Wieso möchten viele ausländische fachkräfte nicht in DE arbeiten?

Warum sollten sie. Wenn ich schon meine Heimat verlasse, dann vermutlich eher wohin, wo das Gehaltsniveau höher ist, die Abgaben niedriger sind und ggf. englisch gesprochen wird. Deutsch können nicht viele und die Sprache ist relativ schwer zu erlernen. Mal davon ab, dass wir Papierverliebt sind und Abschlüsse und co. teilweise nicht angenommen werden.

Wir haben eine schlechte Willkommenskultur und noch dazu ist es schwierig vernünftigen und bezahlbare Wohnraum zu finden - insbesondere in den Metropolen. Hinzu kommt die Sprachbarriere, da viele Jobs die (schwierige) deutsche Sprache erfordern während man in anderen Ländern sich mit Englisch gut integrieren kann.

Deutschland und insbesondere seine Bewohner werden oft als kühl und ablehnend empfunden. Wer nicht den festen Willen mitbringt, sich in diese Gesellschaft zu stürzen und auch diese schwierige Sprache und die Gebräuche zu erlernen, wird sich oft schwertun.

Gastfreundschaft gehört jetzt nicht zu den zentralen deutschen Tugenden.

Wenn du durch die Bürokratie Monate bis Jahre verlierst in denen du nicht als Fachkraft oder garnicht arbeiten kannst (Arbeitserlaubnis, Anmerkung von Abschlüssen etc.) und entsprechend auch kein Geld verdienst, gehst du in ein Land wo das schneller geht.

Erschwerend hinzu kommt die Sprache, englisch lernt man fast überall auf der Welt in der Schule, zumindest wenn man bessere Bildung genießt, deutsch eher nicht. Das macht englisch sprachige Ländern natürlich attraktiver.

Ich vermute stark, dass Deutschland zu teuer ist.

Seien es die Abgaben, die Wohnkosten, bzw. überhaupt eine Unterkunft zu finden, u.ä.

Deutschland liegt zwar auf Platz 4 beim Bruttoeinkommen, jedoch erst auf Platz 12 beim Nettoeinkommen.

Infografik: Wo am meisten Netto vom Brutto bleibt | Statista

Ich lese, dass die Willkommenskultur eine Rolle spielen soll.

Ich weiß nicht, welche Vorstellungen manche Leute davon haben.

Soll der Bürgermeister ein Fest veranstalten, wenn eine ausländische Fachkraft kommt, oder sollen die Bürger selbst aktiv werden, und ausländische Fachkräfte zu sich einladen (Abendessen, Familienfeste, u.ä.) ?

Meine in-und ausländischen Erfahrungen sind eher, dass die Leute weitgehend selbst damit beschäftigt sind, ihren Arbeits-und Familienalltag zu gestalten, und sich überwiegend mit angestammten Bekannten und Freunden treffen, sofern überhaupt.

Zwar ist es mir binnen weniger Wochen immer gelungen gewisse Kontakte herzustellen.

Ich ging einfach fast jeden Morgen immer in dieselbe Bar/Cafe für meinen Kaffee, traf immer wieder dieselben Leute an, und irgendwann kam man ins Gespräch. Teils mit Wörterbuch.

Und abends genauso.

Man muss ggf. eben ein bisschen ein dickes Fell haben, und darf nicht auf jede Bemerkung über Deutsche und Deutschland oder angeblich 'typisch deutsche Eigenheiten, negativ reagieren.

Wenn ich 1,2 mal nicht kam, wurde ich dann schon gefragt, wo ich denn gestern und vorgestern geblieben wäre.

Auch darüber informiert, dass in einem Dorf ein Festchen stattfindet, und gefragt, ob ich mitkommen möchte.

Allerdings hatte ich auch darauf geachtet, nicht den Fehler zu machen, und mich zu oft innerhalb der deutschen Community zu bewegen.

Sonst hockt man beiander, und bringt vielleicht rüber, dass man lieber unter sich sein möchte.

Allerdings bin ich nicht der Alleinunterhalter und meine Kommunikationsfähigkeit und -willigkeit beschränkte sich auch dort auf 3-5 der Einheimischen und entsprechende Sympathie.

Als ich zum Ausdruck brachte, dass ich evtl. dauerhaft Wohnung und Arbeit suche, wurde mir jedoch gesagt:

"Dann geh wieder nach Deutschland zurück. Wir brauchen unsere Arbeitsstellen selbst."

Wohnung wäre das geringere Problem gewesen, sofern ich die Miete für ein Jahr im Voraus bezahlt hätte.

In der BRD ist es anders. Da fehlen Fachkräfte, aber auch angelernte Kräfte.

Die Wohnung ist das größere Problem.