Wieviele Kleidungsstücke besaß ein Mensch im Mittelalter normalerweise?

5 Antworten

Von Experte DianaValesko bestätigt

Ich weiß, dass man lange Zeit den Wäschebedarf einer Person ganz einfach berechnet hat:

Nach Möglichkeit hatte man jedes Kleidungsstück dreifach:

Eines trug man aktuell am Körper, eines wurde gewaschen und eines lag im Schrank bereit.

Das galt sicher nicht für Oberbekleidung wie einen Mantel und sicher auch nicht für die Ärmsten der Armen, aber an dieser Regel hat man sich bis ins 20. Jahrhundert hinein orientiert, also noch lange nach dem Mittelalter.

Kleider machten schon immer Leute!

Bild zum Beitrag

Färberwerkstatt im Hochmittelalter, man beachte die ärmliche und zerschlissene Kleidung des armseligen Handwerkers 😉

Weit weg vom Mittelalterklischee zerlumbter Leute

Schön, dass du eine interessante Frage zur Sachkultur des Mittelalters stellst. Nun ist das Mittelalter eine lange Epoche von 1000 Jahren und so lässt sich kaum ein umfassendes Bild in 10 Sätzen vermitteln.

Bis ins ausgehende Hochmittelalter wurde die Kleidung sogar im Adel innerhalb des Haushalts hergestellt und galt als besonders angesehene Arbeit der Frau. Schließlich konnte man ihre Kunstfertigkeit jederman zeigen. Ganz allgemein lässt sich sagen, dass jeder durchaus mehrere Teile verschiedener Kleidungsstücke besaß. Gerade die langen Winter waren ideal um für das Jahr Kleidung zu fertigen.

Im Vergleich zu heute, wo wir in Massen Klamotten kaufen können, war es damals natürlich viel weniger aber ganz sicher ausreichend und für den Sonntag gab es genauso gute Kleidung wie für Feste und besondere Anlässe.

Die Kleidung wird immer eine sehr gute Qualität gehabt haben, erheblich besser als das meiste, was wir heute tragen. Die erhaltenen Stoffe und Reste zeigen bereits im Frühmittelalter eine sehr hohe Handwerkskunst und wirklich durchweg hohe Qualität ( z.B. anhand der Fadendichte lässt sich das beurteilen. Wolle in der damals üblichen Qualität gibt es heute gar nicht mehr oder wäre unglaublich teuer).

Ebenso hat man Kleidung selbstverständlich bunt gefärbt und lange getragen. Selbst beim Adel, war doch die Herstellung zeitintensiv (oder noch zeitintensiver, wenn viel Mühe verwendet wurde für kostbare Stickerein). Im ausgehenden Hoch- und vor allem Spätmittelalter wurde immer mehr Kleidung von Handwerkern produziert. Es gab also einen Markt, schließlich war auch damals schon Zeit Geld!

Das Ausgangsmaterial

Während im Frühmittelalter auch die Stoffebahnen selbst hergestellt wurden (in jedem Haus stand ein Webstuhl), waren diese schon Massenhandelsware im Hochmittelalter.

Es gibt also eine stetige Fortentwicklung der Kleidung, nicht im technischen Sinne, sondern in der Art der kommerziellen Produktion.

Lustig: Die heute sehr teure Wolle war damals die günstigere Variante (zumindest weiß ich das für das Frühmittelalter sicher), Leinen war etwas teurer, Wildseide noch teurer. Dazu kamen heute so exotische Stoffe wie Nesselstoff (Damals das Billigste für die Armen - heute nicht unter 100 € pro qm), Flachs aber auch schon Baumwolle.

Achtung, Mode:

Auch im Mittelalter gab es einen stetigen Wechsel von Moden, die teilweise nur einige Jahre, manchmal Jahrzehnte aktuell blieben. Nicht so schnell wechselnd wie heute, aber spürbar. Ein Kleidungsfund von 1300 würde sich schon unterscheiden von einem 30 Jahre später.

Auch gab es zwar noch keine Trachten, aber doch regionale Unterschiede. So trug frau in Holland (oder Böhmen?) des Hochmittelalters hohe Hauben, die es 200km weiter überhaupt nicht gab. Je weiter wir aber zurück gehen, desto weniger groß werden die Unterschiede. Allerdings nimmt auch die Fundlage und die Bildquellen sehr stark ab.

Viele andere Aussagen hier sind falsch und ich habe entsprechend kommentiert.

Anektote aus der Wikingerzeit:

Es gibt eine Aufzeichnung von Mönchen, die sich sehr über die noch heidnischen Wikinger geärgert hatten. Denn die Missionare schenkten jedem Heiden, der sich von ihnen taufen ließ, ein neues Taufhemd. Das führte dann dazu, dass sich viele Wikinger mehrmals taufen ließen. Diese Anekdote erzählt uns anschaulich, dass Kleidung zwar einen gewissen Wert hatte, aber nicht so kostbar und wenig vorhanden war wie oftmals das Mittelalterklischee erzählen will.

 - (Menschen, Geschichte, Kleidung)

Die Kleidung eines Menschen hing im hohen Mittelalter von seinem Stand ab - war er ein Bauer, ein Adliger oder ein Ritter?

https://www.kinderzeitmaschine.de/mittelalter/hochmittelalter/lucys-wissensbox/alltag-und-kindheit/ruestung-kittel-rock-was-trug-man-im-mittelalter/

Ich denke mal so üppig wie heutzutage die Kleiderschränke voll sind, war es zu dieser Zeit ganz bestimmt nicht. Drei bis Vier Kleidungsstücke von jeder Sorte vielleicht. :-)

Eisenwind  22.04.2023, 15:55

Bitte nicht diese schreckliche Kinderzeitmaschiene. Die sollte man abschalten, soviel Mist, wie da verzapft wird.

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Die ganz Armen hatten nur das, was sie ständig am Leib trugen. Viele gingen barfuß.

Ich las vor einiger Zeit ein Buch über Menschen im Mittelalter, da stand JedeR hatte so EIN Kleidungsstück was er immer anhatte. Zum Beispiel einen Wamst. Bei Schuhen war das wohl ähnlich.

Eisenwind  22.04.2023, 15:57

Dann hast du ein schlechtes Buch gelesen. Es hat dir Unsinn erzählt. Zwar war Kleidung in der gesamten Vormoderne teurer als heute (KIK gab es halt nicht), das heißt aber nicht, dass man nur ein Kleidungsstück hatte. Man hatte schon mehrere von jeder Sorte, übrigens auch Bauern.

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steefi  22.04.2023, 19:00
@Eisenwind

Und ich soll Dir jetzt glauben, daß Du mir kein Unsinn erzählst ? einfach so ?

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Eisenwind  22.04.2023, 20:10
@steefi

Das würde ich dir raten, ja. Du kannst damit beginnen meine Antwort auf die Frage zu lesen. Möglicherweise glaubst du mir dann eher.

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steefi  23.04.2023, 07:58
@Eisenwind

Du hast hier eine gute Antwort gegeben, anscheinend hast Du Ahnung.

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Eisenwind  23.04.2023, 08:06
@steefi

Danke. Ja, ich beschäftige mich durchaus mit der Zeit, habe auch ein frühmittelalterliche Darstellung betrieben.

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