Wieso rauscht das Radio, wenn die Moderatoren den Buchstabe s sagen?


19.03.2022, 11:35

PS: Das ist bei jedem Sender so.

  1. was ist es für eine Empfangsgerät? UKW? DAB? Analoger Tuner? Digitaler Kabeltuner? Router des Internetanbieters?
  2. Wie empfängst du Radio? Luftantenne? Kabelantenne? Internet?

Es ist eine Kabelantenne und eine altes Kassettenautoradio von Phillips. Natürlich UKW.

8 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Das Phänomen kenne ich gut, das kann mehrere Ursachen haben oder meist wenn mehrere Ursachen zusammen auftreten.

Das hat alles sehr technische Hintergründe.
Ein "S" oder "Z-Laut" besteht im Normalfall aus sehr hohen Frequenzen, aber nicht eindeutigen Frequenzen, sondern ein gemisch aus Frequenzen ähnlich einem Rauschen nur sehr hoch bis geschätzt 17 oder 18 kHz. Da endet normalerweise schon das Gehör des Menschen, wenn hier aber das Frequenzspektrum nicht sauber übertragen wird, hört das der Mensch störend heraus.

Das geht schon los bei der korrekten Aufnahme und einem geeigneten Mikrofon. Der Sprecher sollte nicht zu nah sein, damit es zu keinen Verzerrungen kommt. Das ist aber in den wenigsten Fällen der Fall, da ich hier voraussetze daß das Studio Herr seiner Technik ist.

Dann werden aber im Laufe der Singnalbearbeitung sogenannte Kompressoren eingesetzt. Man möchte die Stimme so laut wie mögich übertragen und vor allem gleichbleibend laut. Ein Audiofilter hebt oder senkt dementsprechend die Stimmanteile, die zu laut oder zu leise sind, also der Pegel immer gleich bleibt. Mit Zischlauten, die Stimmlos sind, also keine Grundfrequenz haben, hat dieser Kompressor Probleme, wodurch möglicherweise eine Übersteuerung stattfindet, dieser Laute teile ihrer Amplitude abgeschnitten werden und damit unnatürlich verrauscht klingen.

Dann kommt das nächste Phänomen, wenn es der Sender mit dem Kompressor zu gut gemeint hat und das Signal bereits nahe der Vollaussteuerung ist: Die UKW Rundfunknorm erlaubt nur Frequenzen bis 15 kHz, dazu müssen diese einen Tiefpassfilter passieren, denn bei 19kHz ist bereits der Pilotton für das Stereosignal, der muß zwingend freigehalten werden. Hier passiert dann was ähnliches: Es werden hohe Frequenzanteile abgeschnitten, die der Mensch zwar kaum noch hört, aber zum korrekten Klingen des Lautes dennoch beitragen.

Dann wird es noch technischer: Wenn dann ein derart hoch ausgesteuertes Signal mit hohem Frequenzanteil weiter bearbeitet wird, um es auszusenden, wird aus der Differenz des Linken und Rechten Kanals wiederum ein Amplitudenmoduliertes Signal im FM Träger mit der (unterdrückten) Mittenfrequenz 38kHz erzeugt, hier verstärkt sich das gleiche Phänomen einer Übersteuerung noch einmal. Meist ist es dann besser das Radio auf Mono-Betrieb zu schalten, insbesondere wenn es sich um einen schwachen Sender handelt, bei dem das Signal-Rauschverhältnis bereits schlecht ist.

Das letzte Phänomen ist dann beim Radio selbst: Wenn der Sender nicht exakt abgestimmt ist und einige hundert Hertz neben dem (unmodulierten) Trägersignal liegt, dann geschieht auch eine falsche Demodulation, die sich bei auch wiederum bei hohen Frequenzen bemerkbar macht.

Also am besten einfach schauen, ob der Empfang bereits etwas schlecht ist, nachstimmen, und vom Stereo in den Mono-Betrieb umschalten, dann wird nämich nur das Summensignal im Basisband widergegeben, was am wenigsten anfällig ist für die Störungen hochfrequenter Signale.

Wenn es das Studio mit dem Kompressor zu gut gemeint hat, kannst du gar nichts machen... ;-)

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Dankeschön für deine Ausführliche Antwort. :D

LG

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Coole Abhandlung. Aber offenbar ist das Problem emfangsseitig bedingt ("bei jedem Sender").

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@atoemlein

Ist eine irre komplizierte Geschichte, bis das Singal in den Lautsprecher des Radios kommt... Aber wenn das Problem überall auf dem Band auftritt, dann ist am Gerät selbst die Empfangsleistung schlecht, bessere Antenne oder Standort. Ansonsten kenne ich das nur bei älteren Radios oder gar Röhrenradios, Stichwort 10,7 MHz ZF-Frequenz, Probleme mit dem Mischer, wenn man da rangeht nur mit Frequenzzähler und Spektrometer...

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@d82twf

schon klar. deshalb hab ich meine Anwort auf die Empfangsseite beschränkt.

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Ich staune etwas über die Abhandlungen bezüglich Mikrofon- und Studiotechnik - wenn es doch bei jedem Sender so ist.

Es liegt somit eindeutig am Empfänger (am Radiogerät).
Da kommt es sehr auf die Qualität des Geräts an, auf die Empfangstechnik und auf die Übertragungstechnik.

Ergänzung nach Beantwortung der Nachfrage:
Cool, UKW, das hör ich gerne.
"Kabelantenne und altes Kassettenautoradio": Hm, also beim Autoradio kann ich mir eine Kabelantenne schlecht vorstellen... (ich meinte Kabelantenne, die im Haus in Form einer Antennendose einer Gemeinschaftsantenne oder eines analogen Kabelanschlusses vorhanden wäre; dies im Gegensatz zur "Luft"antenne wie bei jedem mobilen Gerät (also auch bei den automobilen).
Egal.

Da es ein älteres Gerät ist, vermute ich als Ursache den altersbedingten Drift (Verstellen) von Abstimmkreisen im FM-Teil des Tuners.
Der gleiche Effekt passiert, wenn man die Frequenz nicht ganz sauber einstellt oder einstellen kann.
Ev. könnte das ein erfahrener HiFi-Elektroniker in Ordnung bringen, aber es wird eh schwierig.

Das hängt vermutlich mit Kompressionschaltungen zusammen oder auch mit einem zu dichten Abstand zum Mikrofon. Durch einen geringen Abstand erhält man einen großen Störabstand, allerdings sind dann zu empfindliche Mikrofone von einigen Schallereignissen überfordert. Dazu kommt, daß es einen Unterschied macht, ob das s exponiert ist oder eingebettet.

Das liegt an der dabei entstehenden Frquenz.
Das ist nicht bei jedem Sender so, da nahezu alle Sender eine Technik einsetzen, die sich "De-Esser" nennt. Dabei werden die bestimmten Frequenzen weitestgehend gefiltert. Und zwar getrennt für "male" und "female" Stimmenfrequenzen.

Wo immer noch eine "Verzerrung" auftritt, ist die Technik unausgewogen eingesetzt.

Edit:
https://de.wikipedia.org/wiki/De-Esser

Gibt es die Funktion auch bei einem alten Kasetten-Autoradio?

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@stachligerigel

Es ist so, dass die besagte Technik eine "Aufnahme-Technik" berührt, während ein Radio, gleich welcher Bauart und Alter, nur die Wiedergabe einer Aufnahme steuert. Daher ist deine Frage mir "Nein" zu beantworten.
Für die Wiedergabe gibt es lediglich Klangfilter, wie digitale oder analoge "Equalizer", also Klangfilter, mit denen definierte Frequenzbänder gefiltert werden können. Mit ist kein Klangfilter im Wiedergabebereich bekannt, der explicit die Frequenz-spitzen (Peaks) der "s, sh und sch"-Laute filtert. Für die Aufnahme sehr wohl.

Sicherlich kannst du ein für die Aufnahme gedachtest Gerät auch für die Wiedergabe "verwenden". Ist aber nicht Sinn der Sache.

Du schmierst die Butter ja auch vor dem Essen aufs Brot ;)

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Du sprichst von der Aufnahme- und Sendetechnik. Daran liegt es ja nicht, wenn der Fragesteller das bei jedem Sender feststellt.

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Na ja Einstellung der hohen Töne wenn möglich ansonsten vielleicht Qualität der Lautsprecher, es gibt Sprachen wo das S noch viel brutaler ist. Das schönste S spricht die Youtuberin vom Kanal " Gloss and Tingles ASMR" zumindest für mich!