Wieso empfangen alte radios viel mehr und besser auf UKW?
Ich habe ein altes DDR Radio von meinem Vater welches selbst bei eingeklappter Antenne sehr viel und weit entferntes über UKW empfängt. Mein UKW Radio von 2017 empfängt sogut wie keine Sender, was bei den Radios aus den letzten 10-15 Jahren grundsätzlich so ist. Woran liegt das?
Und zusätzlich hat das DDR Radio auch noch viel besseren Klang im gegensatz zu heutigen radios obwohl es nur einen Lausprecher hat
Was für Antennen haben beide Radios?
Stabantennen.
5 Antworten
Heutige UKW-Chips empfangen nur solche Sender, bei denen sie einen klaren Träger bekommen. Wo ein altes Radio also mitunter noch etwas ertönen lässt und seien es Pops und Clicks, bleiben heutige Radios eben stumm.
Letztlich kann man die Erkennungsschwelle natürlich einem Finetuning unterziehen, so gibt es durchaus auch heute Radios, die auch noch unsaubere Signale wiedergeben.
Bezüglich der Lautsprecher, das lohnt sich doch eh kaum, wirkliche Musik wird kaum noch über Rundfunk ausgestrahlt, von 1,2 Spartensendern vielleicht abgesehen und der totkomprimierte Coladosensound wie er heute bei fast allen Stationen üblich ist, wird auch mit guten Lautsprechern nicht besser. Da lohnt sich die Mehrausgabe einfach nicht.
Früher waren die UKW-Empfänger in den Radios - wie auch meistens das ganze Radio - hochwertiger gefertigt. Zusätzlich hatten man oft statt einer einfachen Wurf- oder Stabantenne eine gute UKW-Antenne auf dem Dach, die viel besser empfängt.
Heute ist das meist ein Chip von der Stange und alles billig nach Schema F. Da ist die Empfangsqualität halt nicht so dolle.
Oft ist gar nicht mal der Empfang das Problem, sondern die zu geringe Trennschärfe (billigster Bandpassfilter). dann empfängt das Radio neben dem Sender noch anderen Frequenzrotz oder gar zwei Sender gleichzeitig.
Hat das UKW Radio von 2017 vielleicht 9,90€ gekostet? Dann ist die Frage eigentlich schon beantwortet.
Meistens sind billige Bandfilter eingebaut oder das Radio von 2017 ist nicht korrekt abgeglichen, dann kann es auch nichts empfangen.
Das Radio aus der DDR ist dagegen schon handwerklich ein Meisterstück.
Die einzelnen Baugruppen wurden noch diskret aufgebaut mit Transistoren, Spulen, Kondensatoren, Bandfiltern, Abstimmfiltern.
Es hat einen viel größeren Lautsprecher, welcher auch noch eine niedrige Resonanzfrequenz und eine hohe Gesamtgüte = Qts hat. Außerdem hat der Lautsprecher einen hohen Wirkungsgrad. In einem Kofferradio mit etwas größerem Gehäuse aus Holz klingt das natürlich wunderbar.
Aber das alles kostet Geld.
Darum wird heute an allem gespart, der Lautsprecher ist kleiner und hat auch einen geringeren Wirkungsgrad, die einzelnen Baugruppen von früher werden heute komplett in einem einzelnen Schaltkreis integriert.
Das Gehäuse wird auch nicht mehr aus Holz, sondern aus Plastik hergestellt. Je kleiner das Plastikgehäuse, um so geringer werden die Kosten. Böse Zungen würden jetzt von Nachhaltigkeit und Rohstoffeinsparung sprechen. Dabei geht es lediglich um "Kosten einsparen, Gewinn maximieren". Denn es zählt nur, wieviel Geräte verkauft werden.
Das kann man mit zwei Werbe-Slogans erklären:
- Geiz ist geil
- Made in Germany
Früher haben auch wir in Deutschland UKW-Radios in hoher Qualität gebaut. Jedoch heutzutage lassen wir, besser kaufen wir, diese Radios aus dem Ausland, oft asiatischen Ursprungs. Und das zu Preisen, für die wir nicht bereit wären derartige Produkte herzugeben oder zu produzieren.
Wir sind somit selber der Verursacher, dieser schlechten Qualität, indem wir unsere eigenen Geräte nicht kaufen. Wir graben uns mit unserem eigenen Verhalten auf diesem Marktsegment das eigene wirtschaftliche Grab.
Empfangsstärke (besser Empfindlichkeit)?
Das liegt an der sehr anspruchsvollen Technik des 1. HF-Empfangsverstärker im Radio. Und auch die Antennen-Anpassung muss perfekt sein. Denn man muss das Maximale an Signal aus der Antenne herausholen, und das geht nur mit exakt abgestimmten Bauteilen und Schaltungsaufbauten. Auch eine gute Abschirmung der gesamten HF- und ZF-Stufen ist ein Qualitätsmerkmal (versilberte Blechkiste im Radio/Gerät). Diese kostenintensive Lösung wollen wir nicht bezahlen, daher bekommen/kaufen wir "zusammengetackerte" Platinen in miserabelsten technischen Design und Verarbeitungsqualität. Auch Bauteile mit hoher Toleranzen und minderwertiger Qualität und Haltbarkeit werden verbaut. Das Ergebnis ist dir ja bekannt.
Wir schauen, googlen und Vergleichen nur Prospekte und Merkmale, jedoch nicht die tatsächliche Qualität die hinter diesem Merkmalen steckt.
Beispiel: FM-Stereo ja/nein , das reicht uns schon um ein Kauf-Urteil zu bilden. Jedoch, dass der Stereo-Empfänger eine Katastrophe ist, dass wird dann freiwillig das Radio auf Mono schalten merken wir erst später.
Klang des Lautsprecher?
Der Unterschied des Lautsprecher, sollte eigentlich jedem auffallen. Das DDR-Radio hat bestimmt einen großen voluminösen Lautsprecher mit ordentlich Volumen im Gehäuse des Radios. Das moderne Radio hat nur ein großes Plastik-Gitter hinter dem sich ein sehr kleiner Lautsprecher befinden. Die Materialkosten des Lautsprecher bestimmen deutlich den Preis des Radios. Willst du billig, so bekommst du was billiges mit kleinen Lautsprecher, und somit "kleinen", nein "keinen" Klang. Und natürlich viel Plastik, da Plastik billiger als Holz.
Viel Erfolg!
Hochwertigkeit und funktionaliät ist heute schon erwähnenswert. Früher war es standard.
Habe kein altes (Röhren-)Radio mehr, aber meine Radios empfangen ganz gut. Wichtig sind Antennen und Positionen, bei mir in der Wohnung habe ich an verschiedenen Stellen ziemlich unterschiedlichen Empfang.
Warum in Deinem Fall offenbar die Empfindlichkeiten der Geräte verschieden sind, kann man so pauschal nicht sagen. Heutzutage ist die HF-Technik aber sehr ausgereift, mit wenigen Bauteilen erreicht man hohe Empfindlichkeiten die früheren Geräten in nichts nachstehen, im Gegenteil.
Was den Klang angeht, wenn es ein Röhrenverstärker ist, kann der (subjektiv) bessere Klang daran liegen. Transistor-, IC-Verstärker haben einen härteren Verzerrungseinsatz, einen anderen Klirrfaktor von der Art her: Härter als bei Röhren.
Und die Größe der Lautsprecher(box) spielt eine Rolle.
Naja, so viele Sender gibt's ja auch wieder nicht auf UKW.
https://www.ukwtv.de/cms/sender-tabelle-ukw-aside.html
Welche von denen kriegst Du rein von Deinem Gebiet mit beiden Radios?
Es ist tatsächlich kein Röhrenradio sondern ein Kofferradio. Das hätte ich vielleicht noch dazu schreiben müssen. Selbst wenn man beide radios auf die selbe position stellt, fällt auf das das alte Radio viel mehr empfängt.