Leider kann ich von diesem Thema ein Lied singen, denn ich lebe in arbeite in Tokyo.
Durch den Wertverlust des Yen ist es für Amerikaner und Europäer günstig geworden nach Japan zu reisen. Die Hauptreiseziele lauten Kyoto, Tokyo, Kamakura.
Diese Orte werden förmlich überrannt. Es ist aber nicht die Masse an Leuten - also nicht das Phänomen Tourismus, denn das japanische Transport- und Hotelsystem ist bestens ausgebaut. Die Kapazität wäre da. Vielmehr ist es eine Generation von Leuten, die sich offenbar nicht mehr zu benehmen wissen.
Ganz voraus sind es leider einige selbsternannte "Influencer", die mit so manchen Untaten anfangen.
Einige Beispiele:
- Die Privatsphäre und Kultur der Bevölkerung nicht mehr respektieren
- Meikos auflauern und von allen Seiten fotographieren
- In Zügen und Bussen herumschreien
- Müll einfach auf den Boden werfen und so ganze Landstriche verdrecken
- Religiöse Stätten wie Shrines und Tempel als Märchenland ansehen
- Hemmungsloser Missbrauch von Alkohol und Drogen
- Verhaltensregeln komplett ignorieren
Es sind dann so unschöne Szenen entstanden als dann an Halloween (das in der Japanischen Kultur unbekannt ist) halb Shibuya verwüstet wurde.
Selbsternannte Influencer machen vor daß Tokyo ein Wunderland zum hemmungslosen Aufführen ist.
Die Reaktionen der Regierung sind verständlich: Influencer wurden des Landes verwiesen. Provokante und unmissverständliche Plakataktionen wurden gestartet.
Beispiel:
https://injapanbecarefulof.wordpress.com/wp-content/uploads/2018/02/tokyo-metro-manner-poster-halloween.jpg
An Sylvester und Halloween wurde Shibuya für Feiern gesperrt und meterhohe Plakate aufgestellt: https://media.timeout.com/images/106193518/image.jpg
In vielen Tempeln wurde Security eingestellt, die kontrollieren ob man wirklich kommt um inne zu halten und zu beten.
So manche traditionelle Restaurants und Einrichtungen hängen Schilder raus, auf denen auf Englisch "Geschlossene Gesellschaft oder Ausgebucht" steht. Darunter steht auf Japanisch: "Wenn sie das lesen können sind sie willkommen".
Das sind nur wenige Beispiele.
Tourismus gab es schon vorher. Und ja, es gab volle Gegenden mit vielen Besuchern. Zur Last wurde es aber erst als sich sehr viele Leute nicht mehr zu benehmen wussten.
Wegen den Fragen:
Ich meide inzwischen Touristenhochburgen. Als die Grenzen wegen der Pandemie geschlossen waren, bin ich mal wieder nach Asakusa (was sonst unmöglich geworden ist) gefahren und habe freundliche Menschen getroffen, die wie ich hier wohnen, die das Gleiche gemacht haben.
Die Regierung hat schon entsprechend reagiert. Die Polizei ist in Japan dein Freund und Helfer. Wenn sich aber jemand aufführt, wird mittlerweile hart durchgegriffen. Mit Plakaten werden gezielt Touristen angesprochen.
Was kann jeder Einzelne tun: Gerade in Japan sich mit den Verhaltensregeln des Landes auseinandersetzen. Gepflogenheiten, Leute und Kultur absolut respektieren. Den Leuten ihre Privatsphäre lassen. Einfach einen Gang runterschalten.
Tourismus Ja - Denn das ist eine große Einnahmequelle - Wer sich aber nicht an die Regeln hält und auffällt, der sollte mit empfindlichen Strafen rechnen müssen und letztendlich auch des Landes verwiesen werden. Es ging viele Jahre gesittet zu auch mit Touristen. Der Tourismus an sich ist nicht das Problem.
Ich denke da gerade an den Influencer, der in den letzten Tagen immer wieder in den Japanischen Nachrichten war, der mit einer riesigen Boombox durch die Verkehrsmittel Tokyos fährt und dort Leute belästigt.