Wieso streiten sich Menschen ständig um Religionen, anstatt dass wir Menschen alle zusammen nach der Wahrheit suchen, immerhin wollen wir alle zu Gott?

27 Antworten

Welches ist denn die Wahrheit? Wenn Du einen gläubigen Christen, einen gläubigen Muslim, einen gläubigen Buddhisten fragst, dann wird Dir - fast - jeder sagen, meine Religion ist die Richtige - ist die Wahrheit.

Alle wollen zu Gott schreibst Du. Nur welchen Gott? Den Gott der Bibel? Allah im Koran? Einen anderen "Gott"?

Die Bibel zeigt klar einen anderen Weg zum Paradies, als der Koran. Wenn es ein Leben nach dem Tod gibt, wovon ich überzeugt bin, dann ist die Frage, welche Religion vertritt die Wahrheit, entscheidend.

Klar würde ich mich freuen, wenn möglichst viele Menschen den Weg von Jesus gehen würden. Doch wenn ich überzeugt wäre, es gäbe kein Leben nach dem Tod, würde ich kaum hier auf GF schreiben.

"Wahrheit" ist relativ, an einen Gott glaubt nicht mal jeder, der in irgendeiner Religion ist, und im übrigen sind alle Religionen von Menschen gemacht und existieren auch nur solange wie sie Anhänger haben. Es geht immer nur um Macht und Herrschaft über andere mit dem jeweiligen Glauben als Werkzeug. Das Jenseits ist ziemlich uninteressant, denn sterben tut sowieso jeder einmal und was dann wirklich ist weiß keiner, also lieber im Diesseits einen draufmachen und das beste für sich herausholen.

Der Streit unter den Religionen, Ministerium01, ist das Ergebnis des Missbrauchs der Religionen. Sie wurden und werden als Mittel zur Unterdrückung und Machtentfaltung missbraucht.

Doch – und das sehe ich anders als Atheisten – für mich gehört zum Menschsein die Einsicht in die Grenzen des Menschseins. Es gibt für mich die Transzendenz – die Wirklichkeit, die unserer Wahrnehmung nicht zugänglich ist. Die Mystiker der verschiedenen Religionen haben seit Jahrtausenden diese Einsicht verbreitet.

Und so beantwortet beispielweise Dschalāl ad-Dīn Muhammad Rūmī – kurz Rumi (1207-1273) deine Frage auf diese Weise:

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Der Streit der Menschen entstammt also der Unfähigkeit, Gottes Gegenwart im Herzen aller Menschen wahrzunehmen.

Ja, und "Gott" ist für mich auch nur eines der vielen Worte für das "Unsagbare".

 - (Religion, Islam, Christentum)
...anstatt dass wir Menschen alle zusammen nach der Wahrheit suchen...

Nach welcher Wahrheit denn? Ich bin hier. Das Warum ist für mich irrelevant. Meine Wahrheit ist: Weil es eine Laune der Natur im Verlauf der Evolution erlaubt hat. Das reicht mir.

...immerhin wollen wir alle zu Gott

Nein. Wieso auch? In meiner Welt gibt es keinen Gott. Es gibt kein Jenseits und keine letzte Konsequenz. Wenn ein religiöser Mensch daran glaubt, dann ist das sein gutes Recht und wenn ihm dieser Glaube etwas gibt, dann passt das doch. Ich für mich brauche weder den Glauben an einen Gott oder eine sonstige Art der Transzendenz - und schon gar nicht ist es mein Ziel, zu einem dieser vielen Götter zu kommen, die es da geben soll.

Der Streit der Religionen einschließlich des Atheismus ist in gewisser Weise die Suche nach der Wahrheit. Dabei gibt es nur zwei Probleme: Jede Religion will zu einem anderen Gott(esbild). Viele Menschen wollen gar nicht zu (einem) Gott, sondern einfach nur frei und unabhängig sein.