst als Erleichterung empfunden; man musste nicht dauernd alles packen ... :) Später wird die Sesshaftigkeit zum Zwang, eigendynamisch den Menschen, die von ihr abhängig werden, sich aufdrängend. Die Angewiesenheit auf Fähigkeiten, die (nur noch) von Spezialisten ausgeführt werden, kommt hinzu: Die Entwicklung ist unumkehrbar.

Zitat:

Gründe für die Sesshaftigkeit
Über den genauen Zeitpunkt und die Gründe für diese Transformation wird noch immer diskutiert, aber Belege für eine Abkehr von der Lebensweise der Jäger und Sammler hin zur Landwirtschaft finden sich weltweit. Ackerbau wurde vermutlich zuerst im Fruchtbaren Halbmond im Mittleren Osten betrieben, wo verschiedene Gruppen die Praktik unabhängig voneinander entwickelten. Daher war die „neolithische Revolution“ im Grunde eher eine Reihe von Revolutionen, die zu unterschiedlichen Zeiten an unterschiedlichen Orten stattfanden. Aufgrund dieser langen Umbruchsperiode, die sich über mehrere Jahrtausende hinzog, wird der Begriff „Revolution“ von einigen Forschern daher auch bemängelt.

Mehr lesen Quelle: National Geographic

Woher ich das weiß:Hobby – Kooperation mit Archäologen und Landesämtern

Vermutlich, weil man das Wild nahezu ausgerottet hatte und die wilden Früchte auch nicht mehr genug her gaben.

Der Mensch wurde erst sesshaft, nachdem er Ackerbau und Viehzucht, also quasi die Landwirtschaft für sich entdeckt hat. Ackerbau begann vor 11-12.000 Jahren. Davor war der Mensch der klassische Jäger und Sammler, der sich nach den Jahreszeiten und den Tierwanderungen richten musste, er konnte daher nicht sesshaft sein. Das die Landwirtschaft erst so spät vom Menschen entdeckt wurde hängt mit der letzten Eiszeit zusammen. Erst nach Ende der Eiszeit gaben die zurückgewichenen Eismassen den fruchtbaren Boden frei und es wuchsen viele Arten von Süßgräsern und damit auch die gängigen Getreidesorten. Der Mensch konnte sich damit seine Nahrung quasi selbst herstellen, er war nicht mehr zwingend auf die Jagd angewiesen. Mit der Domestizierung von Wildtierung zu Haustieren wurde dieser Prozess quasi noch verbessert, denn die Haustiere waren hauptsächlich eine Nahrungsquelle, die nicht erjagt werden musste.