Wieso finden die Gerüchte über Hochbegabte so viel Halt in der Gesellschaft?

9 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo, Tardigrades!

Bevor wir Deiner sehr interessanten Frage auf den Grund gehen können, sollte klargestellt sein, wie bzw. wodurch "Hochbegabtheit" überhaupt definiert wird.

Da muss zunächst vor allem der ganze Mensch ins Auge gefasst werden, wie er als physisch-körperliches, fühlendes und denkendes Wesen in Erscheinung tritt, denn hohe spezifische Begabungen kann man in allen drei entsprechenden Bereichen finden: Im Körperlichen, im Seelischen und im Geistigen. Und da muss auch unterschieden werden zwischen Angelerntem bzw. Erworbenem und mit der Geburt bereits vorhandenem ausgebildetem Talent.

"Hoch-begabt" ist demgemäß der "geborene" Begabte, dessen Talent mehr oder weniger nur des "letzten Schliffs" bedarf, um es zur vollendeten Kunst und Meisterschaft heranreifen zu lassen. Der "gelernte" Meister hingegen, der sein Können durch langjähriges intensives und mühevolles Lernen und Üben und anhand reicher Erfahrungen vervollkommnet - also eigentlich aktiv sich selbst hoch begabt hat, wird zwar nicht als geborener "Hochbegabter" anerkannt, aber er wird diese Selbst-Aneignung nicht mehr verlieren, denn sie wird ihm durch die guten Götter bei seiner nächsten Inkarnation auf der Erde im wahrsten Sinn des Wortes "ein-verleibt" worden sein und ihn als geborenes hochbegabtes Talent in Erscheinung treten lassen. -

Hochbegabungen treten nur sehr selten in allen drei Bereichen des körperlichen, gefühlsmäßigen und denkerischen Vermögens gleichzeitig auf; meist ist nur ein einzelnes spezifisches Talent vorhanden. Bekannt ist zum Beispiel, dass intellektuelle Genies ausgesprochen unbegabte Musiker sind und nur über eine schwächliche und unsportliche körperliche Konstitution verfügen. Das klassische Beispiel hierfür: Der deutsche Physiker und Mathematiker Albert Einstein. - Das geborene musikalische Universalgenie Wolfgang Amadeus Mozart war trotz seines virtuosen Umgangs mit der Musiknotenschrift ein miserabler Mathematiker und rasch ermüdender Wanderer. - Hochbegabten geborenen Sport-Athleten und Wettkämpfern werden hinter vorgehaltener Hand geistige/intellektuelle Beschränktheit nachgesagt - was in nicht wenigen Fällen tatsächlich der Wahrheit entspricht. Desgleichen kennt man nur sehr wenige musikalische oder anderweitig die Seele erhebende vollendete Künstler unter ihnen... -

Nun muss man Folgendes bedenken: Ein ungeschriebenes Geist-Gesetz will es, dass da, wo gewisse Einseitigkeiten, Unter- oder Übertreibungen auftreten, sich die jeweilige Gegenseite abschwächt oder gänzlich zurücktritt oder dementsprechend sich verstärkt bzw. übertreibt. Zu-viel und Zu-wenig wird immer mit einer positiven oder negativen Gegen-Gewichtung beantwortet. Z.B. sind der Gegenpol des Kopfes der Unterleib und die Gliedmaßen. Somit wird verständlich, warum bei einer "Übergewichtung" im Denkvermögen keine Kräfte mehr übrig bleiben, um einen normal-gesunden Verdauungsapparat und/oder kräftige Gliedmaßen aufzubauen; umgekehrt entsprechend dasselbe. Der seelische Bereich steht vermittelnd zwischen dem Kopf- und dem Unterleib-Gliedmaßenpol. Durch ihn werden Übermaß und Mangel in beiden Bereichen kompensatorisch ausgeglichen inform spezifischer Sensitivitäten und Empfindsamkeiten - oder in unguter Weise als Ticks, Phobien und äußerste psychische Instabilität. Der geborene Muskelprotz etwa, der sich vor Mäusen fürchtet oder das intellektuelle "Superhirn", dessen Besitzer nach jeder kleinsten vollberechtigten Kritik sich sofort beleidigt fühlt, tage-, ja wochenlang darüber schmollt und mit seinem Kritiker kein einziges Wort mehr redet - das sind bekannte Beispiele aus der psycho-therapeutischen Praxis. Auf jede Aktion erfolgt eine Re-aktion, und auf jedem Über-fluss erfolgen Mangel und Darben. -

Nun sind wir soweit, liebe Tardigrades, Deine Frage zu beantworten:

Was, wie Du schreibst, in der allgemeinen Gesellschaft über Hochbegabte gesagt wird, erscheint Dir jetzt vielleicht in einem neuen Licht. Es sind in der Tat die großteils sehr speziellen Einseitigkeiten, Über- und Untertreibungen, die sich im Seelenwesen der Hochbegabten manifestieren und die die Menschen mehr oder weniger unbewusst, aber sehr bestimmt und sicher spüren. Wenngleich sie oftmals gar nicht konkret definierbar sind und mithin quasi nur gestammelt, sprüchehaft oder vulgär artikuliert werden, so sind sie doch - auch als rein subjektiver Eindruck - im Kern realistisch. Das ahnende Fühlen der Menschen um die problematischen Hochbegabten herum mündet in der Hauptempfindung: Sie sind eines normalen und gepflogenen Sozialllebens, geschweige denn freimütiger, lebendiger und herzlicher Partnerbeziehungen unfähig. - Allein, dass die Menschen das Problem niemals in der über-mäßigen Begabung selbst oder in dem natürlichen gegenüberstehenden Mangel sehen, sondern es im seelischen Bereich der Hochbegabten verorten, zeigt die Unfehlbarkeit ihrer instinktiven Mutmaßungen. -

Schließlich soll noch die individuelle soziale Situation Hochbegabter betrachtet werden:

Man wird verstehen, dass in unserer materialistischen, seelen- und geistblind gewordenen Gesellschaft Hochbegabte nicht eben leicht als solche erkannt werden. Wohl gibt es diverse Methoden und Regeln, anhand derer Talente entdeckt, identifiziert und bestimmt werden können. - Andererseits sind Hochtalentierte - insbesondere Kinder - nicht immer in der Lage, ihre innenwohnenden Fähigkeiten bewusst zu artikulieren und auf sie hinzuweisen, denn sie schlummern in den verborgenen Tiefen ihres Seelenwesens - obschon die stürmende See unentwegt aufbraust und hohe wilde Wogen schlägt, um ihre wertvollen Schätze herauf- und hervorzutreiben und an den Strand des Bewusstseins der Begabten zu spülen. - Aber gerade diese Diskrepanz zwischen dem äußerlichen Erkennen einer Begabung einerseits und dem Bewusstsein darüber bzw. die Möglichkeit, sie konkret anzugeben andererseits ist der Nährboden für jenes soziale Problem. Wieviele wunderbare Talente gehen verloren, weil sie von beiden Seiten verkannt oder vom Talentierten selber nicht wahrgenommen und ergriffen werden! Es trägt also auch dieser sozio-psychologische Missstand eine Mitschuld, weil jenes Nicht-dargelebt-werden zahlloser Talente jene schmerzliche Seelen-Leere den Hochbegabten gegenüber erleben lässt - und weil zugleich die Talentierten weder als solche erkannt und gefördert werden noch aus eigener Kraft und Willensstärke heraus ihrem unbändigen Trieb zur Selbst-Verwirklichung folgen. Das Unbehagen der unbefriedigten Hochbegabten schlägt gegen das Gewissen der Gesellschaft, die jedoch mit Verdrängung und Unterdrückung antwortet - und die seelischen Seitenhiebe und Kapriolen der befriedigten Hochbegabten sind unser leidiges Pfand, für das wir in den Hoch-Genuss der Hoch-Begabten und ihrer Künste kommen dürfen... -

Somit erweisen sich nicht nur das Gebaren, Verhalten und Urteilen der Gesellschaft den Hochbegabten gegenüber als erkenntnisrelevant, sondern auch die soziale Einstellung, die Bewusstseinshaltung und die innerseelische Wachheit der Hochbegabten selbst. Die erste und wichtigste Handlung aber muss sein, die Talente von Kindern zu erkennen und mit allen Mitteln zu fördern.

Wohlmeinenden lieben Gruß!

Geheymrath


Tardigrades 
Fragesteller
 03.06.2021, 18:31

Danke für deine sehr inspirierende Antwort, nun möchte ich dir etwas zum Denken geben: Ich empfinde mich selbst nicht als unfähig, eine herzliche und liebevolle Beziehung zu führen oder etwas anderes derweilig soziales zu vollbringen. Ich denke mein Defizit liegt in der Hochsensibiliät, die oft mit Hochbegabung einhergeht und mich nicht selten traurig macht, wenn ich über das Leid der Welt oder anderer Menschen nachdenke. So etwas nimmt mich mehr mit als andere, aber es macht mich nicht unfähig sozial zu sein.

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Geheymrath  03.06.2021, 19:08
@Tardigrades

Es freut mich das zu erfahren, vielen Dank für diese Mitteilung! - Selbstverständlich gibt es immer und überall Ausnahmen. Doch um diese geht es hier ja nicht, weshalb ich mich ausschließlich auf die nähre Begründung und Beschreibung des Phänomens konzentriert habe.

Andererseits: Was ist eine erhöhte Sensibilität anderes als eine ÜBERGEWICHTUNG(!) IM BEREICH DES SEELISCHEN ERLEBENS! Man kann sich auch dessen durchaus nicht genügend BEWUSST sein - oder es sein WOLLEN - und mithin nicht überhaupt bemerken, wenn "normal" Sensible hierauf empfindlich reagieren - verständlicherweise! Und solange man aufgrund dessen die negative Gegenreaktion der "normal" Sensiblen fälschlich als Kritik oder gar einen Angriff empfindet, entsteht ein unnötiges Missverständnis - und führt letztendlich zu den von Dir beklagten Reaktionen der anderen...

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Weil sie einfach intelligenter sind als andere und weil es das gerücht gibt, dass Autismus direkt mit dem Hochbegabt sein verbunden ist

Bin selbst hochbegabt (IQ 134) und es ist echt anstrengend, wenn die Leute es wissen

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Tardigrades 
Fragesteller
 03.06.2021, 13:50

Ich weiß, mir geht es genauso :/

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Soziale Skills muss man auch entwickeln und man kann sich nicht auf alles gleichzeitig konzentrieren.


Tardigrades 
Fragesteller
 03.06.2021, 13:52

Du schreibst so, als würdest du denken, wir hätten keinen sozialen Kontakt zu Mitmenschen und als würde uns nur Wissen interessieren. Ein Gerücht.

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Tardigrades 
Fragesteller
 03.06.2021, 13:52
@Tardigrades

Trotzdem danke ich dir dafür, dass du mir deine Denkweise mitgeteilt hast

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Tardigrades 
Fragesteller
 03.06.2021, 13:55
@Hacker48

Dann erkläre mir, was du damit meinst, denn wir besuchen auch den Kindergarten, die Schule und haben auch Freunde. Wir haben auch soziale Fähigkeiten.

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Hacker48  03.06.2021, 13:59
@Tardigrades

Nun, ich stelle mir, zum Beispiel, Teamwork schwierig vor, wenn man hochbegabt ist. Da würde man ja auch nicht zufrieden, ist also nachvollziehbar, dass man lieber im eigenen Tempo arbeitet.

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Hacker48  03.06.2021, 14:06
@Tardigrades

Aber wenn man nicht gelernt hat, im Team zu arbeiten, sich selbst zurück zu nehmen und Kompromisse einzugehen, sind die social skills halt eher unterentwickelt. Auch, wenn es verständlich ist, dass man sich als Hochbegabter damit schwer tut.

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Tardigrades 
Fragesteller
 03.06.2021, 14:07
@Hacker48

Wir gehen auch in die Schule und da lernen das alle, wieso sollten spezifisch wir damit Probleme haben? Ob man im Team arbeiten kann oder nicht liegt nicht an der Hochbegabung.

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Hacker48  03.06.2021, 14:09
@Tardigrades

JEDER geht in die Schule. Hat JEDER social skills? Nein. Dein Argument ist also invalide.

Wieso ihr Probleme damit haben solltet? Weil ihr, unter anderem, schneller denkt, als andere und euch massiv bremsen müsstet. Wer hat da schon Lust drauf, du?

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Tardigrades 
Fragesteller
 03.06.2021, 14:12
@Hacker48

Haben NUR Hochbegabte mit Teamarbeit Probleme? NEIN. Das ist nicht von der Intelligenz abhängig. Somit ist deine These schon unzulässig. Deine Argumente bauen auf dieser These, also sehe einfach ein, dass soziale Kompetenz nichts mit der Intelligenz einer Person zu tun hat,

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Hacker48  03.06.2021, 14:14
@Tardigrades

Hehe.

Dass es noch andere Faktoren gibt, schließt nicht aus, dass Intelligenz ein Faktor ist.

Nur, weil nicht nur Hochbegabte mit Teamarbeit Probleme haben, kannst du nicht schlussfolgern, dass das nicht - auch - von der Intelligenz abhängig ist.

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Tardigrades 
Fragesteller
 03.06.2021, 14:17
@Hacker48

Jeder hat Stärken, und einem guten Team, in dem ALLE soziale Kompetenzen aufweisen, sollte sich niemand bremsen müssen, sondern alle sollten jede Stärke der Teammitglieder nutzen und als TEAM zusammenarbeiten. Wieso sollte man sich in einem Team bremsen müssen?

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Hacker48  03.06.2021, 14:20
@Tardigrades

Quod erat demonstrandum.

Du sprichst von einem perfekten, weil optimal aufeinander abgestimmten, eingespielten Team. Das ist SEHR selten. Wer wirklich sozial kompetent ist, kann aber auch in einem weniger perfekten Team arbeiten und sich ggf. bremsen, wenn das erforderlich ist.

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vielleicht liegts daran, dass zb Autismus bekannt dafür ist, dass die Menschen mit Autismus zwar in bestimmten Bereichen sehr gut sind, aber wie du sagst, sehr mühe mit dem Sozialverhalten haben und je nach dem wie stark der Autismus ausgeprägt ist, praktisch keine Empathie empfinden/ haben. Ich kann nicht allgemein sprechen, dass ist einfach so, wie ich das von meinem Freund mit Autismus kenne.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

-weil Hochbegabtheit sowie Unterentwicklung als von der Norm abweichend betrachtet werden. Obwohl ja „schlauer“ sein als etwas positives gewertet wird.
-vermutlich die Verbindung zwischen Hochbegabtheit und Störungen wie Autismus, bei denen die Betroffenen ein soziales Defizit haben