Wie sind diese Worte von Jesus zu verstehen?

13 Antworten

Der christliche "Schwertvers" ;)

Tatsächlich interpretieren es einige als Aufforderung an die Christen, sich nicht passiv zu verhalten, sondern bereit zu sein, Verluste in Kauf zu nehmen um dem höheren Ziel zu dienen.

Im Kontext spricht Jesus an dieser Stelle aber zu seinen ersten Anhängern, den Jüngern und warnt sie. Er benutzt das Narrativ seiner Gegner aus der damaligen Zeit, nämlich das er durch seine Lehren - die abweichend waren von der konservativ jüdischen Sichtweise - die Gesellschaft spalten werden wie ein Schwert (metaphorisch). Einige werden ihn ablehnen und an den traditionellen, alten Werten festhalten und damit zu den (theologischen/kulturellen) Feinden derjenigen, die seine Reformen annehmen.

Diese Spaltung führte über die Zeit dazu, dass es heute eben das Christentum gibt und nicht nur ein "messianisches Judentum".

Die Hohepriester des Judentums waren ja auch erklärte Gegner der Reformationsbewegungen der Rabiner aus Galiläa dieser Zeit, zu denen eben auch Jesus gehörte.

Man muss allerdings auch bedenken, dass das Matthäus-Evangelium um etwa 70-100 Jahre nach Jesus geschrieben wurde. Es ist also retrospektiv verfasst und nimmt an dieser Stelle möglicherweise bereits Bezug auf die Phase der Christenverfolgung durch die Römer.

Im Walvoord-Bibelkommentar findet sich zu Matthäus 10,34-39:

"Jesus sagte, er sei diesmal nicht gekommen, Frieden auf die Erde zu bringen, sondern das Schwert, das entzweit und trennt. Eine Folge seines Kommens werde sein, dass sich Kinder gegen ihre Eltern auflehnen und seine eigenen Hausgenossen des Menschen Feinde sein werden. Zu dieser Situation kommt es, weil manche Anhänger Christi von ihren übrigen Verwandten geradezu gehaßt werden. Das war der Preis, den die Jünger unter Umständen für die Nachfolge zahlen mussten, denn die Liebe zur Familie darf niemals größer sein als die Liebe zum Herrn (V. 37).

Ein wahrer Jünger muss sein Kreuz auf sich nehmen und Jesus folgen (vgl. Mt 16,24). Er muss bereit sein, nicht nur den Hass seiner Familie, sondern auch den Tod zu ertragen, wie ein Verbrecher der damaligen Zeit, der sein Kreuz zu seiner eigenen Hinrichtung schleppen mußte. In der Zeit der Entstehung des Neuen Testaments war die Tatsache, daß ein Verbrecher sein Kreuz selbst zum Hinrichtungsort trug, außerdem ein Zeichen dafür, daß er stillschweigend die Rechtmäßigkeit des Urteils, das das römische Reich über ihn gefällt hatte, anerkannte. In ähnlicher Weise brachten auch Jesu Nachfolger zum Ausdruck, dass sie ihr Leben Jesus übergeben hatten. Doch wer so sein Leben aufgibt, wird es zurückerhalten."

Es ist eben so, daß viele den Glauben nicht annehmen wollen. Das schafft dann Entfremdung, Entzweiung zwischen den "Parteien". Außerdem lehrt uns Jesus, daß wir den Weg der Sünde verlassen sollen. Also wirklich in der Tat verlassen. Auch das wollen viele nicht. Viele wollen nicht den Fürst des Friedens kennen lernen, sondern in Frieden weiter sündigen. Wer sich dann aber doch von der Sünde abwendet, stößt auf Ablehung. Denn die Menschen brauchen die Sünden der anderen, um die eigenen zu rechtfertigen. Nach dem Motto: "Machen ja eh alle!"

Die zweite Passage soll sagen, daß Gott für uns die absolut erste Stelle haben muß. Die Nachfolge Jesu ist immer verbunden mit Leid und Entbehrung (=Kreuz). Immer und für alle. Wer das nicht annehmen will, kann Jesus nicht nachfolgen. Was wir verlieren, also aufgeben sollen, ist das irdische, materielle Leben. Dann erhalten wir das ewige, also geistliche Leben. Aber auch nur dann.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Praktizierender Katholik. Lese viel zu Glaubensfragen.

In der Bibel steht zu deiner Frage:

53 Nachdem Jesus diese Gleichnisse erzählt hatte, verließ er die Gegend, 54 kehrte in seinen Heimatort Nazareth zurück und lehrte dort in der Synagoge.
Alle waren erstaunt über ihn und fragten: »Woher hat er diese Weisheit und die Macht, Wunder zu tun? 
55 Er ist doch der Sohn des Zimmermanns, und wir kennen seine Mutter Maria und seine Brüder Jakobus, Josef, Simon und Judas. 56 Und auch seine Schwestern leben alle hier bei uns. Woher hat er das alles nur?« 
57 So kam es, dass sie ihn ablehnten. Da sagte Jesus: »Nirgendwo gilt ein Prophet weniger als in seiner Heimat und in seiner eigenen Familie.« 58 Weil die Menschen in Nazareth nicht an Jesus glaubten, tat er dort nur wenige Wunder. Matthäus 13,57

Man sollte meinen, die Wunder, die Jesus tat, die hätten genügt, um ihm in Nazareth und Umgebung besonders bekannt werden zu lassen. Es würde gerade dort viele Menschen ihm nachfolgen. Doch, siehe 13,57, das Gegenteil war der Fall.

Es war für Jesus so eine grosse Enttäuschung, dass er sagte:

Doch Jesus fragte zurück: »Wer ist meine Mutter, und wer sind meine Geschwister? « Dann zeigte er auf seine Jünger: »Das hier sind meine Mutter und meine Geschwister. Denn wer den Willen meines Vaters im Himmel tut, der ist für mich Bruder, Schwester und Mutter! Matthäus 12,48-50

Jesus betont es immer wieder, wer der rettenden Botschaft des Evangeliums nicht folgt, der wird nicht ins Paradies kommen. Das ist hart und trifft manche Familien wie ein Schwert. So kann es sein, dass eine Person Jesus nachfolgt und der Rest der Familie hält gar nichts davon.

Der Neue Bund, den Jesus als Vermittler zu seinen Nachfolgern brachte, wurde von seinem Vater JHWH-Jehova durch dessen Geist beglaubigt. Die darauffolgende Feindschaft (bis heute) besteht zwischen den von Gott Auserwählten und Berufenen gegen die, die es noch nicht sind. Man kann es Kain-Abel-Syndrom nennen.