Wie sehr ähnelt Latein, Alt Griechisch?
Guten Tag,
Ich gehe nun in die 8. Klasse auf ein altsprachiges Gymnasium und nun können wir für die 9. Klasse, uns für ein Wahlfach entscheiden.
Ich habe jetzt schon 3 Jahre Latein und meine Leistungen dort sind so nana, aber Interesse an der Sprache und dem Unterricht verblasste nie.
Jetzt würde ich gerne jemanden fragen, der selbst Latein hatte und später Altgriechisch, ob die Leistungen und Kenntnisse von Latein in Altgriechisch eine große Rolle spielen oder ob man auch mit sehr schlechten Leistungen in Latein dort in ruhe einsteigen kann, (das eine neue Sprache so oder so immer später viel Leistung fordert etc. ist mir bewusst, aber wie weit die Kenntnisse aus Latein gefordert werden und eine Rolle spielen, ist mir sehr wichtig und daher auch diese Frage hier.)
Ich hoffe, dass nur Antworten von Leuten kommen, die selbst dieses Fach (Altgriechisch) hatten und mir das gut erklären können, also bitte keine Antwort von Leuten die nichts davon wissen.
Mir ist lediglich wichtig, wie viel Stoff aus Latein gefordert wird in Griechisch, wie sehr man mit Vorkenntnissen gelehrt wird und ob man Wort wörtlich am Arsch ist, wenn man in Latein davor sehr Faul war?
Vielen Dank und bitte nur Antworten, wenn ihr alles gelesen habt und auch aus euren Erfahrungen mit diesem Fach reden könnt!
,,Danke’‘, jetzt schon für alles!
8 Antworten
Latein und Altgriechisch sind sehr verschieden, in die heutige Zeit übertragen etwa wie Neugriechisch zu einer romanischen Sprache.
also bitte keine Antwort von Leuten die nichts davon wissen und mir dann einfach schreiben, dass Latein und Altgriechisch ähnlich sind, was mir ganz klar bewusst ist und niemand sagen muss!
Latein wird dir bei Altgriechisch nicht helfen, da die beiden Sprachen eben nicht ähnlich sind. Die einzige Ähnlichkeit ist, dass es eben auch ein ausgeprägtes Kasussystem gibt. Mangelnde Kenntnisse in Latein werden daher auch nicht hinderlich sein.
Gibt es denn keine Möglichkeit, an deiner Schule ein weitere moderne Fremdsprache wie z.B. Spanisch oder Französisch zu lernen? Ich könnte mir vorstellen, dass du auch bei Altgriechisch Schwierigkeiten haben wirst, wenn du die bei Latein schon hattest.
Du brauchst keine Vorkenntnisse und hast auch keine Nachteile. Entscheidende Frage: Was macht dich so sicher, dass derselbe Schüler, der für Latein zu faul war, in Griechisch plötzlich ein neuer Mensch wird? Der Unterricht ist genau der gleiche. Die Grammatik ist fast identisch (von Aorist und Medium einmal abgesehen). Du musst ein neues Alphabet, neue Vokabeln und neue Endungen lernen.
Daraus folgere ich, dass du auch genau die gleichen Probleme haben wirst wie aktuell in Latein. Der Arbeitsaufwand wird sich durch zwei alte Sprachen verdoppeln. Bei jmd., der in Latein nur so "nana" ist, halte ich den Plan für ziemlich verrückt. Gibt es nicht ein Wahlangebot, das besser auf dich zugeschnitten ist? ;)
LG
MCX (Lateinlehrer)
Wer bist du und was möchtest du mir mit diesen zwei Worten mitteilen???
Nun, den Einfluss, den das Griechische auf das Lateinische hatte, kann man schwer übersehen; es werden dir dort durchaus einige von Latein bekannte sprachliche Phänomene begegnen. So gibt es z.Bsp. auch im Griechischen den A- und den NcI.
Da das Griechische den Ablativ nicht kennt, wird seine Funktion hier von anderen Kasus übernommen.
Wo z.Bsp. im Lateinischen der Ablativus absolutus steht, kennt das Griechische den Genitivus absolutus.
Es sind aber definitiv auch viele Dinge zu lernen, die das Lateinische so nicht kennt. Ich würde mir da allerdings keine allzu großen Sorgen machen, da du im besten Fall bei Null anfangen wirst und wenn du da gewissenhaft lernst (das ist tatsächlich unbedingt nötig!!!) solltest du das packen.
viel Erfolg und schönen Gruß.
Latein und Altgriechisch sind einander in groben Zügen ähnlich: Sie sind stark flektierende Sprachen, bei denen Verben, Adjektive, Substantive und Pronomina viele Formen bilden können. Etliche grammatische Konstrukte sind ihnen gemeinsam, anderenfalls gehen sie ihrer eigenen Wege.
Die Formenvielfalt ist im Griechischen größer; die Verben können gut 500 Formen bilden (wenn man die Deklinationsformen der Partizipien mitzählt), im Lateinischen sind es nur 142. Außerdem brauchst Du von einem griechischen Verb 6 bis 7 Stammformen, wo das Lateinische mit 3 bis 4 auskommt. Als Erschwernis kommen die vielen verschiedenen Konjugationstypen dazu, da die Verben in allen Zeiten verschiedene Möglichkeiten zur Bildung haben. Und die sind wirklich verschieden, sicht so wie im Latein, wo der Unterschied nur im Vokal liegt. Bei den Substantiven ist es ausgeglichener, Latein hat 9 Formen und Griechisch 11.
Die Vielfalt kommt daher, daß Griechisch immer mehr Kategorien hat als Latein:
- Zu Präsens und Perfekt kommt noch der Aorist
- Zu Indikativ und Konjunktiv kommt noch der Optativ, und es gibt mehr Imperative
- Zu Aktiv und Passiv kommt noch das Medium
- Zu Singular und Plural kommt noch der Dual
Zu allem Überfluß gibt es satte elf Infinitive und ebensoviele Partizipien. Das ist eben die Sprache der Denker und Dichter!
Die Syntax ist weniger starr als im Lateinischen, sondern flexibler und eigentlich gemütlicher. Und die griechische Literatur ist viieel interessanter als die lateinische.
Ich meine: die Begeisterung.