1 Antwort

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich schreie nicht oft herum. Die meisten Autisten schreien nicht herum, bzw. nicht häufiger, als eine allistische bzw. neurotypische Person.

Die Frage ist ziemlich verallgemeinernd und verletzend.

Wenn wir Rumschreien, hat das sehr oft den Grund, dass wir gerade einen Meltdown haben. Wie so ein Meltdown entsteht, kann unterschiedlich aussehen, aber die häufigsten Gründe sind:

  • Sensory Overload (Wir Autisten haben eine sehr schlechte Reizfilterung und es prasselt alles auf uns ein)
  • Spontane Planänderungen (Außer, diese Planänderung kommt von uns)
  • Veränderungen im Leben oder im Umfeld
  • Angst vor unbekannten Situationen
  • Masking
  • Frustration, weil man nicht - für die andere Person - verständlich kommunizieren kann, was man braucht, auch weil man es z.B. selber nicht wirklich weiß und seine eigenen Emotionen nicht richtig beschreiben kann (Oft aufgrund von Alexithymie)
  • Autistischer Burnout
  • Langanhaltender Stress
  • Soziale Situationen, in denen wir uns unsicher fühlen bzw. wenn wir andere Leute inhaltlich nicht verstehen, weil sie (wenn sie neurotypisch sind) eine andere Kommunikationsart als wir haben und es daher oft zu Missverständnissen kommen kann
  • Das Nicht-Einhalten unserer basic needs
  • Hyperempathie/Hyperempathy (Wir können tatsächlich so viel Empathie haben, dass wir dadurch Meltdowns bekommen, doch das ignorieren viele Leute, denn leider denken viele, wir hätten keine/weniger Empathievermögen)
  • Wenn wir z.B. Durst oder Hunger haben, aber wir das aufgrund unserer Probleme mit der Interozeption dies nicht effektiv kommunizieren können etc. (Besonders bei autistischen Kleinkindern kann das ein häufiger Grund für Meltdowns sein)
  • Rejection sensitive Dysphoria
  • Angst davor, bei etwas zu versagen, etwas nicht zu schaffen
  • Physische Schmerzen
  • Zu wenig oder keinen guten Schlaf haben
  • etc.

Was oft nicht erwähnt wird, sind Shutdowns. Diese gehen - im Gegensatz zu Meltdowns - eher nach innen.

Autistische Meltdowns haben allerdings oft mehrere Anzeichen, darunter:

  • Weinen
  • Schreien
  • Exzessives Stimming (mehr als für die Person normal)
  • Dieses Stimming kann auch selbstverletzend oder fremdverletzend werden (Bei mir z.B: Mich schlagen, kratzen, an den Haaren ziehen - Also selbstverletzend)

Man muss nicht alle Punkte für einen Meltdown erfüllen - meine beispielsweise sind selbst-, aber nicht fremdverletzend und ich schreie nicht bzw. nur sehr selten und nur kurz -, aber auch wichtig zu wissen ist, dass Meltdowns keine Trotzanfälle sind, dass sie nicht gewollt sind und dass wir unseren Körper in solchen Momenten wortwörtlich nicht kontrollieren können. Wir sind dann sozusagen wie in "Trance". Wir machen das auch nicht, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Wer sowas behauptet, sollte seinen Ableismus mal abchecken und ihn zügigst ablegen. Leute müssen lernen, wie extrem gefährlich solche Behauptungen für uns Autisten sind.

Wenn ein Autist sofort mit dem Ausrasten aufhört, sobald er oder sie das bekommt, was er oder sie will, dann war es kein Meltdown, sondern ein ganz normaler Trotzanfall, den so jedes Kind haben kann - Ob autistisch oder nicht.

Ich hoffe, die Erklärung hat geholfen. Das Video habe ich mir nicht angeschaut.

PS: Welcher ignorante Depp hat "Krankheit" in die Tags gemacht? Autismus ist KEINE Krankheit! Lernt das mal endlich!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin diagnostizierte Autistin (Keine Selbstdiagnose)👽