Sind hochbegabte Menschen ein Zufall?

4 Antworten

Jein. Es gibt durchaus Dinge, von denen bekannt ist, dass sie die Intelligenz und damit auch eine etwaige Hochbegabung beeinflussen. Die Genetik zum Beispiel. Wenn ein Vertreter eines eineiigen Zwillingspaares (die genetisch ja gleich sind), egal, ob zusammen aufgewachsen oder nicht, hochbegabt ist, ist die Wahrscheinlichkeit vergleichsweise hoch, dass der andere Vertreter ähnlich intelligent oder gar auch hochbegabt ist. Auch Eltern-Kinder-Kombinationen aus Hochbegabungen sind gehäuft bekannt, auch wenn dieser Effekt weniger stark ausgeprägt ist als bei den Zwillingsstudien.

Allerdings folgt die Intelligenzverteilung sehr genau einer Normalverteilung, also einem sehr guten "statistischen Rauschen". Und durch diese Normalverteilung ist Hochbegabung ja definiert. Im Grunde sind das "statistische Ausreißer" nach oben, also sehr stark einer "Zufallscharakteristik" folgend.

Naja ja schon. Intelligenz ist eine Kombination aus Vererbung und Umwelt. Wenn jemand mit perfekten Genen überhaupt nicht gefördert wird, schlecht ernährt, etc. - dann wird er trotz seiner guten Veranlagung kaum einen aussergewöhnlichen Intellekt entwickeln. Anders herum genauso.

Da muss also schon einiges zusammen spielen, man muss in der richtigen Region der Welt gebohren werden, in die richtige Famile bzw. das richtige Umfeld und dann auch noch Glück mit den Genen haben.

Entscheidend ist aber: Hochbegabung bzw. eine hohe Intelligenz ist nichts worauf man Stolz sein kann, schließlich hat man sich das nicht selbst erarbeitet sondern einfach "geschenkt" bekommen. Wenn dann muss man dankbar sein, so viel Glück gehabt zu haben.

Auch wenn das in letzter Zeit ja gerne so behauptet wird, als gebe es "die Wissenschaft", die eine einzige wahre Meinung hat, ist das real eben nicht so. Das Auftreten von Intelligenz ist Gegenstand von ideologischen Lagerkämpfen auch und gerade in den Wissenschaftsfächern, die das erforschen, also vor allem Psychologie und Pädagogik/Schulwissenschaft.

Wenn du intelligent genug bist ^^, kannst du beobachten, dass die Meinung zu diesem Phänomen sich daraus her leitet, in welchem ideologischen Lager ein Mensch steht.

Wer z.B. für ein gleicheres Schulsystem einsteht (Linke im früheren Sinne, nicht woke), glaubt, dass Intelligenz zufällig auftritt. Deswegen, so folgert er, sollte im Schulsystem nicht nach Gymnasium, Hauptschule uä. selektiert werden. Denn dann würden intelligente Kinder, die bei Unterklasseeltern auftreten, unfairerweise ihr Potential in Hauptschulen verlieren, weil es im Schulsystem so ist, dass die Kinder von Hauptschuleltern weit, weit überwiegend auch wieder an die Hauptschule kommen.

Wer für ungleiche Systeme eintritt, also den Zugang zu Gymnasien verschärfen will (was man früher rechts/konservativ nannte), glaubt "zufällig", dass Intelligenz eher vererbt wird. In einem ungleicheren Schulsystem kommen nämlich vor allem die Kinder von Gymnasialeltern wieder ans Gymnasium. Und wenn Intelligenz vererbt wird, bedeutet das auch wenig bis keine Ungerechtigkeit und ist so im Prinzip ok.

Für unparteiische Suche nach der "Wahrheit" ist da kein Raum. Keiner, der sich mit dem Thema befasst, hat keine Einstellung dazu.

Kristall08  29.06.2023, 12:46

Ich kann mich mit der Idee anfreunden, dass jedes Kind, egal wo es herkommt, nach besten Möglichkeiten in seinen Talenten und Fähigkeiten gefördert wird.

So bekommt jeder Mensch die Chance, einen sinnstiftenden Beitrag zu leisten. ;)

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DocPsychopath  29.06.2023, 12:47
@Kristall08

Und nun das Überraschende von meiner Seite: nachdem ich die Einheitsschule selbst kennen gelernt habe, bin ich nicht mehr so begeistert von ihr wie vorher. Und zweifle ein wenig, was das richtige Schulsystem wäre.

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Nein.

Ich schätze mal Akkumulation über die Generationen hinweg.