Wirtschaftswunderzeit im NS-Staat? Ja oder nein?

9 Antworten

Fakten zum Wirtschaftsaufschwung und Umschwung und dem damit verbundenen Erfolg bei der deutschen Bevölkerung: 

- Als eine der ersten "Amtshandlungen" der NSDAP nach der Machtübernahme wurde der deutschen Landwirtschaft durch ein "Entschuldungsprogramm" geholfen. Das Reichserbhofgesetz wurde eingeführt, Zwangsversteigerungen von Bauernhöfen wurde verboten, verschuldeten Betrieben wurde ein Teil ihrer Schuld gestrichen, um ihr Überleben zu sichern. Keine Gesellschaftklasse profitierte von der NS-Politik so sehr wie die der Bauern. Die Einführung von festen Preisen für Schlachtvieh und Getreide machte den Bauern unabhängig von Preisschwankungen. Durch die Einführung eines "Reichserntedanktages" hob sich das Prestige des Bauernstandes.

- Bis zum Mai 1933 zeigten die unterschiedlichen Statistiken der Wirtschaft keine Veränderungen, im Sommer 1933 stiegen diese Zahlen, Betriebschließungen gehörten der Vergangenheit an, auch wurden wieder in großem Umfang Arbeitskräfte eingestellt. 

- Bereits im Jahr 1934 war die Arbeitslosenzahl von sechs Millionen auf 4 Millionen zurückgegangen. Die Bevölkerung war beeindruckt von dem rasanten Tempo des Umschwungs und schaute wieder Hoffnungsvoll in die Zukunft. Die Einführung (1935) des Reichsarbeitsdienstes (Dienst der jungen Bevölkerung mit Minimallohn *18-25 Jahre* in gemeinnützigen Projekten wie Autobahnbau, Feldarbeit, Tierversorgung, Kinderbeaufsichtigung ) wurde von der breiten Bevölkerung mit großer Zustimmung aufgenommen, stärkte dieser Dienst die Gemeinschaft doch immens und half die Klassengegensätze aufzuheben.

- Bis zur Machtübernahme der NSDAP waren die Löhne weit unter Tarif (im Schnitt -30 %) gezahlt worden, trotz Zugehörigkeit in einer Gewerkschaft. Dadurch lebte die arbeitende Bevölkerung, welche meist eine größere Familie mitversorgen musste, oftmals nur knapp über dem Existenzminimum. Die Nationalsozialisten ließen durch einen Aufruf die Arbeitgeber wissen, das Arbeitnehmer aus allen Bereichen ab sofort ihren festgelegten Tariflohn zu erhalten haben. Das in Lohn stehende Volk erhielt umgehend diese Anpassung, zudem rückwirkend für die vergangenen 6 Monate ihre Nachzahlungen. Kein Arbeitnehmer hatte in den vergangenen 15 Jahren jemals mehr Geld in seiner Tasche. Die Zerschlagung der Gewerkschaften wurden aufgrund dieser positiven Entwicklung nur am Rande zur Kenntnis genommen und akzeptiert.

- Aufgrund der finanziellen Situation des Volkes vor 1933 war es vielen jungen Paaren nicht möglich zu heiraten und einen eigenen Hausstand zu gründen. Die Nationalsozialisten führten das "Ehestandsdarlehen" ein. Dieses ermöglichte heiratswilligen die Anschaffung von Möbeln und Hausrat. Die Maßnahme erhielt beim Volk breite Zustimmung.

- Einführung spezieller Kindergärten. Hier konnten Kinder unentgeltlich abgegeben werden, damit Mütter uneingeschränkt ihren Hausfrauenpflichten nachgehen konnten.

Der Wirtschaftsaufschwung in Zahlen Stand Ende 1937 (Vergleich zu 1933):

Anstieg der landwirtschaftlichen Produktion um +50 %

Der Wohnungsbau verfünffachte sich seit 1933, es entstanden 1,5 Millionen neue Wohnungen

(1933 90.000 neue Wohngebäude, 1937 170.000 Wohngebäude)

Stein- und Braunkohleförderung     zuvor 220 Millionen Tonnen / jetzt 370 Millionen Tonnen

Kraftfahrzeugzulassung         zuvor 48.000 Fahrzeuge   / jetzt 276.000 Fahrzeuge

Gewinnunng von Roheisen         zuvor 5 Millionen Tonnen  / jetzt 16 Millionen Tonnen

Rohstahl Produktion           zuvor 7 Millionen Tonnen  / jetzt 19 Millionen Tonnen

Benzinherstellung            zuvor 300.000 Tonnen    / jetzt 1,3 Millionen Tonnen

Der Schiffsbau hatte sich in den letzten 5 Jahren verzehnfacht. 

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Geschichte Schwerpunkt Deutsches Reich / Nationalsozialismus

Auf den ersten Blick erscheint die Zeit 1933-1938 wie ein Wirtschaftsaufschwung.

Die Wahrheit ist, dass der Staat künstlich Nachfrage erschaffen und die Sozialausgaben massiv erhöht hat, was der Wirtschaft freilich zugute kam.

Finanziert wurde das durch Aufbrauchen der Devisenreserven (USD...), später dann auch der harten Devisen (Goldreserven). Als das aufgebraucht war, wurde(zufälligerweise?) die jüdische Bevölkerung enteignet. Später hat sich dann der NS-Staat die Goldreserven der Tschechoslowakei und von Österreich "angeeignet." Parallel wurde die Währung aufgebläht, um die immensen Staatsschulden zu bedienen.

Hier mal etwas detailierter, falls Bedarf besteht:

https://www.youtube.com/watch?v=NxwidjWJxAc

Otaku19995  11.10.2021, 21:37
Auf den ersten Blick erscheint die Zeit 1933-1938 wie ein Wirtschaftsaufschwung.

Mit Blick auf die Lohnentwicklunng und den Wechselkurs der >Reichsmark, so wie die verdeckte Staatsverschuldung durch das MeFo-System, bei ausschließlicher Förderung der nicht profitablen Rüstungswirtschaft, während die Zivilwirtschaft unter Verknappung und Kontingentierung von Rohstoffen litt nicht einmal das. Nicht einmal auf den ersten Blick.

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FreedoM905  11.10.2021, 21:42
@Otaku19995

Die Löhne von Arbeitern wurden auf staatliche Anordnung erhöht, ebenso Renten, "Kindergeld usw". Die NSDAP war ja eine sozialistische Arbeiterpartei. Nebenbei musste natürlich das Volk bei Laune gehalten werden.

Gleichzeitig gab es aber eine Verknappung an Konsumgütern - ähnlich wie in der DDR. Die Tagebücher von Friedrich Kellner sind dazu sehr interessant.

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Otaku19995  11.10.2021, 21:47
@FreedoM905
Die Löhne von Arbeitern wurden auf staatliche Anordnung erhöht

Dann mach dich mal über den staatlich verordneten Lohnstopp von 1933 schlau, der die erhöhung von Arbeitslöhnen seitens des Regimes kategorisch verbot:

https://www.wiwi.uni-muenster.de/wisoge/sites/wisoge/files/downloads/skripte/deutsche_wirtsch/s08_ns.pdf

ebenso Renten, "Kindergeld usw".

Renten wurden unter dem NS-Regime nicht signifikant erhöht. Was man wohl tat, war Rentner künftig in die Krankenversicherung mit einzubeziehen, was sicherlich eine Verbesserung war.

Das tat man allerdings erst mitten im Weltkrieg, als man weite Teile Europas besetzt hatte, die man zu diesem Zweck ausplündern konnte.

Mit nachhaltigem Wirtschaftswachstum hatte das alles nichts zu tun, sondern waren in jeder Hinsicht auf Pump finanzierte Maßnahmen, getroffen in der Absicht bei Zeiten die unterworfenen Nachbarvölker dafür bezahlen zu lassen.

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Dann mach dich mal schlau darüber, WIE Schacht, die Rüstung finanziert hat.

Das ganze ist auf PUMP gewesen, und die Beutezüge der Wehrmacht sollten das ganze im Nachhinein finanzieren.

Ein Wunder ist es nur, wenn man es sich nicht erklären kann. Man kann aber und so war die wirtschaftliche Entwicklung doch kein Wunder.

Karl Max hat dargelegt, dass die kapitalistische Wirtschaft in Zyklen verläuft. In verkürzter Form KKK (Konjunktur, Krise, Krieg).
Mit der Machtübernahme der Nazis war die Weltwirtschaftskrise am abklingen. Hitler hatte schon immer das Ziel, Europa (besser die ganze Welt) zu unterwerfen. Mit der Therorie die "Deutschen sind die Herrenrasse" , Juden, Russen, Zigeuner, Ne- ger ... sind minderwertig fand er bei vielen Zustimmung.
So konnte er Massen mobilisieren, die in der Rüstungsindustrie Dinge produzierten, eigentlich keine Privatperson brauchte, aber sie haben gearbeitet und dafür Geld bekommen. Wer Geld hat, kann auch Konsumgüter kaufen. Also springt auch diese Industrie wieder an.
Das kann man nun Wirtschaftswunder nennen oder nicht.
Einen ähnlichen Aufschwung gab es auch nach dem Weltkrieg. Obwohl Deutschland in Trümmern lag, war es der Wille der Menschen, das zu überwinden, diesmal aber mit positiven Zielen.

Wenn 6 Millionen Arbeitslose aus der Weimarer Republik und dem Schwarzen Freitag an der Börse in New York, der Faustpfand der NSDAP für ihren Sieg und der Machtübernahme waren, dann klingt das erst einmal gut, aber die Arbeit, welche jetzt anstand, bestand hauptsächlich darin einen Krieg vor zu bereiten und alles über Schulden, die planmäßig dann den besiegten Staaten aufgebürdet werden sollten, macht, das sind Gaukler und später Verbrecher, aber keine Leute die ein Wirtschaftswunder vollbrachten.

https://de.wikipedia.org/wiki/Ger%C3%A4uschlose_Kriegsfinanzierung

Woher ich das weiß:Recherche