Wieso wird die Jungfrau von Orlean als Heilige verehrt?

12 Antworten

Sein Handeln mit Jesus begründen kann jeder. Wenn man mit seiner Meinung so viel  Erfolg hat, wie es bei Johanna von Orlean der Fall war, dann ist der Weg zur Heiligen für die  katholischen Kirche nicht weit. 

Aus Sicht von Johanna war ihr Heimatland durch die Engländer bedroht und sie hat es verteidigt. Wenn ihr dann noch angebliche Stimmen zu Handeln raten und sie  an einen Auftrag von Gott glaubt, dann ist sie, in ihrer Gedankenwelt, völlig auf dem richtigen Weg.

Aus evangelisch-reformierter Sicht kann ich die Heiligenverehrung nicht verstehen. Es braucht keine Mittler zwischen den Menschen und Gott/Jesus. Bei so einer zwiespältigen Person, wie es Johanne von Orelan ist, kann ich nicht verstehen, dass ausgerechnet Papst Benedikt XV. sie heilig gesprochen hat. Aber wahrscheinlich war der Druck der Gläubigen aus Frankreich einfach zu groß. 

Man weiß es nicht. Es gibt aber ein paar Punkte in Deiner Frage, die man gerade rücken sollte. Das sechste Gebot wird gerne als "Du sollst nicht töten" wiedergegeben. Die Übersetzung lautet aber richtig: "Du sollst nicht morden"

Der Unterschied, denke ich, ist Dir bekannt. Eine "Massenmörderin" kann ich in ihr nicht sehen (obwohl sie ihre Truppen persönlich ins Feld führte, soll sie selbst nie jemanden getötet haben).

Die Heiligsprechung erfolgt durch die katholische Kirche, die wie man weiß, in ihrer Geschichte nicht den Anspruch auf Fehlerfreiheit erheben kann. Es gibt unzählige Heilige, die die Heiligsprechung heute nicht erhalten würden. Die Heiligsprechung erfolgte durch Menschen der Kirche ihrer Zeit. Heutige Theologische Maßstäbe lassen sich daran nicht anlegen. Dennoch gibt es keine "Revision" in Bezug auf die Heiligsprechung.

Nicht in Abrede stellen kann man, das Johanna, Dinge vollbracht hat, die für die damalige Zeit schlicht als unmöglich galten und das man ihr daher damals je nach Einstellung göttliche oder dämonische Unterstützung zugestanden, bzw. vorgeworfen hat.

Sandra71974 
Fragesteller
 24.03.2017, 18:31

H. hat auch niemand selbst getöte. Trotzdem gilt er (zu Recht) als der größten Massenmörder aller Zeiten.

Notwehr sehe ich nur bis zu einem bestimmten Punkt. Nachdem sie Schlachten bereits gewonnen hatte, wollte der franz. König in Güte mit dem britischen verhandeln. Sie zog aber weiter in den Krieg. Deshalb hat er sie dann auch an die Engländer ausgeliefert. Hier kann man wohl kaum noch von Notwehr sprechen. Es sind in dieser Schlacht sehr viele gefallen, die hätten weiter leben können.

Wenn mich jemand angreift, habe ich das Recht, mich zu verteidigen. Trete, oder steche ich mehrfach auf den Angreifer ein, obwohl dieser bereits schon kampfungfähig ist und stirbt dann, dann spricht man nicht mehr von straffreier Notwehr, sondern von Totschlag.

Nichts anderes sehe ich in Johanna. Nur mit dem Unterschied, dass sie den völlig unnötigen Angriff geplant hatte. Somit erfüllt sie das Mordmerkmal (weil es geplant und nicht spontan kam).

Dass Johanna Dinge zustande gebracht hat, die kein "normaler" Mensch zustanden bringen würde, gibt es eine einfache Erklärung:

Schläfenlappenepilepsie. Ist ein Teil des Gehirns beschädigt, kann ein anderer Teil sie ungewöhnlich gut entwickeln und somit zu außergewöhnlichen Leistungen führen. Es würde auch die Stimmen erklären, die sie hörte und die sie davon aufforderten in den Krieg zu ziehen. Das ist bei dieser Art von Epilepsie ganz normal. Typisch ist auch, der erhöhte Hang zur Gewaltbereitschaft. Die muss man haben, wenn man ein Heer anführt. Dies ist untypisch für eine Frau, aber mit dieser Erkrankung leicht erklärbar.

1
DinoSauriA1984  27.03.2017, 13:52
@Sandra71974

Hitlervergleiche sind nie gut! Du willst also die Jungfrau von Orléons mit Hitler vergleichen?

Die "Schläfenlappenepilepsie" ist Deine Theorie oder? Wurde eine Autopsie vorgenommen? Oder passt Dir diese Erklärung nur bequem in den Kram? Es ist nicht überliefert, dass Johanna "gewaltbereit" war. Damit ist nämlich wohl eine persönliche Gewaltbereitschaft gemeint und nicht die abstrakte, die zur Kommandierung eines Heeres erforderlich ist. Das was ich mit "für unmöglich gehalten" meinte war, dass zu der damaligen Zeit eine 17-jährige Analphabetin in der Lage war, die Machthaber zu überzeugen, dass sie ihr ein Kommando anvertrauten, das Männer ihr gehorchten und dass sie auch noch militärische Erfolge erzielte.

Ich kann uns muss nicht entscheiden, ob die Heiligsprechung berechtigt ist. Aber Deine Anfechtung finde ich nicht nur dürftig, sondern auch infam.

0

Die Bibel fordert dutzendfach zu Mord und Totschlag auf und auf diese Märchenbuch berufst du dich bei deiner Argumentation?

Kostprobe:

"Wohl dem, der deine jungen Kinder nimmt und sie am Felsen zerschmettert!"

(Psalm 137,9)

Sandra71974 
Fragesteller
 24.03.2017, 17:32

Und wenn du dich mit der Bibel besser befasst hättest, wüstest du, dass das im Alten Testament steht und für Christen das Neue Testament zählt.

1
Mirarmor  24.03.2017, 17:34
@Sandra71974

Anscheinend kennst du das Christentum nicht gut. Sogar Jesus beruft sich laut Bibel auf das Alte Testament und betont, dass kein Stück davon ungültig wird.

4
MAB82  24.03.2017, 17:39
@Sandra71974

Träum weiter. Die Bibel umfasst das alte und das neue Testament. Und darauf berufst dich so scheinheilig.

Sie hat tausende von Menschen töten lassen, obwohl es in der Bibel heißt "Ihr dürft nicht töten, auch nicht Eure Feinde".

0
Mirarmor  24.03.2017, 17:45
@Mirarmor

Matthäus 5, 17- 18

Ihr sollt nicht wähnen, daß ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen, aufzulösen, sondern zu erfüllen. Denn ich sage euch wahrlich: Bis daß Himmel und Erde zergehe, wird nicht zergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tüttel vom Gesetz, bis daß es alles geschehe.

2
Skeeve1  24.03.2017, 17:47
@Mirarmor

Das stimmt so nicht. Ja, er beruft sich auf die Tora, aber er bringt auch was Neues, durch seinen Tod werden die Karten neu gemischt, es gelten andere Regeln. Sonst wäre ja z.B. Schinken immer noch verboten, um nur mal was banales zu nehmen.

Die Gesetze und Vorgaben des AT müssen also immer durch die Brille des NT gesehen werden, sozusagen.

1
Mirarmor  24.03.2017, 17:57
@Skeeve1

Er beruft sich auf jeden Buchstaben und jedes Tüttel, das ist genau das Gegenteil davon, die Karten neu zu mischen. Etwas neues dazu ist etwas anderes als bisheriges außer Kraft zu setzen.

Aber natürlich muss man von solche unlogischen Sichtweisen wie die NT-Brille erfinden, wenn man an den Wahrheitsgehalt der Schrift glauben möchte. Die Widersprüche zwischen AT und NT sind einfach enorm. 

Gott soll doch unveränderlich durch die Zeiten sein. Tausend Jahre sind für ihn wie ein Tag. In einem Moment die Vernichtung der Amalekiter einschließlich ihrer unschuldigen Tiere zu fordern und in der nächsten Minute zu fordern, dass nicht getötet werden soll, was ist das denn für ein Gott? Das ist widersinnig.

0
Zicke52  24.03.2017, 19:47

@MAB82: Es stimmt zwar, dass Gott gemäss AT zu Krieg und Mord aufgefordert hat.

Aber dein Beispiel taugt nichts. Ein Psalm ist kein Befehl Gottes, sondern eine religöse Dichtung (Lobeshymnen, Gebet, Lied) über oder an Gott. 

Hier besingt also ein Mensch die an Babylon zu nehmende Rache und drückt dabei sein Wohlgefallen an demjenigen aus, der Babylons Kinder am Felsen zerschmettert.

Gottes Reaktion dazu ist nicht bekannt.

0

Auch die Ansichten der Christen und der Kirchenleitung ändern sich im Lauf der Zeit.

Gott hat laut Bibel oft befohlen, Menschen zu töten.

1. Samuel 15, 2 - 3
So spricht der HERR Zebaoth: Ich habe bedacht, was Amalek Israel tat und wie er ihm den Weg verlegte, da er aus Ägypten zog.
So zieh nun hin und schlage die Amalekiter und verbanne sie mit
allem, was sie haben; schone ihrer nicht sondern töte Mann und Weib,
Kinder und Säuglinge, Ochsen und Schafe, Kamele und Esel!

Sandra71974 
Fragesteller
 24.03.2017, 17:38

Altes Testamt = ungültig für Christen

Neues Testament = Jesu = gültig für Christen

Nenn mir im neuen Testament eine Stelle, bei der Jesu zum  Töten aufruft

0
Mirarmor  24.03.2017, 17:41
@Sandra71974

Wenn du das behauptest, kann ich dich als Christin überhaupt nicht ernst nehmen. Tut mir leid, du weißt wenig über die Bibel und das Christentum.

Aber es steht ja jedem frei, eine Religion zu nehmen und sich nur Teile davon herauszunehmen und seine eigene Ein-Personen-Sekte aufzumachen. Per Youtube kann man sich ja auch ein paar Dutzend Anhänger besorgen.

Aber denk mal über das nach: Laut Bibel sind Jesus und der Vater doch eins, Jesus war das Wort, das schon vor Erschaffung der Welt existierte. Gott ist Gott und wenn er zum Töten der Amalekiter aufruft, dann tut das auch Jesus. Glaubst du, Gott hat sich erst über die Jahrhunderte entwickelt und sich total verändert ? Ist er erwachsen geworden?

3
Bodesurry  25.03.2017, 09:33
@Sandra71974

Sandra71974 - Altes Testament = ungültig für Christen - damit liegst Du leider völlig falsch. Für Jesus selber war das A. T. eminent wichtig. Sein zentralste Aussage: "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst" stammt aus dem A. T. Ein Christentum ohne A. T. ist undenkbar.

0

Die Heiligsprechungen der katholischen Kirche zählen nicht zu den Dingen, die unfehlbar sind. Früher hat man neben den menschlichen Bemühungen, das Leben eines potentiellen Heiligen möglichst genau zu prüfen, auch noch auf eine Bestätigung von Gott gewartet. Diese Bestätigung sah man in Form von einigen Wundern, die Gott auf Fürsprache des zukünftigen Heiligen vor seiner Heiligsprechung wirkt.

Leider sind viele Heiligsprechungen recht zeitgebunden gewesen, außer Johanna gibt es noch weitere, heute eher unbekannte, Heilige, deren Leben für uns Heutige nicht so vorbildlich zu sein scheint, wo auch Gewalt oder Tötungen in Kriegen vorkamen.

Das AT ist ähnlich. Aber ob Gott diese Kriege aktiv wollte, kann man fragen. Die Darstellung der Kriegsführung im AT ist die Interpretation des jüdischen Volkes. Sie wollten damit womöglich nicht ihr Handeln rechtfertigen (Kriege wurden damals noch nicht als Verbrechen gesehen), sondern im Gegenteil darauf hinweisen, dass Gott ihnen Sieg schenkt statt dass es ihr eigenes Verdienst sei.

Aus heutiger Sicht sieht auch der Blick auf die Kriegssituation bei Johanna anders aus als sie es selbst inmitten der Schlacht sehen konnte. Sie hat vielleicht in unseren Augen Fehler gemacht, womöglich hat sie aber damals nach ihrem Gewissen gehandelt.