Wie öffne ich mich meinem Partner gegenüber?
Hallo ihr Lieben,
ich stehe am Anfang einer Beziehung mit einem wundervollen Menschen, der von Tag 1 sein Herz auf den Tisch gelegt hat und mir alles über sich, seine Vergangenheit, seine Fehler und seine Schwächen erzählt hat.
Das hat ein Grundvertrauen in mir geweckt, wie ich es noch nie gekannt habe. Die ersten paar Wochen waren wundervoll und er hat geduldig darauf gewartet, dass ich auch alles preisgebe, die schönen und unschönen Dinge und mich ihm gegenüber so öffne wie er es getan hat.
Ich habe das vorher noch nie gemusst - geschweige denn gewollt - und bin verunsichert. Ich habe Angst, ihn mit negativen Dingen aus meiner Vergangenheit zu verscheuchen und vielleicht das Bild, das er von mir hat, zu zerstören. Ich weiß, dass diese Ängste irrational sind. Wenn er mich mit meinen Fehlern und allem drum und dran nicht akzeptiert, dann ist das eben so. Aber genau das ist der Grund, wieso ich mich in der Vergangenheit schon nicht öffnen konnte und ich nie eine tiefere emotionale Bindung zu jemandem eingehen konnte - weil ich Angst vor Zurückweisung habe.
Ich weiß aber, dass es diesmal anders ist und ich mich öffnen will und muss! Ich will, dass er mich kennen lernt, gute UND schlechte Seiten. Nur wie stelle ich das am Besten an? Wie kann ich verhindern, dass ich während dem Erzählen wieder ins Stocken gerate, blockiere und gar nichts mehr erzähle? Und wie erreiche ich, dass er trotz negativer Dinge nicht das große Ganze, also den Menschen, der hinter diesen Erzählungen steckt, übersieht.
Liebe Grüße und Danke schonmal!
4 Antworten
Hmm, na ich weiß nicht. Muss und sollte man wirklich komplett ALLES aus seiner Vergangenheit, seine Fehler, Schwächen usw. erzählen ? Finde ich ehrlich gesagt nicht. Man hatte auch ein Leben vor dem neuen Partner, manches ist vielleicht schief gelaufen, aber damit hat ER ja nichts zu tun. Also muss ich ihm auch nicht alles haarklein erzählen und bis ins letzte Detail beichten. Wozu soll das gut sein ? Man lebt doch im hier und jetzt und nicht in der Vergangenheit.
Ob ER das nicht so sieht wäre mir aber ehrlich gesagt egal. Ich würde mich über meine vergangenen Beziehungen nicht ausquetschen lassen wie eine Zitrone. Das geht ihn gar nichts an da alle Einzelheiten drüber zu erfahren, das würde ich mir verbitten da ständig nachzubohren. Wenn ich freiwillig was erzähle ist es ok, aber zwingen lassen würde ich mich nicht.
Meine Vergangenheit ist meine Sache ... und nur meine.
wie erreiche ich, dass er trotz negativer Dinge nicht das große Ganze, also den Menschen, der hinter diesen Erzählungen steckt, übersieht.
Garnicht. Entweder, er nimmt dich wie du bist oder eben nicht. Wenn er wegen negativer Dinge aus deiner Vergangenheit keinen Bock mehr auf dich hat, vergiss ihn - dann ist es nicht der Richtige.
Ansonsten könntest du ihn "darauf vorbereiten" und ihn sensibilisieren, in dem du ihm erklärst, wie schwer es dir fällt dich zu öffnen und dass du ihm vertraust, aber es dich viel Überwindung kostet. Schildere ihm deine Ängste in Verbindung damit und dann sollte er rücksichtsvoll eingestellt sein.
Du MUSST gar nichts erzählen, wenn du es nicht möchtest. Niemand zwingt dich dazu. Nur, weil er sich dir geöffnet hat, mußt du dich ihm nicht auch öffnen. Diese Entscheidung muß jeder für sich selbst treffen und du brauchst dich nicht verpflichtet zu fühlen.
Wie stellst du dir denn die "Öffnung" vor? Du erzählst dein gesamtes Leben mit allen Gefühlen, Mißstimmungen, falschen und richtigen Entscheidungen usw? Das könnte Tage dauern. Ich fände es langweilig. Außerdem kann die Lebensgeschichte wahr oder falsch oder vielleicht geschönt sein. Das kann er gar nicht beurteilen - du bei seiner Lebensgeschichte übrigens auch nicht!
Warum gibst du ihm nicht die Chance, dich langsam kennenzulernen? Das kann sehr spannend und interessant sein. Dein Verhalten und deine Taten ihm gegenüber sind viel aussagekräftiger als eine erzählte Lebensgeschichte. Ihr lebt nicht in eurer Vergangenheit, sondern in der Gegenwart bzw. eurer gemeinsamen Zukunft!
Das waren auch meine Argumentationen zu Beginn ... er möchte gerne, dass ich ihm vor allem von vergangenen Beziehungen erzähle, von jedem Mann, den es mal gegeben hat, jedem Liebeskummer, einfach alles. Er braucht das, um seine Unsicherheit loszuwerden und um zu wissen, dass er alles weiß, dass es keine Geheimnisse gibt und er das Gefühl haben kann, sich genau so fallen lassen zu können wie ich mich bei ihm.
Und ob das, was wir uns erzählen, wahr oder falsch ist, ist natürlich nie ganz sicher. Aber das nennt man dann wohl Vertrauen.
Ja, Vertrauen!
Aber: Wenn er Probleme hat, sich bei dir fallen zu lassen, dann ist es SEIN und NICHT dein Problem. Er sollte sein Problem nicht auf dich übertragen! Im Gegenteil: Wenn er rücksichtsvoll und verständnisvoll wäre, müßte er respektieren und akzeptieren, dass du im Augenblick noch nicht bereit bist, dich ihm zu öffnen. Damit muß er leben (können)! Ich finde seinen Wunsch sehr egoistisch. Ich fände es merkwürdig, wenn man so etwas Persönliches schon am Anfang einer Beziehung erwartet. Was ich wem und wann erzähle, ist ganz alleine meine Entscheidung und niemand könnte mich dazu zwingen.
Ich glaube eher, dass er es ungerecht findet, dass er sich emotional komplett offenbart hat und alle Karten auf den Tisch gelegt hat und ich das nicht tue. Wenn das mit uns klappt, stehen wir kurz vor einer Fernbeziehung, weil ich bald wegziehe. Wir beide wollen, dass es funktioniert, aber er setzt mir gerade eine Art Ultimatum: Er will sich sicher sein, dass ICH (also auch alles was dazugehört, meine Vergangenheit, meine Ängste, Schwächen, ...) es wert bin. Ich kann es in gewisser Weise nachvollziehen und er sagt auch, er will mich nicht dazu "zwingen". Er möchte, dass es von mir kommt, dass ich dann rede, wenn ich bereit bin. Aber im Moment fühle ich mich, als MÜSSTE ich bereit sein, sonst ist es womöglich zu spät.
Ja, du fühlst dich gezwungen und er weiß, dass er dich unterschwellig zwingt.
dass er es ungerecht findet, dass er sich emotional komplett offenbart hat und alle Karten auf den Tisch gelegt hat und ich das nicht tue.
Nein, das ist nicht ungerecht! Nur weil er sich so entschieden hat, erwirbt er damit nicht das Recht, dass du dasselbe tust. Sorry, aber das ist Anmaßung. Du bist - wie er - ein selbstbestimmter Mensch, der seine Entscheidungen selbständig trifft. Er aber trifft eine Entscheidung gleich für dich mit. Findest du das okay???
Es geht ihm vermutlich weniger um deine Vergangenheit, als vielmehr um einen Machtkampf, den er unterschwellig gerade mit dir ausficht. Er will sehen, ob er Macht und Kontrolle über dich hat und du ihm gehorchst. Wenn du jetzt nachgibst und ihm gehorchst, wie soll es dann erst in der Zukunft werden? Er wird dich immer mehr unter Druck setzen! Respekt hat er jedenfalls nicht vor dir, das kann man jetzt schon erkennen.
Du bist verliebt und ich glaube, dass du eine rosarote Brille trägst. Du solltest aus Liebe nichts gegen deinen Willen tun, um ihm zu gefallen. So wirst du nicht glücklich, weil du dich für ihn verbiegst! Und er verliert noch mehr den Respekt vor dir.
Sei einfach komplett offen, er hat dasselbe gemacht. Es wird euch enger zusammenschweißen als euch außeinanderbringen
So sieht er das nicht. Ich schäme mich für nichts in der Vergangenheit aber ich weiß auch - und das habe ich ihm auch gesagt - dass ihn vermutlich einige Dinge verletzen werden (über vergangene Beziehungen etc.), weil man sich dann automatisch vergleicht.
Wie gesagt, er hat mir auch alles offenbart und klar, manches war nicht so wirklich schön zu hören, aber im Nachhinein bin ich trotzdem froh, dass er es getan hat.
Er braucht das nun mal für eine funktionierende Beziehung in der er sich auch fallen lassen kann. Ich bin auch bereit, ihm das zu geben und weiß, dass es uns auf jeden Fall näher zusammenbringt als voneinander weg. Trotzdem habe ich Angst, das Falsche zu tun und vielleicht doch zu viel zu erzählen.