Wieso werden Hochbegabte in der heutigen Gesellschaft immer ausgestoßen?

18 Antworten

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Diese These ist ziemlich absurd. Hochbegabte werden grundsätzlich einmal gar nicht von der heutigen Gesellschaft ausgestoßen. Ich zum Beispiel bin hochbegabt und bin als Naturwissenschaftler und Ingenieur ziemlich angesehen, nehme aktiv am Vereinsleben diverser Vereine teil, darunter auch der Bergrettung, und habe viele Freunde, mit denen ich mich gut verstehe. Die meisten von denen sind nicht hochbegabt, bzw. wissen nicht ob sie's sind und auch nicht, dass ich's bin.

Wenn man allerdings andere von seinem Attribut "Hochbegabung" wissen lässt, kann ich mir schon vorstellen, dass man bei manchen Leuten auf eine eher distanzierte Reaktion trifft. Die Leute wissen einerseits nicht, wie sie mit dieser Eigenschaft umgehen sollen und andererseits könnte das auch Neid wecken.

Werden sie? Ich wüßte nicht wo und warum. Wer Behauptungen dieser Art aufstellt sollte sie übrigens auch belegen können.

Wie kommst du denn zu deiner These?

Von "immer" kann nämlich beim besten Willen nicht die Rede sein. Ich kenne das nur, wenn mit der Hochbegabung ein soziales Defizit einhergeht. Dann ist aber auch letzteres das Problem.

Das hat selten etwas damit zutun ob man hochbegabt ist und liegt oftmals an dem Menschen selbst. Wenn man bei fast jeder Gelegenheit diese Tatsache erwähnt werden manche Leute irgendwann genervt davon.

Natürlich ist Generalisierung in so einer Sache nicht angebracht. Hochbegabte stehen -- ebenso wie Menschen mit eingeschränktem oder verlangsamten Leistungsvermögen -- per definitionem außerhalb der Norm. Wo dies auch von anderen stark wahrgenommen wird, entsteht Konfliktpotential, das dann zu Reibungen führen kann, wenn nicht von mindestens einer Seite durch andere Umstände oder Handlungen gegengesteuert wird. Daher wird wirkliche Hochbegabung von Betroffenen und Angehörigen sehr häufig als schwere Belastung wahrgenommen - abhängig von Richtung und Grad der Hochbegabung.

Soziales Verhalten kann vieles auffangen, während Menschen, die sich nicht auch sozial behaupten (können), oft verstärkt mit Ausgrenzung und Unterdrückung konfrontiert werden. Auf diese Weise werden Konkurrenzsituationen vermieden, und Betroffene erleiden dadurch oft Entwicklungsstörungen, die zu sehr großen psychischen Herausforderungen werden können. Dies hat zur Folge, dass eine vermutlich hohe Dunkelziffer an Hochbegabungen nicht zur vollen Entfaltung geführt werden können.

Die Unterdrückungsdynamik besteht nicht nur bereits im Kindesalter auf dem Schulhof, sondern, bei auffälligen Personen, auch im Berufsleben und bei Stellenvergaben: Ein Chef mit einem hochleistungsfähigen Mitarbeiter ist schwer herausgefordert und muss mit so einer Situation auch umgehen können. Leider ist die Tendenz stark verbreitet, dass daher nur erstklassige Führungskräfte auch wirklich erstklassige Mitarbeiter einstellen. Zweitklassige berufen fast grundsätzlich nur Drittklassige oder täuschen sich in ihrer Einschätzung von Erstklassigen, die sie für schwächer halten. Dann werden sie zu Mobbern und strengen sich an, ihren "Irrtum" nachträglich zu bereinigen. Mit diesen Strategien erhalten sie ihre Konkurrenzlosigkeit. Im akademischen Betrieb ist diese Dynamik ganz besonders verbreitet.