Das ist ein Thema, über das ich ein Buch schreiben könnte ;-)
Gleich vorweg die Zusammenfassende Antwort der Titelfrage: Nein!
Ich würde dies in verschiedene Rubriken gliedern:
- Außerbetriebliche Ausbildung sinnvoll?
- Warum haben wir einen Facharbeitermangel?
- Warum gibt es so viele Menschen ohne Berufsausbildung?
Ich selbst lebe und arbeite in Japan, bin aber dennoch mit genau diesem Thema in der Firma und mit Partnern immer wieder in Berührung. Das Deutsche duale Ausbildungskonzept mit einer Berufsausbildung im Betrieb und Berufsschule ist in der Welt bekannt und geschätzt. Praktisches Wissen, welches nur ein Betrieb vermitteln kann mit der Technologie auf dem Stand der Zeit wird mit der Vermittlung von theoretischen Inhalten kombiniert, die nur eine Schule vermitteln kann. Das Resultat ist ein Facharbeiter mit garantiertem solidem Grundwissen und Praxiserfahrung von Beginn an. Viele Länder bieten dies nicht und schätzen Facharbeiter aus Deutschland. Ich bin auch so einer davon.
Ich habe eine Berufsausbildung in einem technischen Beruf genossen und habe nach mehreren Jahren Berufstätigkeit ein Fachstudium absolviert.
Einer außerbetrieblichen Ausbildung stehe ich skeptisch gegenüber. Ich habe die Berufsschulen in Deutschland als sehr veraltet mit Technik von vorgestern in Erinnerung. Mein Ausbildungsbetrieb hat den Berufsschulunterricht regelmäßig mit Werksunterricht ergänzt, die Messlatte wurde sehr hoch gelegt.
Warum haben wir in Deutschland einen Facharbeitermangel: Das kann ich aus eigener Erfahrung berichten. Trotz abgeschlossener Ausbildung bleibt in Deutschland nach Abzug von Steuern und Abgaben kaum mehr was vom Lohn übrig. Die Steuerlast ist gewaltig! Ich habe bereits in Singapore gearbeitet und nun in Japan und wunderte mich: Bei ähnlichem Lohn bleibt erstaunlich mehr davon übrig. Ich bin aber aus Überzeugung und Interesse am Land Japan ausgewandert nachdem ich meinen Wunschberuf studiert habe, vor gut 10 Jahren war die Welt noch eine Andere.
Heutzutage versuchen bereits die meisten Eltern ihre Kinder mit nur allen möglichen Mitteln in ein Studium zu bekommen, da man sonst in Deutschland nicht mehr um die Runden kommt. Der aufgeblähte Sozialstaat will finanziert werden. Damit wären wir bei einem riesigen Konfliktthema, das ich selbst regelmäßig bei Familientreffen in Deutschland höre: Für den, der ein Studium nicht schafft lohnt sich Arbeit nicht mehr. Das Bürgergeld regelt so manches.
In meiner Familie gibt es auch einen Handwerksbetrieb. Seit Jahren sind Stellen unbesetzt, Lehrlinge haben sich schon seit mehreren Schuljahren nicht mehr gefunden. Höchstens Praktika. Das ist nicht nur in Kleinbetrieben so, sondern auch in der Industrie. Man versucht Mitarbeiter mit allen möglichen Mitteln zu ködern: Firmenwagen, Bonuszahlungen, Flexible Arbeitszeit, Aktivitäten wie Fitnesscenter, usw... Aber es lassen sich nicht mehr alle nötigen Stellen besetzen.
Wenn nun aber die Politik mit einer Ausbildungsgarantie kommt, weil da ja so viele ungelernte Menschen sind, hat man den Eindruck als hätte diese die Realität verschlafen. Werden diese Leute, die dann eine "Außerbetriebliche Ausbildung" bekommen, jemals in einem festen Arbeitsverhältnis arbeiten?
Man setzt in Deutschland auf Zuwanderung, aber dafür müssen die Sozialsysteme reformiert werden, daß nur diese Neubürger Residence Permissions bekommen, welche auch willig sind einen Arbeitsplatz anzunehmen. Und auch hier gilt: Ja, Arbeit müsste sich in Deutschland für alle wieder lohnen!
Wenn man in Deutschland mit solchen Äußerungen kommt, landet man ganz schnell in der rechten Schublade. Selbst erlebt. Ich kenne aber die Bedingungen in meinem neuen Heimatland Japan. Die sind knallhart. Und das ist auch gut so. Auch in den meisten anderen Ländern gilt: Wer nicht krank oder körperlich beeinträchtigt ist, hat vom Staat nichts zu erwarten, wenn er nicht in eine Arbeit geht.
Dann klappt das Zusammenleben, dann sind die Sozialsysteme für die da, die es wirklich brauchen, dann können Steuern auf ein ertragbares Level gesenkt werden und wenn sich die Menschen im Gegenzug für ihre Arbeit wieder ein sorgenfreies Leben leisten können, dann werden auch Berufsausbildungen wieder attraktiv.
Was die Politik in Deutschland zusammenzimmert, kann ich leider nicht mehr nachvollziehen.