Wieso Metamorphosen?

3 Antworten

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Eine Metamorphose ist eine Verwandlung.

Ich hatte sie vor Jahren mal in Latein und bin mir deswegen nicht mehr ganz sicher, aber ich meine doch es kommen sehr sehr viele Verwandlungen in dem Ding vor.

In der lateinische Literatur war es für epische Langtexte üblich, gräzisierte (= durchs Altgriechisch geprägte) Titel zu verwenden, da die epische Dichtung hier ihren Ursprung hat. Dieser Tradition hat sich Ovid angeschlossen.

Zum inhaltlichen Bezug siehe außerdem die Antwort von BeviBaby.

LG

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Habe Latein und Französisch auf Lehramt studiert.

Schau dir mal das Proömium an:

Meine Seele (animus) drängt (fert) [ergänze:] mich zu singen (dicere) von Metamorphosen (=mutatas formas; wörtlich: verwandelte Formen) in (in) verwandelten (nova) Körpern (corpora).

Götter (di), inspiriert (adspirate; haucht mir...zu) meine (meis) Vorhaben (coeptis) - denn (nam) ihr (vos) habt jene (illas) auch (et) verwandelt (mutastis) – und (-que) führt (deducite) **das ewige (perpetuum) Gedicht/Lied (carmen) vom (ab) ersten (prima) Ursprung (origine) der Welt (mundus) bis zu (ad) meiner (mea) Zeit (tempora) fort!

**= wörtlich und mit grammatikalisch korrektem Bezug, gemeint ist aber:

mein Gedicht/Lied (carmen) vom (ab) ersten (prima) Ursprung (origine) der Welt (mundus) bis auf ewige Zeiten (tempora) fort!

in diese 4 Verse beschreibt Ovid sein Werk als eine einzige Metamorphose. Nicht nur, dass er von Verwandlungen (Metamorphosen) schreiben will und es dann auch in seinen 15 Büchern macht. Er deutet bereits in diesen Versen an, dass sein Werk als "perpetuum carmen" sich einer zeitlichen Verwandlung von den ersten Ursprüngen - gemeint ist die Erschaffung der Welt, die Genesis - bis zur heutigen (bis zu seiner Zeit/bis zu ewigen Zeiten) unterzieht. Und damit deutet Ovid sogar die Bedeutung seiner Metamorphosen für den heutigen Leser an. Auch dass er von der Thematik her unterschiedliche Formenkreise behandelt: zuerst die biblischen Ursprünge - die Genesis und die Erschaffung der Welt - dann die Antike mit der griechischen und römischen Sagenwelt - danach "modernere" Themen mit Anklängen an die Aeneis - bis zum Epilog, in dem er das Thema des Proömiums erneut aufgreift und mit den Worten schließt: Ich werde ewig/durch alle Zeitalter hindurch leben (per omnia saecula vivam).

Hallo rhenusanser, dein Latein Wissen weckt Vertrauen...  könntest du mir einen Satz übersetzen? "Glänze nicht mit deiner Phantasie sondern mit deinem Können und Wissen" ... das wäre echt klasse!

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@Paja1973

Non (nicht) phantasia/imaginatione tua (durch deine Phantasie) sed (sondern) arte tua (durch dein Können/Kunst) et (und) scientia (Wissen) niteas (sollst du glänzen)!

Für Phantasie gibt es sowohl das nachklassische "phantasia" oder "imaginatio", was mit 'Einbildung, Phantasie' übersezt wird, während "phantasia" eher einem 'Einfall' oder einer 'Idee' entspricht.

Bei den Deutsch-Latein-Übersetzungen gebe ich für die Grammatik keine Garantie!!! (für die Vokabeln schon)

Insbesondere rate ich davon ab, sich diese Übersetzungen als Tattoos stechen zu lassen. Wenn es als Frage um eine reine Übersetzungshilfe gemeint war, dann hoffe ich, dass ich helfen konnte. Für Deutsch-Latein-Übersetzungen sind Salome77, Miraculix84, Zephyr711, Willy1729, verbosus, Baldur - ich hoffe ich habe alle Experten aufgezählt - besser geeignet als ich.

Trotzdem danke für das Vertrauen

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@rhenusanser

Cicero verwendet für Phantasie das schöne Hendiadyoin "inventio atque excogitatio"

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@Paja1973

Ich würde es wie folgt ausdrücken: Non rebus fictis, sed rebus gestis et cognitis excelle!

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@verbosus

wörtlich: Zeichne dich nicht durch erfundene Dinge aus, sondern durch ausgeführte und erkannte Dinge ...

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@Paja1973

Mein letzter Kommentar hätte natürlich an dich gehen sollen ...

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@verbosus

ich sags ja, andere Experten sind besser geeignet für die Deutsch-Latein-Übersetzung

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