Wie kann man daran überhaupt noch glauben (Religion)?

8 Antworten

Ja, da irrst du dich.

Dennoch ist deine Frage ist tiefgründig und berührt die grundlegenden Themen von Glauben, Leid und der Existenz Gottes. Ich werde versuchen, die Perspektive des Islam zu erklären, da ich Muslima bin und Antworten auf diese Zweifel zu geben.

Im Islam ist das Leben auf dieser Welt eine Prüfung. Gott sagt im Koran:

„Er, Der den Tod und das Leben erschaffen hat, um euch zu prüfen, wer von euch die besten Taten begeht.“ (67:2)

Diese Welt ist nicht der endgültige Ort des vollkommenen Glücks oder der absoluten Gerechtigkeit. Sie ist eine Zwischenstation, in der Menschen geprüft werden – durch Gutes und Schlechtes. Leid, Herausforderungen und Ungerechtigkeit sind Teil dieser Prüfung.

Gott hat den Menschen einen freien Willen gegeben, und mit diesem freien Willen kommt Verantwortung. Viele der schrecklichen Ereignisse, wie Kriege, der Holocaust oder der Konflikt in Israel und Palästina, sind das Ergebnis menschlicher Handlungen, nicht Gottes Eingreifen.

Gott zwingt niemanden, Böses zu tun. Menschen entscheiden sich selbst dafür. Im Koran heißt es:

„Und wir haben ihn die beiden Wege (des Guten und des Bösen) gezeigt.“ (90:10)

Die Verantwortung für diese Taten liegt bei den Menschen. Gott greift nicht in jede menschliche Entscheidung ein, denn das würde den freien Willen aufheben.

Oft können wir die Weisheit hinter bestimmten Ereignissen nicht verstehen, weil unser Wissen begrenzt ist. Gott sagt:

„Vielleicht liebt ihr etwas, obwohl es schlecht für euch ist, und vielleicht hasst ihr etwas, obwohl es gut für euch ist. Allah weiß, ihr aber wisst nicht.“ (Koran, 2:216)

Leid kann dazu dienen, Menschen zu prüfen, zu reinigen oder sie zur Besinnung zu bringen. Es erinnert uns daran, dass diese Welt nicht perfekt ist und wir nach einer besseren, ewigen Welt streben sollten.

Im Islam wird absolute Gerechtigkeit im Jenseits hergestellt. Menschen, die unschuldig leiden, werden belohnt, und diejenigen, die Unrecht tun, werden zur Rechenschaft gezogen.

„Wir werden gewiss die Waagen der Gerechtigkeit am Tag der Auferstehung aufstellen, sodass keine Seele in irgendeiner Weise Unrecht erleidet.“ (Koran, 21:47)

Zum Beispiel ein Kind, das unschuldig stirbt, wird im Paradies belohnt und nie Ungerechtigkeit erleiden. Diejenigen, die das Leid verursacht haben, werden vor Gott Rechenschaft ablegen.

Der Glaube an Gott gibt Hoffnung, Trost und Sinn in einer Welt voller Herausforderungen. Ohne den Glauben wäre die Welt oft schwer zu ertragen, und es gäbe keinen moralischen Maßstab für Gut und Böse.

Der Islam lehrt, dass diese Welt nicht perfekt ist, aber der Glaube gibt die Kraft, Ungerechtigkeit zu bekämpfen und Hoffnung auf eine gerechte Welt nach dem Tod zu haben.

Die Existenz von Leid und Ungerechtigkeit bedeutet nicht, dass Gott nicht existiert. Vielmehr zeigt sie, dass diese Welt nicht der Ort des endgültigen Glücks ist.

Der Islam gibt eine Perspektive, die Leid und Gerechtigkeit in einen größeren Kontext stellt – eine Prüfung für den Einzelnen und eine Vorbereitung auf das ewige Leben. Glauben bedeutet, Vertrauen in Gottes Weisheit und Gerechtigkeit zu haben, auch wenn wir nicht alles verstehen können.

Im Übrigen sagt Gott selbst im Koran:

"Wenn Gott die Menschen gleich für ihre Ungerechtigkeit bestrafen würde, hätte Er auf der Erde kein Lebewesen übrig gelassen. Doch Er gewährt ihnen Aufschub bis zu einem bestimmten Zeitpunkt. Kommt das festgesetzte Ende, kann niemand es weder vorverlegen noch aufschieben. "(16:61)
Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Autodidakt Islam seit 2010 und Online-Studiengang Tauhid

Ich denke, die Menschen sollten sich weniger fragen, warum Gott Leid zulässt. Ich finde, wir sollten uns eher fragen, warum die Menschen Leid zulassen.

Menschen sind an Leid schuld, nicht Gott. Es ist die Schuld einiger Menschen, dass andere z.B. hungern. Im Krieg hungern z.b. Menschen, aber den Krieg haben die Menschen begonnen. Auch wenn sich die Regierung eines Landes nicht genug um die eigene Bevölkerung kümmert, kann es zu Armut und Hunger kommen. Daran sind dann also auch Menschen schuld.

Wenn alle Menschen nach der Nächstenliebe handeln würden, so würde es keinen Krieg geben und alle Menschen würden satt werden.

Ich glaube an Gott, ich bin Christ. Es gibt meiner Meinung nach durchaus gute/überzeugende Gründe/Argumente, um an Gott zu glauben:

Ich glaube, dass diese Welt durchdacht und geplant wurde, ich glaube nicht, dass die Erde "einfach so" entstanden ist. Auch gibt es die Meinung, dass für den Urknall ein Eingreifen von Gott nötig ist.

Auch gibt es Wunder, die von Ärzten untersucht werden. Wenn es keine wissenschaftliche Erklärung gibt, warum ein Mensch gesund wurde, dann wird das Wunder auch bestätigt. Die Ärzte wissen auch nicht immer, dass ihre Untersuchungen für die Kirche sind.

Ich glaube auch an ein Leben nach dem Tod. Sie können im Internet nach "Mädchen begegnet Jesus" suchen (ohne Anführungszeichen). Das sind Gründe, um an Gott und an ein Leben nach dem Tod zu glauben.

Ich habe auch Sachen erlebt, die meinen Glauben gestärkt haben.


Ich habe eines Tages angefangen zu beten, als ich keine Auswege mehr fand. Alles, was ich hoffte, wurde wahr. Alles, wofür ich gebetet habe, ging in Erfüllung.

Es gab bisher kein einziges Mal, an dem sich Gott für mich nicht bewiesen hat. Wenn er wirklich nicht existiert, wäre das ein zu krasser Zufall. Deswegen glaube ich an ihn.

Fange einfach an, zu beten, dich für alles zu bedanken, und zu hoffen. Nach ca. 2-3 Monaten kannst du es dann nochmal beurteilen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Adventure232 
Beitragsersteller
 08.01.2025, 22:02

War noch nie so religiös brauche das auch nicht

abisbruder  08.01.2025, 22:05
@Adventure232

Im diesseits braucht es eigentlich niemand um genau zu sein. Wenn du dir jedoch anschaust was die Konsequenzen im Jenseits sein werden, dann bist du mehr auf Religion angewiesen als auf alles andere.

Warum es so viel Leid auf der Welt gibt:

Die Bibel beschreibt im 1. Buch Mose, dass die ersten Menschen am Anfang im Garten Eden in quasi paradiesischen Zuständen gelebt haben. Sie hatten aber schon die Freiheit, die wir heute auch haben: Mit oder ohne Gott leben zu wollen. Irgendwann haben sie sich dazu entschieden, ihr eigenes Ding zu machen und ohne Gott leben zu wollen (bzw. sie wollten sein wie Gott). Auch wenn das nicht ganz einfach zu verstehen ist und durchaus viele Fragen bleiben, aber alles Negative und Böse wie Tod, Krankheit, Schmerz, Leid usw. war das Ergebnis dieser Entscheidung und gewollten Trennung von Gott.

Trotzdem hat Gott die Menschen nicht verlassen, obwohl das vielleicht verdient gewesen wäre. Er hat einen Rettungsanker ausgeworfen, dass sie Menschen, die an ihn glauben, wieder zu ihm finden können. Dafür ist Jesus Christus am Kreuz gestorben, dass die, die an ihn glauben und um Vergebung ihrer Sünden bitten, erlöst werden und das ewige Leben geschenkt bekommen. Wenn man überlegt, dass das Leben nach dem Tod ewig und für immer dauert, sind vielleicht die negativen Dinge, die wir hier erleben, nicht mehr ganz so schlimm (wenn natürlich noch schlimm genug). Aber auch hier zwingt Gott wieder niemanden: Jeder kann entscheiden, ob er nach dem Tod bei Gott sein möchte oder nicht...

Zur Frage, warum Gott Leid zulässt, finde ich auch die Argumentation des folgenden Artikels sehr interessant: Die Warum-Frage - Gott und das Leiden auf der Welt

Warum ich glaube, was ich glaube:

Es gibt - für mich - einfach viele Gründe (Belege, Beweise, Indizien oder wie man das nennen möchte) dafür, dass es einen Gott gibt, der uns erschaffen hat und dem es eben gerade gefallen hat, sich uns in der Bibel zu offenbaren (die Bibel selbst, die Historizität der Auferstehung Jesu, erfüllte biblische Prophetie, der rote Faden durch die Bibel, Gottes Heilsplan, dass wir die Ewigkeit "in unserem Herzen" haben (dass die Sehnsucht und das Wissen nach einer ewigen Existenz in uns verankert ist; wir merken und spüren, dass das Leben mit dem Tod nicht einfach vorbei ist), dass das Evangelium [= die "Frohe Botschaft" der Errettung durch den Glauben und Gottes Gnade, Liebe und Barmherzigkeit] die Präzision der Überlieferung der biblischen Bücher, die Schöpfung usw.).

5 Beispiele dafür:

Friedrich der Große fragte seinen gläubigen Reitergeneral von Zieten mal, wie er denn die Wahrheit der Bibel beweisen wolle. Von Zieten antwortete nur: "Die Juden, mein König, die Juden!"

Das ist erstaunlich, denn von Zieten konnte damals nur feststellen, dass die Juden, wie von der Bibel vorhergesagt, in viele Länder zerstreut wurden und ihre nationale Identität über so lange Zeit erhalten haben.

Heute können wir feststellen, dass noch viel mehr biblische Prophetie für das Volk Israel erfüllt wurde: Die Juden wurden wieder im angestammten Land gesammelt; diese Sammlung geschah aus vielen Ländern; die meisten nach Israel zurückkehrenden Juden glauben nicht an Jesus als ihren Herrn und Messias; die Staatsgründung erfolgt plötzlich und unter ständigen Konflikten mit den Nachbarstaaten; das Land beginnt nach der Ankunft der Juden aufzublühen.

All das beobachten wir direkt vor unseren Augen. Das sind weder Logikfehler noch ungenaue Prophezeiungen oder gar sich selbst erfüllende Prophezeiungen. Christen haben schon im 18. und 19. Jahrhundert gesagt, dass sich diese Dinge erfüllen würden, eben weil es in der Bibel steht.

Empfehlenswert ist auch dieser Artikel: Ist die Bibel wirklich Gottes Wort?

Jesus, der christlich gesehen als einziger wirklich unschuldig war, hat zugelassen, dass er stirbt. Gott lässt durchaus auch Tod von Unbeteiligten zu, denn Tod ist im christlichen Verständnis nichts endgültiges.